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Einsteins 50. Todestag: Noch immer Rätsel um sein Leben  
  18. April 1955: Ein halbes Jahrhundert nach Verkündung der speziellen Relativitätstheorie mit der "Formel aller Formeln", E = mc2 stirbt der Physiker Albert Einstein im amerikanischen Princeton. Eine geplatzte Schlagader im Bauch lässt ihn im Alter von 76 Jahren innerlich verbluten. Kurz darauf werden viele Spuren des berühmten Wissenschaftlers verwischt.  
Ein Pathologe an Princetons städtischem Klinikum bemächtigt sich seines Hirns und hält es über Jahrzehnte versteckt. Stieftochter Margot verstreut Einsteins Asche auf dessen Wunsch an einem geheimen Ort.
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Zu Einsteins 50. Todestag bringt das "Salzburger Nachtstudio" auf Ö1 die Sendung "Einstein - Der Medienstar". Sendetermin: Mittwoch, 20. April 2005, 21.01 Uhr. Auch die Ö1-Sendung "Wissen Aktuell" (Mo.-Fr. 13.55 Uhr) hat diese Woche einen Einstein-Schwerpunkt.
->   Mehr zu Einsteins 50. Todestag auf oe1.ORF.at
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Nachlassverwalter zerstören Unliebsames
Seine zwei Nachlassverwalter, Freund Otto Nathan und die Sekretärin Helene Dukas, gehen in Einsteins Haus sowie in seinem Labor am Institute for Advanced Studies (IAS) alle Briefe und Dokumente durch und vernichten, was das Ansehen des Genies posthum beflecken könnte.

So gibt Einsteins Leben der Nachwelt auch 50 Jahre nach seinem Tod noch Rätsel auf.
Theorien für die Ewigkeit
 
Bild: EPA

Erhalten bleiben Einsteins umwälzende Erkenntnisse, allen voran die Relativitäts- und die Quantentheorie, seine Korrespondenz als Jude, Linker, Pazifist und Querdenker und der schriftliche Gedankenaustausch mit namhaften Kollegen und Freunden.

Als Schwiegertochter Frieda einen Stapel früher Liebesbriefe entdeckt und als Buch herausgeben will, schieben ihr Einsteins Nachlassverwalter per Gerichtsurteil einen Riegel vor. In anderen Prozessen unterliegen Nathan und Dukas und müssen hinnehmen, dass nach und nach auch Schattenseiten des Jahrhundertgenies ans Licht kommen.

Dutzende von Historikern und Autoren haben den am 14. März 1879 in Ulm geborenen Physiker in mühsamer Detektivarbeit zu entschlüsseln versucht. Aus dem Familienkreis griffen Schwester Maja und der Schwiegersohn Rudolf Kayser zur Feder.
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"Sonnyboy und Rebell - Weltbürger und Eremit"
"Den einen Freund, den anderen Feind, ein Narziss, der sein Äußeres vernachlässigt, Sonnyboy und Rebell, Menschenfreund und Autist, Weltbürger und Eremit (...)", folgert Jürgen Neffe in seiner erst im März bei Rowohlt erschienenen Einstein-Biografie.
->   Zum Buch bei Rowohlt
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Brisantes Liebesleben
Die Einstein-Detektive stoßen auch auf brisante Details eines bewegten Liebeslebens: So hatte Einstein neben den zwei ehelich geborenen Söhnen Hans Albert und Eduard auch eine Tochter von seiner späteren Frau Mileva.

Lieserl starb früh oder wurde mit Rücksicht auf die Karriere des jungen Einsteins zur Adoption freigegeben, heißt es bei Neffe. Einstein soll zudem im fortgeschrittenem Alter noch einmal ein Kind gezeugt haben, und zwar mit einer Tänzerin in New York. Angeblich adoptierte Hans Albert die kleine Evelyn, ohne ihre Herkunft je preiszugeben.
Mangelndes Mitgefühl
Überhaupt schätzt Einstein Frauen zwar als Geliebte, nicht aber als gleichwertige Partnerinnen. Einige Quellen lassen vermuten, dass er sich schon früh mit Syphilis infizierte und sein Leben lang unter ihren Folgen leidet.

Seiner ersten Frau Mileva offenbart er sich mit einer Kaltherzigkeit, die schon an Brutalität grenzt. Auch für andere Menschen, die ihm nahe stehen, vor allem seine Söhne, fehlt es ihm an Mitgefühl. Stattdessen setzt er sich entschieden für die Armen, Schwachen und Verfolgten ein.
Bescheidener Schalk
 
Bild: dpa

Nur wenige von Einsteins Zeitgenossen sind noch am Leben und können ihn aus erster Hand beschreiben. Der Kunstprofessor Gillett Griffin, nach Auskunft von Princetons Historischer Gesellschaft der letzte noch verbliebene Freund Einsteins, schildert diesen als überaus bescheiden und voller Schalk.

Auch nach Jahrzehnten als "Popstar der Wissenschaft" habe Einstein das Rampenlicht gescheut und Wichtigtuer verachtet, sagte Griffin.

Nach seiner Abkehr von Nazi-Deutschland lebt Einstein noch knapp 22 Jahre in dem Universitätsstädtchen unweit von New York, reist viel und lässt sich nach dem Tod seiner Kusine und zweiten Ehefrau Elsa von deren Tochter Margot versorgen.
Personifizierte Gegensätze
Neffe fasst die Gegensätze Einsteins zusammen in dem Satz: "Ein Mann, Bürger und Bohemien, Übermensch und ungezogenes Kind in einem, der zwar Widersprüche zwischen Weltbildern aufheben konnte, selbst aber den Widerspruch personifiziert und seine Mitmenschen wie kein anderer polarisiert."

Gisela Ostwald, dpa, 18.4.05
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01.01.2010