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Welt-Asthma-Tag: Kinder wachsen zu keimfrei auf  
  Warnung aus Anlass des Welt-Asthma-Tages am 3. Mai: In Österreich leidet bereits jedes zehnte Kindern an der Erkrankung. Mitschuldig daran dürfte laut Experten übertriebene Hygiene sein.  
Nach Angaben von Maximilian Zach von der Klinischen Abteilung für Pulmonologie/Allergologie der Uni-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Graz hat sich die Allergie- und Asthmahäufigkeit im Kindesalter in den letzten 20 Jahren verdoppelt.

Hauptursache dafür sei, so Zach von der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP), dass "unsere Kinder zu sauber, zu keimfrei aufwachsen".
Studien bestätigen Hygienehypothese
Bestätigt werde diese "Hygienehypothese" durch eine aktuelle Studie, die in Österreich, Bayern und in der Schweiz durchgeführt wurde und nachweist, dass Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen und sich oft in Ställen aufhalten, weniger häufig Asthma haben als "Stadtkinder".
DDR-Bürger litten weniger an Asthma
Auch bei der deutschen Wiedervereinigung 1989 sei wissenschaftlich nachgewiesen worden, unterstrich der Experte, dass trotz gleicher genetischer Voraussetzungen die unterschiedlichen Lebensumstände in Ost und West zu einer unterschiedlichen Entwicklung beim kindlichen Asthma geführt haben.

Im früheren Westdeutschland, wo die Kinder mit großem Hygienebewusstsein aufgewachsen sind und nur selten unter Infekten litten, sei die Allergie- und Asthmahäufigkeit deutlich höher gewesen als in der ehemaligen DDR, wo es dieses übertriebene Sauberkeitsbewusstsein nicht gab und viele Infekte im Kindesalter an der Tagesordnung waren.

Alles in allem, so Zach, schütze übertriebene Sauberkeit zwar vor Infektionskrankheiten, "der Preis, der dafür aber zu zahlen sei, ist eine steigende Allergie- und Asthmahäufigkeit".
Fünf Appelle: Keine Angst vor Infektionen ...
Anlässlich des Welt-Asthma-Tages appelliert Zach deshalb an die Eltern:

- Kinder vollständig durchimpfen zu lassen, weil sie nur dadurch gegen schwere Infektionskrankheiten geschützt seien.

- Nicht verzweifeln, wenn Kinder oft an (banalen) Infektionen leiden. Das ist ein völlig natürlicher Prozess, bei dem die Kinder wichtige Widerstandskräfte erwerben. Das Immunsystem sei mit der Bekämpfung dieser Infekte beschäftigt und komme daher nicht auf "Abwege" wie Allergien und Asthma.
Gelassenheit bei Hygiene und Sauberkeit
- Übertriebene Sauberkeit sollte in jedem Fall vermieden werden. Auch wenn einmal ein Schnuller auf den Boden fällt, sei dies in der Regel kein Grund, extreme Säuberungsmaßnahmen vorzunehmen.
- Nicht von vornherein auf Haustiere verzichten. Untersuchungen haben gezeigt, dass frühkindliche Kontakte mit Haustieren eine Schutzfunktion gegen die Entwicklung von Asthma haben können.
- Zusatzschädigungen der kindlichen Atemwege vermeiden. Hier wirkt sich vor allem Rauchen zu Hause besonders schlecht aus.

[science.ORF.at/APA, 2.5.05]
->   Österreichische Gesellschaft für Pneumologie
->   Die WHO über Asthma
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Asthma
 
 
 
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01.01.2010