News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Aspirin schützt ältere Frauen vor Schlaganfall  
  Aspirin schützt ältere Frauen vor einem Schlaganfall. Das Risiko sinkt bei regelmäßiger Einnahme um 17 Prozent. Dies hat die bisher größte und längste Studie (zehn Jahre) mit Acetylsalicylsäure (ASS) ergeben.  
Rund 40.000 gesunde Probandinnen nahmen daran teil. Die Hälfte von ihnen hatte zehn Jahre lang jeden zweiten Tag 100 Milligramm ASS eingenommen. Die US-Studie ergänzt damit die "Physician's Health Study" von 1988.

Damals hatte sich heraus gestellt, dass die Einnahme von 325 Milligramm ASS jeden zweiten Tag die Herzinfarktrate bei gesunden Männern um 47 Prozent reduziert. Diese Untersuchung hatte vier Jahre lang gedauert.
...
Der Artikel " A Randomized Trial of Low-Dose Aspirin in the Primary Prevention of Cardiovascular Disease in Women" von Paul Ridker und Kollegen wurde am 7. März 2005 im "New England Journal of Medicine" veröffentlicht (DOI: 10.1056/NEJMoa050613).
->   Der Original-Artikel als .pdf
...
Sinn von Primär-Prevention bei Schlaganfallrisiko belegt
"Die Women's Health Study ist die erste große Untersuchung, um einen signifikanten Vorteil von Aspirin in der Primär-Prävention (Vorbeugung bei noch Gesunden, Anm.) von Schlaganfällen zu demonstrieren. Sie hat bestätigt, was wir über die Wirksamkeit bereits aus Untersuchungen über Sekundär-Prävention (Vorbeugung nach einem ersten Akut-Ereignis, Anm.) wissen", kommentierten Paul M. Ridker und Julie E. Buring vom Brigham and Women's Hospital (Boston) die Ergebnisse.
Frauen haben höheres Schlaganfallrisiko
Sie fügten hinzu: "Obgleich nicht allgemein bekannt, erleiden Frauen tendenziell mehr Schlaganfälle als Herzinfarkte im Vergleich zu Männern.

Aus diesem Grund haben diese Präventions-Daten über niedrig dosiertes Aspirin wichtige Implikationen für die öffentliche Gesundheit."
...
Fast 40.000 Frauen über zehn Jahre untersucht
An der Untersuchung nahmen 39.876 amerikanische Frauen im Alter über 45 Jahren Teil. Sie waren bei Eintritt in die wissenschaftliche Untersuchung gesund und hatten keine Symptome von irgendwelchen Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Bei Frauen sind solche Studien besonders schwierig. Da sie in den mittleren Lebensjahren weniger Herzinfarkte und Schlaganfälle bekommen als Männer, muss die Probandengruppe wesentlich größer als bei Männern sein.

Außerdem dauert es länger, bis sich statistisch signifikante Resultate ergeben. An der neuen Studie hat auch der US-Epidemiologe Charles H. Hennekens mitgewirkt, der vor mehr als 15 Jahren federführend an der "Physician's Health Study" mit Ärzten beteiligt war.
...
17 Prozent geringeres Schlaganfall-Risiko
Die Ergebnisse der neuen Studie über die Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen mit Acetylsalicylsäure:

- Bei jenen Probandinnen, die jeden zweiten Tag 100 Milligramm ASS einnahmen, zeigte sich ein 17 Prozent geringere Schlaganfall-Risiko als bei den Frauen, die ein Placebo (Scheinmedikament) eingenommen hatten.

- Die Häufigkeit von Schlaganfällen in Folge von Gefäßverschlüssen (ischämische Schlaganfälle) im Gehirn reduzierte sich um 24 Prozent.

- Bei den tödlichen und nicht tödlichen Herzinfarkten sowie bei der Gesamtsterblichkeit in Folge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zeigte sich kein statistisch signifikanter Effekt der Acetylsalicylsäure.
...
Die Acetylsalicylsäure wurde die 1897 von dem deutschen Chemiker Dr. Felix Hoffmann (Bayer) ursprünglich als Schmerz- und Rheumamittel erfunden. Erst nach rund 90 Jahren wurde erkannt, dass es in niedriger Dosierung auch die Bildung von Blutgerinnseln verhindert, die zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen. Jährlich werden weltweit mehr als 40.000 Tonnen des Wirkstoffs hergestellt.
->   Mehr über Acetylsalicylsäure bei Medicine-Worldwide.de
...
Beste Wirkung bei Frauen über 65
Die beste Wirkung von ASS - dies wurde in Analysen je nach Altersgruppe der Probandinnen herausgefiltert - gab es bei den Frauen über 65. An Nebenwirkungen traten vor allem etwas häufiger Magen-Darm-Blutungen auf.
Diskussion über Empfehlungen wird neu entflammen
Seit Jahren wird weltweit diskutiert, ob man nicht Personen, die noch nicht an Symptomen an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leiden, aber ein hohes Risiko dafür haben, generell empfehlen sollte, regelmäßig geringe Dosen an ASS einzunehmen (zum Beispiel jeden Tag 50 oder 100 Milligramm).

Doch bisher wurde das auch deshalb abgelehnt, weil es keine entsprechenden Studiendaten für Frauen gab. Jetzt dürfte die Diskussion neu entflammen.

[science.ORF.at/APA/dpa, 8.3.05]
->   Mehr über Aspirin im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010