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Pflanzen locken Ameisen mit "vorverdautem" Zucker  
  Mexikanische Akazienarten füttern nützliche Ameisen mit einer leicht verdaulichen Nektar-Mixtur. Die Pflanzen produzieren ein Verdauungsenzym, das den Insekten fehlt, und machen so den Nektar für sie erst genießbar.  
Die Ameisen halten den Akazien zum Dank Schädlinge wie Raupen, Käfer und andere Insekten vom Leib. Sie verteidigten ihre Wirtspflanze mit einer Vehemenz, die bisweilen sogar Esel und Kühe in die Flucht schlägt. Das berichten Forscher aus Essen und Jena in einer aktuellen Studie.
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Die Studie "Postsecretory Hydrolysis of Nectar Sucrose and Specialization in Ant/Plant Mutualism" von M. Heil et al. erschien im US-Fachjournal "Science" (Bd. 308, S. 560; DOI: 10.1126/science.1107536).
->   Zur Studie (kostenpflichtig)
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Verdauungsenzym im Nektar
Die Forscher vom Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena stießen bei der Untersuchung der engen Lebensgemeinschaft bestimmter Ameisen- und Akazienarten auf die Rohrzucker spaltende Eiweißverbindung.

"Dies ist das das erste Mal, dass überhaupt ein derartiges Verdauungsenzym im Nektar von Pflanzen gefunden wurde", erklärte Martin Heil, der mittlerweile an der Universität Duisburg-Essen lehrt.
Pflanze spaltet Zucker für Insekten
Normalerweise sei das Enzym im Verdauungssystem der Ameisen für die Aufspaltung des Rohrzuckers zuständig. Einigen der untersuchten Ameisenarten fehle aber genau dieses Enzym. Sie bevölkerten daher solche Akazienarten, in deren Nektar der Spaltprozess bereits erfolgt ist.

Die Pflanze stellt den Insekten die Kohlenhydrate quasi vorverdaut zur Verfügung. Dafür revanchieren sich die Ameisen der Gattung Pseudomyrmex mit Schutz gegen Fraßfeinde. Für andere Ameisenarten, die für die Pflanzen nicht nützlich sind, ist der vorverdaute Nektar unattraktiv.
Spezifische Symbionten angelockt
Schon vor der Studie des Forscherteams war bekannt, dass spezielle Akazienarten nur von bestimmten Ameisen bevölkert werden, andere Akazien dagegen ganz unterschiedliche Arten anlocken. Die Forscher hatten die Vorlieben von elf verschiedenen Ameisenarten in Freilandversuchen in Mexiko näher untersucht.

[science.ORF.at/dpa, 22.4.05]
 
 
 
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01.01.2010