News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Meteoritenkrater: Österreicher erforschen "Klimaarchiv"  
  Einer der jüngsten Meteoritenkrater der Erde, der Bosumtwi-Krater in Ghana, stand in den vergangenen Monaten im Mittelpunkt umfangreicher wissenschaftlicher Untersuchungen. Zum Teil unter österreichischer Führung hat ein multinationales Team in Bohrungen mehr als 2.000 Meter Bohrkerne aus den Tiefen des Kraters geholt. Die Forscher interessieren sich vor allem für die im Laufe der Jahrtausende am Kraterboden abgelagerten Sedimente, in denen Informationen über die Klimageschichte Westafrikas gespeichert sind.  
Ebenfalls Gegenstand von Untersuchungen ist eine durch die Hitze des Meteoriteneinschlags geformte Gesteinsschicht, die Aufschluss über die Vorgänge des Impact geben soll. Dies teilte der Wissenschaftsfonds FWF mit, der das Projekt unterstützt.
Bosumtwi-Krater: Geschmolzene Gesteinsschichten
 
Bild: Christian Köberl

Der Bosumtwi-Krater mit einem Durchmesser von elf Kilometern ist mit einer Million Jahre einer der jüngsten Einschlagskrater auf der Erde und bestens erhalten.

Er weist als einer von nur vier der insgesamt 170 bekannten Impact-Krater auf der Erde eine geologische Besonderheit auf: durch die gewaltige Energie beim Einschlag wurden die obersten Gesteinsschichten geschmolzen.

Dieses Material, das durch die Wucht des Einschlags in bis zu 1.000 Kilometer Entfernung verstreut wurde, verwandelte sich beim Abkühlen in Gesteinsglas (so genannte Tektite).
->   Mehr zu Tektiten bei Wikipedia
Sedimente als Klimaarchiv
Ein weiterer Punkt macht den Bosumtwi-Krater besonders interessant: Er ist von einem acht Kilometer großen See gefüllt. "In diesem See haben sich seit einer Million Jahren Sedimente angesammelt.

Je nach Jahreszeit wurden Einträge durch den atlantischen Monsun oder von der Sahelzone abgelagert. Damit bietet diese Sedimentschicht ein vollständiges Archiv der Klimavorgänge der letzten Million Jahre in Westafrika", erläutert der österreichische Projektleiter Christian Köberl vom Institut für Geologische Wissenschaften der Universität Wien die Bedeutung des Kraters.
...
Bohrungen liefern zweierlei Informationen
Diese Sedimente liegen direkt über jener Gesteinsschicht, die durch den Meteoriteneinschlag geformt wurde und damit den eigentlichen Krater ausmacht. Mit den Bohrungen in den Untergrund des bis zu 80 Meter tiefen Sees können also gleichzeitig Informationen über Klimavorgänge als auch über den Ablauf eines Meteoriteneinschlags gesammelt werden. Ein Forscher-Team aus sieben Nationen war seit Juni dieses Jahres bei dem Krater tätig, die Bohrungen erfolgten von einer schwimmenden Bohrplattform aus.
...
Erste Bohrungen durchgeführt
Zuerst wurden unter der Leitung eines US-Forschers in sechs Bohrungen Bohrkerne mit einer Gesamtlänge von 1.850 Metern aus der 150 bis 250 Meter starken Sedimentschicht geholt. Die von Köberl geleiteten Bohrungen in das Kratergestein begannen Ende August.

Bei zwei Bohrungen in das unter dem Sediment liegende und durch den Einschlag entstandene Gestein wurden weitere 350 Meter an Bohrkernen gezogen. Von diesem Material erhoffen sich die Wissenschaftler Aufschluss darüber, was mit den Gesteinen bei den gewaltigen Energien, die bei einem Impact frei werden, passiert.

Außerdem wollen sie Hinweise auf Typ und Zusammensetzung des Meteoriten finden, der vor einer Million Jahren den Krater geformt hat.
Meteoritenschicht dünner als erwartet
Schon die ersten Auswertungen des Probenmaterials ergaben eine große Überraschung: Jene Schicht, die durch die physikalischen Vorgänge während des Meteoriteneinschlags gebildet wurde, ist bei weitem nicht so mächtig, wie alle vorangegangenen Analysen und Messungen vermuten ließen.

Erst die Auswertung der derzeit in 122 Kisten nach Europa verschifften Bohrkerne wird die Antwort auf die Frage liefern, warum dies so ist.
...
Internationales Konsortium
Finanziert wird das mit mehreren Millionen Dollar budgetierte Projekt unter anderem durch den FWF und die Österreichische Akademie der Wissenschaften. Den Hauptteil trägt ein internationales Konsortium im Rahmen des "International Continental Scientific Drilling Program" (ICDP), dem Länder wie die USA, Kanada, Deutschland, China, Japan und seit zweieinhalb Jahren auch Österreich angehören.
->   Wissenschaftsfonds FWF
...
->   Institut für Geologische Wissenschaften (Uni Wien)
->   Das Stichwort Meteorit im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010