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Cortison nach Hirntrauma: Mehr Schaden als Nutzen  
  Lange Zeit wurden Menschen mit Schädel-Hirn-Traumen mit Cortison behandelt, um auf die Verletzung folgende Entzündungsprozesse zu dämpfen. Doch Cortison schadet laut einer aktuellen Studie mehr als es nützt.  
So lautet das Ergebnis einer riesigen internationalen Studie mit österreichischer Beteiligung, die vor kurzem in der britischen Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlicht wurde. Demnach erhöht sich die Todesrate nach der Anwendung des Medikaments gar um etwa 20 Prozent.
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Die Studie "Effect of intravenous corticosteroids on death within 14 days in 10 008 adults with clinically significant head injury (MRC CRASH trial): randomised placebo-controlled trial" ist in "The Lancet" (Bd. 364, S. 1321, Ausgabe vom 9. Oktober 2004) erschienen.
->   Die Studie in "The Lancet"
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Studie mit mehr als 10.000 Teilnehmern
Die Wissenschaftler überprüften das alte Dogma, wonach Methylprednisolon in Form von Infusionen nach einer schweren Schädelverletzung schwere Konsequenzen verhindern könnte, im Rahmen der so genannten CRASH-Studie.

Insgesamt wurden 10.008 Erwachsene nach solchen Unfällen innerhalb von acht Stunden nach dem Unfall in zwei Gruppen eingeteilt.

Die eine Hälfte erhielt über 48 Stunden hinweg die Cortison-Infusionen, die andere Hälfte bekam ein Scheinmedikament (Placebo). Nach zwei Wochen bzw. nach sechs Monaten wurden die Verletzten erneut untersucht.
->   CRASH-Studie (London School of Hygiene & Tropical Medicine)
20 Prozent höhere Todesrate
Das Ergebnis war für die Gabe von Methylprednisolon ernüchternd. Die Ärzte im "Lancet": "Im Vergleich zum Placebo war die Gesamtsterblichkeit in der Gruppe, welche Cortison bekam, innerhalb der ersten beiden Wochen nach dem Unfall höher (1.052 Todesfälle oder 21,1 Prozent versus 893 Todesfälle oder 17,9 Prozent)."

Das Todesrisiko lag demnach um 18 Prozent höher als bei Nichtanwendung des Medikaments. Das Ergebnis war statistisch signifikant. Die Auswertung der Sechs-Monats-Daten läuft derzeit noch.
Deutliche Resultate: Studie abgebrochen
An der Studie nahmen auch österreichische Experten, so zum Beispiel Christian Eybner vom Waldviertelklinikum in Horn (Niederösterreich) und Sylvia Fitzal (Wiener Wilhelminenspital) teil.

Die Untersuchung wurde schon nach der Hälfte der geplanten Aufnahme von Probanden abgebrochen, weil sich der Unterschied zwischen den beiden Gruppen so deutlich heraus kristallisierte.
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Mangelnde Versorgung nach Schädel-Hirn-Trauma (5.12.02)
 
 
 
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01.01.2010