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Experten diskutieren über "Sprachenbabylon EU"  
  In der EU konnte man sich bislang nicht auf eine gemeinsame Amtssprache einigen. Wie viele Sprachen wird der Europäer der Zukunft beherrschen müssen? Antworten darauf suchen Experten bei den "Payerbacher Hofgesprächen".  
Während man bei der Tagung Niederösterreich nach Rezepten gegen das "Sprachen-Babylon" in der EU sucht, wird Sprache auch auf internationaler Ebene thematisiert: Am Sonntag, den 26.9.04 feiert man den "Europäischen Tag der Sprache".
->   European Day of Languages 2004
Doppelrolle der Sprache
Sprache spielt eine spannungsgeladene Doppelrolle: als Kulturträgerin auf der einen und praktisches Kommunikationsmittel auf der anderen Seite. Zunächst stiftet sie Identität, und hat möglichst authentisch zu bleiben.

Ihre zweite Funktion erfordert in erster Linie Verständlichkeit und Klarheit - vor allem, um sie auch in andere Sprachen übersetzen zu können.

Wie man sich in einer vielsprachigen Europäischen Union untereinander mitteilen soll, in der so viele Muttersprachen daheim sind - und das ohne nationale Gefühle zu verletzen:

Darüber zerbrechen sich nicht nur EU-Bürokraten die Köpfe, sondern auch die Teilnehmer der Payerbacher Hofgespräche, die aus ganz Europa zusammenkommen.
->   Programm der Payerbacher Hofgespräche (pdf-File)
Österreich-Ungarn: Umgangs- statt Muttersprache
"In Österreich hat es übrigens nicht 'Muttersprache', sondern 'Umgangssprache' geheißen. Man hat auch in Zeiten der nationalen Auseinandersetzung in der Muttersprache begonnen - ein, zwei Sätze - und dann hat man auf die verständliche Kommunikationssprache, nämlich auf das Deutsche, umgeschaltet", so Haselsteiner.

Der Vergleich mit der Europäischen Union sei seiner Meinung nach legitim: Denn über ein Drittel des operativen Budgets der Europäischen Union werde gegenwärtig für Übersetzungskosten aufgewendet: "Ob sich die Europäische Union bei der Vielfalt der Aufgabenstellungen das a la longue leisten kann, wage ich persönlich zu bezweifeln"
Rezept für die Zukunft: Dreisprachigkeit
Haselsteiners Rezept für die Zukunft der europäischen Sprachentwicklung fällt überraschend klar
aus. Man müsse neben der Muttersprache auch eine Amtssprache der EU sowie die Sprache eines Nachbarvolkes erlernen:

"Rein technisch betrachtet sowie aus Sicht der Ausbildung wäre es kein Problem, dass alle Europäer zumindest dreisprachig sind."
Korridor des gegenseitigen Verstehens
Damit müsse aber schon im Kindergartenalter begonnen werden, und die Kinder schaffen das auch, beruft sich Horst Haselsteiner auf aktuelle Erkenntnisse der Erziehungswissenschaft.

Mit der Nachbarsprache entsteht dann sozusagen ein Korridor des gegenseitigen Verstehens, der diesen Europäer der Zukunft auf viele Arten beweglich macht.

Martin Haidinger, Ö1-Wissenschaft
->   Der Beitrag im Audioformat bei oe1.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010