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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Kohlekraftwerk ohne CO2-Ausstoß angekündigt  
  Ein deutscher Energiekonzern hat den Bau einer Pilotanlage für das erste Kohlekraftwerk ohne Ausstoß von Kohlendioxid angekündigt. Sie soll mit einer Leistung von 13 Megawattstunden 2008 in Betrieb gehen.  
"Das alles überlagernde Problem unserer Zeit ist der Klimawandel", sagte Aufsichtsratschef Lars Josefsson von der Vattenfall Europe AG am Donnerstag in Berlin.
Weltweit erste Anlage oder Täuschung?
Die Industrie dürfe das Handeln nicht allein der Politik überlassen. Das im brandenburgischen Ort Schwarze Pumpe geplante Versuchskraftwerk könnte eine Kleinstadt mit 10.000 Einwohnern versorgen. Die laut Vattenfall weltweit erste Anlage dieser Art wird 40 Millionen Euro kosten.

Zwischen 2015 und 2020 rechnet der Konzern mit dem ersten kommerziellen Einsatz der neuen Technologie im Kraftwerksbau. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace warf Vattenfall Täuschung vor.
Reines Kohlendioxid in Endlagerstätten
Bei dem Oxyfuel genannten Verfahren werde das Treibhausgas CO2 bei der Verbrennung der Braunkohle abgespalten, teilte Vattenfall mit. Dabei werde statt der stark stickstoffhaltigen Luft reiner Sauerstoff und Rauchgas zusammen mit der Kohle in die Brennkammern geleitet.

Am Ende des Prozesses bleibe nahezu reines CO2 übrig. Unter Druck werde das Treibhausgas verflüssigt und könne per Schiff, Tankwagen oder Pipeline zu einer Endlagerstelle transportiert werden.

Als Lagerstätte kämen ausgeschöpfte Öl- und Gaslagerstätten in Frage. Allerdings sei die Frage der Speicherung noch ungelöst, räumte Vattenfall-Vorstandschef Klaus Rauscher ein.
Plädoyer für Emissionsrechte-Handel
Die Höhe der Entwicklungskosten für das Kraftwerk sei noch nicht abzuschätzen, sagte Josefsson. Derzeit geht das Unternehmen von bis zu 60 Prozent höheren Baukosten als bei herkömmlichen Anlagen aus.

Josefsson forderte eine weltweite Ausdehnung des Handels mit Emissionsrechten nach europäischem Vorbild. Ab einem Preis von 20 Euro pro Tonne ausgeschiedenem CO2 lohne sich dann der Einsatz solcher Anlagen für die Industrie. Derzeit wird diese Menge für gut 16 Euro gehandelt.

Angesichts des weltweiten Klimawandels müssten die Industrieländer bis zum Ende des Jahrhunderts 80 bis 90 Prozent ihrer heutigen Emissionen einsparen, begründete Josefsson die Erwartung steigender Preise für die Emissionsrechte.
Greenpeace für erneuerbare Energien
Greenpeace erklärte, es gebe keine CO2-freie Kohlekraftwerke. Vattenfall wolle das Treibhausgas im Untergrund verpressen. Von dort könne es aber irgendwann zurück an die Oberfläche gelangen und die Erde weiter aufheizen.

Statt weiter auf Kohleverstromung zu setzen, solle Vattenfall wie in seinem Heimatland Schweden in erneuerbare Energien investieren, forderte Greenpeace.

[science.ORF.at/APA/Reuters, 19.5.05]
->   Vattenfall Europe AG
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01.01.2010