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Tiefsee-Qualle lockt Beute mit roten Lichtsignalen  
  Bei Rotlicht lieber stehen bleiben: Diese Weisheit aus dem Straßenverkehr gilt nach Erkenntnis von US-Biologen auch für die Tiefsee. Die Biologen entdeckten ein bisher unbekanntes quallenartiges Tiefseetier, das seine Beute gut zwei Kilometer unter der Meeresoberfläche mit fluoreszierendem Rotlicht anlockt und dann verspeist.  
Der Fund sei in mehrfacher Hinsicht überraschend, schreiben Steven Haddock und Kollegen vom Forschungsinstitut am Aquarium der Monterey Bucht (Kalifornien).
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Die Studie "Bioluminescent and Red-Fluorescent
Lures in a Deep-Sea Siphonophore" von Steven Haddock und Kollegen ist am 8. Juli 2005 in "Science" (Bd. 309, S. 263, DOI: 10.1126/science.1110441) erschienen.
->   Science
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Quallenartiges Tier kann rot blinken
Das Tier, ein Verwandter der Quallen und der Korallen, den die Forscher Erenna nennen, hat als erste bisher bekannte wirbellose Art die Fähigkeit gezeigt, unter Wasser rot zu blinken.
Farbige Flecken auf Fangarmen
 
Bild: Science/Steve Haddock

Die Fangarme von Erenna haben zahlreiche dünne Nebenarme, die - wie Quallen - mit Tausenden von Gift absondernden Zellen besetzt sind. Zwischen ihnen liegen jene Flecken, die bei jungen Tieren blaugrüne Lichtsignale und bei den ausgereiften Exemplaren das Rotlicht abgeben (siehe Bild oben).
Fluoreszierendes Licht zur Verteidigung
Dagegen ist "Rotlicht" bei Fischen keine Seltenheit, erläutert das Team um Haddock. Andere Meerestiere "leuchten" zwar auch, allerdings nur in Blau oder Grün.

Tiere der Gattung Siphonophores, zu der auch Erenna gehört, setzen fluoreszierendes Licht zur Verteidigung ein. Nicht aber - wie Erenna - als Lockmittel zum Beutefang.

Nicht weniger überraschend kam für Haddock und Kollegen die Erkenntnis, dass rotes Licht im pechschwarzen Dunkel der Tiefsee überhaupt erkennbar ist.
Erenna fressen Fische
 
Foto: Science/Steve Haddock

Das Team war bei Ausflügen mit seinem Tiefseetauchgerät "Tiburon" in 1600 bis 2300 Meter Tiefe auf drei Erenna-Exemplare (Bild eines Exemplars siehe Foto oben) gestoßen und hatte sie zur Untersuchung im Labor gefangen.

Zwei der drei Tiere hatten Fische gefressen. Daraus schließen die Forscher weiterhin, dass Erenna - anders als die sonstigen Vertreter ihrer Gattung - von Fischen statt von Krebsen und anderen Krustentieren leben.

[science.ORF.at/dpa, 8.7.05]
 
 
 
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01.01.2010