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Walgesänge über Tausende Kilometer hinweg  
  Wale können nicht gut sehen, ihr Gehörsinn ist aber wie der Geruchssinn gut entwickelt. Ortung und Verständigung mit Artgenossen geschehen durch Laute im Ultraschallbereich. US-Forscher berichten nun von "Walgesängen", die über Tausende Kilometer zur Kommunikation eingesetzt werden können.  
Zeitverzögerung unter Wasser
Christopher Clark vom Forschungszentrum für Bioakustik der Cornell University verfolgt die Walgesänge seit vielen Jahren. War er früher daran gewöhnt, die Untersee-Mikrofone des "Sound Surveillance System (SOSUS)" zum Aufspüren sowjetischer U-Boote einzusetzen, so haben es ihm nun die Blau-, Finn- und Minkwale angetan.

Von seinen Forschungsresultaten berichtete er am Wochenende bei der Jahrestagung der American Association for the Advancement of Science (AAAS). Seiner Ansicht nach gibt es eine Zeitverzögerung unter Wasser. "Ihre Reaktionszeiten bei der Kommunikation sind nicht die gleichen wie unsere."
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Das AAAS Annual Meeting findet heuer vom 17.-21. Februar in Washington statt.
->   AAAS Annual Meeting 2005
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Tausende von Kilometer
Bisher sei wenig Exaktes über die Kommunikation von Walen bekannt gewesen, deshalb habe man nach Strukturen von Verknüpfung und Koordination gesucht. Ein Problem: Die Entfernung der weit auseinander schwimmenden Meeressäuger.

Dank seiner Messungen gebe es nun aber Beweise, dass Wale mit ihren Gesängen über mehrere tausend Kilometer des Ozeans kommunizieren.
Von Neufundland zu den Bermudas
Mit Hilfe von SOSUS können die Gesänge des gesamten Nordatlantiks detektiert und lokalisiert werden - und gleichzeitig die kollektiven Wanderbewegungen der Tiere.

Die Hörleistung der Wale dabei sein enorm: "Wale von Neufundland können Wale von den Bermudas hören", so Clark.
->   SOSUS
Slalom unter Wasser
Das Bewegungsverhalten von Walen beschreibt Clark als einen Slalomkurs unter Wasser. "Wale steuern 400 Kilometer entfernte Meeresgebirge an, erreichen sie, ändern ihren Kurs und verfolgen wieder ein neues Ziel." Dies sei nur zu erklären, wenn Wale über ein akustisches Gedächtnis verfügen so wie die Menschen über ein visuelles.

Warum die Wale derartig lange Distanzen abseits ihres Liebeswerbens überwinden, ist indes noch alles andere als klar. Clark hält es jedenfalls nicht für ein Zeichen von Migration.
Ozean-Smog behindert Liebeswerben
Abgesehen von den Walgesängen hört Clark noch eine Reihe anderer Geräusche mit seinen Unterwasser-Mikrofonen: Lärm, ausgelöst durch Schiffsverkehr, Öl- oder Gasförderung, hat sich in jedem der vergangenen Jahrzehnte verdoppelt.

Unglücklicherweise gehören die von den Walen bevorzugten flachen Küstenlinien auch zu jenen, die von den Menschen bevorzugt werden. Die Lieder der männlichen Wale hätten es durch den "Ozean-Smog" immer schwerer, zu ihren Zielen - den Weibchen - vorzudringen.

science.ORF.at, 21.2.05
->   Cornell Bioacoustics Research Program
->   Mehr über Walgesang (inkl. Hörproben)
->   Mehr über Wale (Wikipedia)
 
 
 
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01.01.2010