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Sonne verursachte Untergang der Maya  
  Wissenschaftler haben immer schon gerätselt, warum die hochentwickelte Kultur der Maya unterging. Eine neue Studie legt nahe, dass gerade das Gestirn, das in ihrer Religion einen zentralen Platz einnahm, ihnen das Ende brachte: die Sonne.  
Eine neue Studie von US-Wissenschaftlern will zeigen, dass eine extreme Dürreperiode, ausgelöst durch Schwankungen der Sonnenaktivität, den Mayas letztlich den Untergang brachte.
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Die Ergebnisse der Studie wurden im aktuellen Science Magazine veröffentlicht (18. 05.2001, Vol. 292 No. 5520). Der Artikel ist kostenpflichtig.
->   Solar Forcing of Drought Frequency in the Maya Lowlands
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Über 850 Jahre blühende Maya-Kultur
Die Mayas waren über eine Periode von fast 900 Jahren ein zivilisatorisch hoch entwickeltes Volk. Während ihre Kultur blühte, entstanden Städte, Tempel, Kulturbauten, Zeremonialzentren.

Astronomie und Mathematik waren weit entwickelte Wissenschaften, die überlieferten Berechnungen ¿ wie zum Beispiel das Kalendersystem - sind von höchster Genauigkeit.

Als sachkundige Astronomen beobachteten die Mayas die Himmelskörper vor allem aus religiösem Interesse. Ihre oberste Gottheit war der Himmels- oder Sonnengott Itzamna.
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Maya
Das Volk der Maya lebte auf der zentralamerikanischen Halbinsel Yucatan. Heute umfasst die Gegend die mexikanischen Bundesstaaten Yucatan und Campeche sowie den Nordteil Guatemalas und Belize. Archäologen teilen die Geschichte zumeist in vier Perioden ein: die Vorklassische Periode (500 v.Chr. bis 0), die Klassische Periode (0-850 n.Chr.), die Verfallsperiode (850-900 n.Chr.) und schließlich die Spätzeit (900-1541 n.Chr.). Während der Hochphase ihrer Kultur gab es mehr als 40 große Städte mit einer Einwohnerzahl von 5.000 bis 50.000 Menschen.
->   Mehr zur Kultur der Maya auf britannica.com
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Dennoch: Zwischen 850 und 900 wurden in schneller Folge die Zeremonialzentren verlassen und das hochentwickelte Kalendersystem verschwand spurlos. Die genauen Gründe hierfür sind nicht bekannt, wenn auch zahllose Hypothesen aufgestellt wurden.
Gesteinsprobe aus dem Chichancanab See
Das Wissenschaftler-Team unter der Leitung des Paläoklimatologen David Hodell untersuchten eine Gesteinsprobe aus dem Boden des Chichancanab Sees in Zentral-Yukatan.
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Chichancanab-Gesteinsprobe
Der 1,9 Meter lange Bohrkern umfasst einen geologischen Zeitraum von ungefähr 2.600 Jahren. Analysiert werden konnten die klimatischen Bedingungen in Abständen von sechs bis sieben Jahren. Dabei war vor allem der Gehalt von Kalziumsulfat von Interesse, anhand dessen sich Dürreperioden feststellen lassen.
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Chronologie der Dürreperioden
Anhand der gewonnenen Daten konnten die Forscher eine detaillierte Chronologie der Dürreperioden in der Gegend des Sees erstellten.

Die Ergebnisse zeigten, dass genau gegen Ende der Blütezeit der Maya-Kultur (750¿900 n.Chr.) das Land von besonders langen und extremen Dürren heimgesucht wurde. Die längste niederschlagsarme Periode reicht von c.a. 750 bis 850 n.Chr.
Was verursachte die Dürre?
Auch einen Verursacher der extremen Dürre wollen die Autoren der neuen Studie nun ausgemacht haben. Das von den Mayas besonders verehrte Himmelsgestirn, die Sonne, soll dafür verantwortlich sein.

Laut Studie findet sich in der Klimageschichte des Chichancanab Sees ein wiederkehrendes Muster: Etwa alle 208 Jahre kam eine Dürreperiode. Das aber korrespondiere genau mit den Daten über die Solaraktivität im entsprechenden Zeitraum.
Genaue Überschneidung
Denn auch die Sonnenaktivität schwankt in Zeitspannen von etwa 206 bis 208 Jahren. Diese alle 200 Jahre auftretenden Schwankungen bei Sonnenaktivität und Klima überschneiden sich genau.

Möglicherweise also war die Solaraktivität der Auslöser für die Dürreperioden, wobei Hodell anmerkt, dass auch andere Faktoren eine Rolle gespielt haben müssen.
Nicht ohne Widerspruch
Doch es gibt es auch kritische Gegenstimmen aus dem Bereich der Archäologie: Laut diesen begann der kulturelle Abstieg der Mayas im eher feuchteren Norden, während die südlichen Städte noch während der Dürreperiode blühten.

Das größte Problem der neuen These, so der Archäologe Matt E. O'Mansky von der Vanderbilt University in Tennessee, sei die Frage, warum gerade in einer Dürreperiode die Städte in der trockenen Gegend länger überlebt haben sollten als in den wasserreicheren Gebieten.

(red)
->   Science
Mehr Informationen und Bilder zur Kultur und Geschichte der Maya:
->   Maya Adventure
->   The Maya Astronomy Page
->   The Maya today
 
 
 
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01.01.2010