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"Smart Homes" - Das Haus als Maschine  
  Konkrete Fragen unserer zukünftigen Wohnsituation verhandelt zur Zeit das Symposium Lifescapes im Wiener Künstlerhaus. Eine der zentralen Fragestellungen: Steht die Zukunft des Wohnens im Zeichen des Smart Homes, des komplett vernetzten, automatisierten Hauses?  
Warum die Menschen dem Konzept des vernetzten Hauses skeptisch gegenüberstehen haben im Rahmen von Lifescapes die Sozialwissenschaftler Frank Helten und Michael Andritzky zu ergründen versucht.

In Zeiten der immer weiter fortschreitenden Vernetzung von Privatem und Öffentlichem Raum durch neue Technologien müssten sich auch die Sozialwissenschaften den neuen Problematiken annehmen, so ihr Plädoyer.
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Lifescapes
Ort: Künstlerhaus Wien, Karlsplatz 5

Zeit: 17. bis 19. Mai 2001, Beginn jeweils 9.00 Uhr

Das genaue Programm finden Sie in www.lifescapes.at
->   www.lifescapes.at
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Was hält der Mensch vom Smart Home?
Frank Helten hat in mehreren empirischen Untersuchungen versucht, die Akzeptanz von "Otto Normalverbraucher gegenüber dem Konzept des Smart- bzw. Intelligent-Home zu ergründen." Sein Resümee aus den Studien: "Die Akzeptanz gegenüber dem Smart-Home-Konzept ist deutlich gestiegen."
Nutzer im Zentrum
Doch zeichnet sich seiner Meinung nach ein deutlicher Trend ab: der Nutzer steht mehr und mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit. Gerade deswegen sei es auch so wichtig, dessen Erwartungen an und vor allem auch Ängste vor zukünftigen Wohnformen zu erfragen.

Ergebnis seiner Studien: Die Menschen sehen den Vorteil neuer, vernetzter Lebensräume vor allem im Aspekt der Sicherheit und Kontrolle. Die Automatisierung des Alltags, einst der Beginn der Technisierung unserer Häuser, liege dagegen nur an zweiter Stelle.
Angst vor Überwachung
Hauptgrund für eine skeptische Haltung gegenüber dem Smart-Home-Konzept ist die Angst vor der Überwachung und Kontrolle durch Außenstehende.

Der vielzitierten Befürchtung der "connected isolation" (Peter Sloterdijk), also der Angst vor der sozialen Vereinsamung in einer vollvernetzten Umwelt, hat sie längst den Rang abgelaufen.
Integrierte Konzepte: Eine soziale Aufgabe
Heltens Folgerung: Die Entwicklung von integrierten Konzepten für vernetztes Wohnen und Arbeiten sei nicht nur als technische, sondern auch als soziale Aufgabe zu begreifen.
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Frank Helten
Frank Helten ist Sozialforscher am Berliner Institut für Sozialforschung und arbeitet im Bereich "Technik, Stadt, Dienstleistung". Sein Interesse liegt vor allem auch auf dem Bereich der so genannten "smart homes".
->   Berliner Institut für Sozialforschung
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Handfeste Beispiele
Michael Andritzky bringt in seinem Vortrag "Das Haus als Maschine" vor allem handfeste Beispiele der technologischen Entwicklung im Bereich des Wohnens.

Das Bett, das Schnarcher mit einem sanften Stups weckt, der Esstisch, der sich - je nach Gästezahl - automatisch verlängert. Und das wohl skurrilste Beispiel: die japanische Toilette, die mit Sensoren die morgendlichen Exkremente auf die körperliche Befindlichkeit hin analysiert. All das sind Exempel für einen Industriezweig, der beständig wächst.
Kein neuer Traum
Der Traum der hier geträumt wird, vom vollautomatisierten Leben ohne Anstrengungen und voller Bequemlichkeiten, dieser Traum, so Andritzky, sei nicht neu.

In Wirklichkeit leben wir längst mitten darin, wie er nachweist: Die moderne Funktionsküche ist nur ein Beispiel. Doch die rationelle Kompaktküche, so der Soziologe, hat nicht gehalten, was die Werber einst versprachen.
Emanzipation als Utopie
Die Emanzipation der Frau sei Utopie geblieben, sagt Andritzky. In Wirklichkeit habe die Frau nun eine Dreifachbelastung: Beruf, Kindererziehung und Hausfrau.

Auch der Staubsauger sei in Wirklichkeit - wie inzwischen vielfach nachgewiesen - zur Schmutzbekämpfung völlig überflüssig, da er keinesfalls gegen die Staubmilben helfe.
Begehren nach immer mehr Komfort
Das einzige, was offenbar als permanentes Bedürfnis den gigantischen Entwicklungsaufwand legitimiert, sei das Begehren nach immer mehr Komfort und Bequemlichkeit. Woran, so Andritzky, die Frage anschließe: Was ist elektronischer Komfort?
Energieeinsparung und Resourcenschonung
Was Andritzky jedoch als ein Thema sieht, das im Rahmen des Smart-Home-Konzeptes genauere Betrachtung verdient, ist Energieeinsparung und Resourcenschonung.

Wahrscheinlich werde es nur durch elektronische, den Energieverbrauch steuernde Haussysteme möglich sein, die Energiebilanzen der privaten Haushalte zu verbessern. Und genau darüber solle man in Zukunft diskutieren.
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Michale Andritzky
Michael Andritzky bezeichnet sich selbst als "freischaffenden Menschen". Sein besonderes Interesse gilt den intelligenten und gleichzeitig populären Formen der Kulturvermittlung über die Medien. Mit dem Thema Wohnen hat er sich auch in Buchform beschäftigt: "Oikos, Von der Feuerstelle zur Mikrowelle: Haushalt und Wohnen im Wandel."
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Beim Symposion "Lifescapes ¿ Zukünftiges Wohnen zwischen Privat und Öffentlich" geht es um Aspekte, um Prozesse, die zukünftige Wohnformen bestimmen.

Sabine Aßmann, ORF ON Science
->   Österreichische Gesellschaft für Architektur
Mehr zu Lifescapes in science.orf.at
->   Georges Teyssot: Grenzen des Wohnens
Lifescapes in ORF ON Kultur
->   Wohnen durch die Soziologenbrille
 
 
 
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01.01.2010