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Vampire können auch laufen  
  Im Gegensatz zu anderen Fledermausarten gleiten Vampirfledermäuse nicht nur lautlos durch die Lüfte: Sie können auch laufen und erreichen laut US-Forschern dabei eine Geschwindigkeit von mehr als 3,6 km/h.  
Bisher wusste man aus Beobachtungen in der Natur, dass der Gemeine Vampir (Desmodus rotundus) "gehen" kann. In Gefangenschaft hat man bei dieser Fledermausart auch eine hüpfende Fortbewegung beobachtet.

Daniel Riskin und John Hermanson von der Cornell University in Ithaca im US-Bundesstaat New York haben diese nun genauer untersucht und ihre Erkenntnisse in "Nature" veröffentlicht.
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Die Studie "Biomechanics: Independent evolution of running in vampire bats" ist in "Nature" (Bd. 434, S. 292, Ausgabe vom 17. März 05) erschienen.
->   Original-Abstract in "Nature"
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Videos am Laufband
Auf einer Ranch in Trinidad haben Riskin und Hermanson fünf männliche Vampire, die sich mit dem Blut von Kühen stärkten, gefangen. Die Fledermäuse mussten auf ein Laufband in einem Plexiglaskäfig, ihre Bewegungen hat man mittels High-speed-Video aufgezeichnet.
Sie gehen nicht schnell - sie laufen
Die Auswertung der Videoaufnahmen verblüffte die Forscher: "Wir wussten, dass sie hüpfen können und schnell sind", so Daniel Riskin im Online-Dienst von "Nature", "aber das hätten wir nicht erwartet": Statt schnell zu gehen, begannen die Fledermäuse zu laufen.

Und zwar auf eine Art, die man sonst von keinem anderen Säugetier kennt, so die Forscher.
Eigene Lauftechnik, schlau wie Hunde
 
Bild: Nature

Fledermäuse sind Flugtiere, ihre vorderen Extremitäten, die Flügel, sind daher viel stärker entwickelt als ihre Hinterbeine. Daher haben sie eine eigene Lauftechnik entwickelt, bei der sie sich mit den Flügeln abstoßen.

Bei diesem "Hüpflaufen" haben die Fledermäuse eine Geschwindigkeit von mehr als 3,6 Stundenkilometern erreicht. Und das wäre sogar noch steigerbar, meinen die Forscher: Wenn die Tiere nicht in Käfigen sind, könnten sie höher springen und damit schneller laufen.

Die Vampire haben sich auch als sehr schlau erwiesen: Die Dynamik des Laufbands hatten sie gleich im Griff. Fledermäuse seien "so gescheit wie Hunde", meint Daniel Rifkin.
->   "Nature"-Video der laufenden Vampire (Quicktime)
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Gemeine Vampire
Die Gemeinen Vampire leben in Süd- und Mittelamerika, sie ernähren sich ausschließlich vom Blut meist großer Säugetiere wie Rinder, Schweine oder Pferde. Wenn diese schlafen, pirscht sich der Vampir über den Boden an sie heran, beißt mit seinen messerscharfen Eckzähnen kleine Löcher in die Haut und trinkt das austretende Blut.
->   Mehr über Vampire (Wikipedia)
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Die Tatsache, dass keine andere Fledermausart am Boden geschickt laufen kann, deute darauf hin, dass diese Fähigkeit schon früh im Verlauf der Evolution verloren gegangen ist. Vermutlich, so die Wissenschaftler, habe der Gemeine Vampir das Laufen später wieder neu gelernt.

Da Vampire am ehesten laufen, wenn sie sich zwischen Beutetieren bewegen, vermuten die Forscher, dass sie dies vor dem Aufkommen großer Tierherden im 16. Jahrhundert wiedererlernt haben. Danach wurden die Distanzen kleiner, die Beute war leichter zu machen.

[science.ORF.at/APA, 17.3.05]
->   College of Veterinary Medicine, Cornell University
 
 
 
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01.01.2010