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Medikamente am Steuer: Test für Autolenker  
  Auch Medikamente beeinflussen Reaktionsfähigkeit und Wahrnehmung. Mediziner wollen jetzt einen Test entwickeln, der feststellen soll, ob man trotz Einnahme von Arzneien sicher ein Auto lenken kann.  
Wer regelmäßig starke Schmerzmedikamente einnimmt - und das sind in Österreich rund 200.000 Menschen - muss theoretisch zum Amtsarzt gehen und seine Fahrtüchtigkeit überprüfen lassen. Dann bekommt er einen befristeten Führerschein ausgestellt.

Und auch Mittel gegen Grippe, Allergien oder Diabetes können beim Autofahren gefährlich sein.
Praxistest beim ÖAMTC
Auf Initiative des Wiener Schmerzexperten Wilfried Ilias fand nun beim ÖAMTC in Teesdorf ein erster Pilotversuch statt.

Mit einem Fahrtest soll gemessen werden, ob die regelmäßige Einnahme morphinhaltiger oder anderer starker Schmerzmittel die Reaktionsfähigkeit und das Fahrverhalten so stark beeinträchtigen, dass das Lenken eines Autos gefährlich ist.
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Sicherheit für Patienten als Autolenker
"Das Fernziel dieser Pilotstudie wäre, dass jeder Patient, der Medikamente einnimmt, die die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen - das sind nicht nur Schmerzmittel, es gibt sehr viele Medikamente wie Antiepileptika, blutdrucksenkende Mittel und andere mehr - die Sicherheit hat, wenn er einen derartigen Test macht." Falle dieser etwa positiv aus, könne er fahren, "und wenn dieser Test negativ ausfällt, ist er gut beraten, nicht zu fahren", sagt der Initiator Wilfried Ilias vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien.
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Stress- und Blickuntersuchung
Für den Praxistest wurden zwei freiwillige Versuchspersonen und drei Schmerzpatienten mit Sensoren ausgestattet, die Hautleitwerte, Herz- und Atemfrequenz registrieren. So soll der Stress beim Fahren mit und ohne Medikamente bestimmt werden.

Das Herzstück der Untersuchung ist jedoch eine ultraleichte Messbrille, die mit zwei Mini-Videokameras ausgestattet ist. Die Kameras filmen jeweils die Blickperspektiven des Trägers und die Bewegungen der Pupille seines Auges.

Das mobile System beeinträchtigt weder die Beweglichkeit noch das Sichtfeld der Versuchsperson.
"Viewpoint-System"
Diese österreichische Entwicklung namens Viewpoint-System ermöglicht eine exakte Aufzeichnung, Auswertung und Analyse von Blickbewegungen im Straßenverkehr, kombiniert mit den Stressreaktionen.
Erstes Ergebnis: Kein wesentlicher Unterschied
Nach dem Test ohne Medikamente schlucken die freiwilligen Testfahrer ein morphinhältiges Medikament - und warten, bis die Wirkung eintritt. Die Ergebnisse werden mit jenen von drei Patienten verglichen, die über längere Zeit starke Schmerzmittel schlucken.

Das Ergebnis bei diesem ersten Test zeigte keinen wesentlichen Unterschied zwischen dem Fahren mit und ohne Medikamente. Schmerzpatienten fixieren zwar etwas länger, um Gefahrensituationen zu erkennen. Die Reaktion war jedoch nicht verlangsamt.

Das bedeutet, dass ärztlich kontrollierte Dauereinnahme von Schmerzmedikamenten nicht unbedingt die Fahrsicherheit beeinträchtigen muss.
Entwicklung eines standardisierten Labortests
Die Forscher wollen jetzt noch einen weiteren Praxistest mit mehr Versuchspersonen und kontrolliert Scheinmedikamenten durchführen. Mit Hilfe der Ergebnisse wollen sie einen standardisierten Labor-Test entwickeln.

Im Fahrsimulator soll dann jeder Autofahrer schnell und einfach seine Reaktionsfähigkeit auf verkehrsrelevante Situationen überprüfen können.

Syliva Unterdorfer, Modern Times
->   www.viewpointsystem.at
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Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in der Sendung "Modern Times" am Freitag, 24.9.2004, um 22.35 Uhr in ORF 2.
->   Modern Times
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01.01.2010