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Forscher wollen perfekten Weihnachtsbaum klonen  
  Weihnachtsbäume, die zu krumm sind, zu stark nadeln oder zu dünne Zweige haben: Damit soll bald Schluss sein. Forscher in Dänemark basteln an der perfekten Nordmann-Tanne.  
Im Botanischen Labor in Kopenhagen soll mit Hilfe der Gentechnik ein perfekter Baum entstehen, der die Familien in einhelliges Schwärmen versetzt: der geklonte Weihnachtsbaum.
In zehn bis 15 Jahren Wirklichkeit
"Es ist ein alter Traum, den perfekten Christbaum durch Klonen zu reproduzieren und dadurch die Massenproduktion von Luxus-Bäumen für die Allgemeinheit zu ermöglichen", sagt Jens Find, leitender Forscher am Kopenhagener Botanik-Institut.

Der Traum dürfte "in zehn bis 15 Jahren Wirklichkeit werden", sagt Find. Seit den 90-er Jahren tüfteln die Wissenschaftler an dieser Aufgabe.

Sie leisteten in diesem Bereich "Pionierarbeit", sagt einer von ihnen, Michel Kristensen. Zwar sei die angewandte Technik bekannt. "Aber wie beim Kochen kommt es auf das gewisse Etwas an. Und ich bin mir sicher, dass wir den anderen im Weihnachtsbaum-Klonen etwas Voraus haben."
Exporteuropameister Dänemark
Mit Weihnachtsbäumen kennen sich die Dänen schließlich aus. Ihr Land ist Exporteuropameister von Tannen. Rund zehn Millionen Bäume und 35.000 Tonnen Tannenzweige führt Dänemark jedes Jahr in andere europäische Länder aus, vor allem nach Deutschland. 95 Prozent der exportierten Bäume sind die begehrten Nordmann-Tannen.

Für den Dezember-Verkauf rechnen die 4.000 dänischen Weihnachtsbaumzüchter in diesem Jahr mit insgesamt 148 Millionen Euro Umsatz.
Viele Bäume nicht geeignet
In Europa sei die edle Nordmann-Tanne "der König", sagt Bent Christensen von der Vereinigung der dänischen Weihnachtsbaumzüchter. Dennoch verzeichneten die Dänen "riesige" Umsatzrückgänge, beklagt er.

"Denn fast die Hälfte der angebauten Christbäume müssen weggeworfen werden, weil sie verformt und nicht für den Verkauf geeignet sind."
Baum-Test im Labor und im Freien
Diesen Unsicherheitsfaktor auszuräumen, ist die Aufgabe der Kopenhagener Forscher. In ihrem Labor teilen sie winzige, nur 0,2 Millimeter kleine Triebe in zwei Teile und frieren einen von ihnen bei 196 Grad unter Null ein.

Der andere Teil wird in einen Nährstoffboden eingesetzt und zunächst in einem sterilen Brutkasten aufgezogen. Nach etwa vier Monaten kommen die Triebe, die dann rund 2,5 Zentimeter groß sind, in die Gewächshäuser eines Gärtners auf der Insel Fünen.

"Die Pflanzen bleiben mindestens ein Jahr im Treibhaus, bevor sie im Freien eingepflanzt werden", sagt Jens Find. "In rund zehn Jahren können wir vielleicht die Weihnachtsbäume unserer Träume haben."
Auftauen des perfekten Exemplars
Bis dahin müssen die Forscher beobachten, wie ihre in ganz Dänemark verteilten Bäume an der frischen Luft gedeihen. "Wir werden in fünf bis sechs Jahren sagen können, wie diese Bäume sich entwickeln, und wir können dann diejenigen herauspicken, die die besten genetischen Qualitäten haben", sagt Find.

Wenn dann der perfekte Baum ausgemacht sei, werde der eingefrorene Trieb benutzt, um je nach Bedarf "tausende oder Millionen" Kopien herzustellen.

Slim Allagui, AFP, 20.12.04
->   Mehr über die Nordmanntanne (Liber Herbarum)
->   Botanik-Institut Kopenhagen
 
 
 
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01.01.2010