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Parkinson-Therapie kann Spielsucht auslösen  
  Durch die medikamentöse Behandlung von Parkinson kann bei den Patienten Spielsucht ausgelöst werden. Auch Essstörungen und Kaufzwang können aus der Medikamenteneinnahme resultieren.  
Für die Verhaltensänderungen wird der Dopamin-Agonist "Pramipexol" verantwortlich gemacht. Die Forscher der US-amerikanischen Mayo-Klinik vermuten als Grund eine starke Stimulierung der Gehirnrezeptoren.
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Die Studie "Pathological Gambling Caused by Drugs Used to Treat Parkinson Disease" von M. Leann Dodd, Mayo Klinik, Minnesota, erschien als Online-Vorab-Publikation in den "Archives of Neurology".
->   Zum Original-Artikel
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Geringer Dopamin-Spiegel bei Parkinson
Parkinson-Patienten weisen im Vergleich zur gesunden Bevölkerung einen erniedrigten Dopamin-Spiegel im Gehirn auf. Zur Behandlung der Erkrankung werden deshalb Dopamin-Agonisten verwendet, die die Wirkung des körpereigenen Dopamins imitieren.

Genau diese Wirkung könnte Verhaltensänderungen hervorrufen: 1,5 Prozent von 529 Parkinson-Patienten, die mit dem Dopamin-Agonisten "Pramipexol" behandelt wurden, sind von Spielsucht betroffen.

"Pramipexol" dürfte Dopamin-D3-Rezeptoren im Gehirn zu stark stimulieren.
Spielsucht stagniert nach Medikamenten-Absetzen
Forscher der Mayo Klinik beschreiben die Fälle von elf Patienten, die unter der Therapie mit Dopamin-Agonisten eine Spielsucht entwickelten.

Bei sieben Patienten trat die Spielsucht innerhalb von ein bis drei Monaten nach dem Erreichen eines stabilen Medikamenten-Spiegels bzw. nach einer Dosissteigerung auf.

Die anderen vier Patienten waren zwölf bis 30 Monate nach Beginn der Therapie betroffen. Nach Absetzen der Medikation ließ die Spielsucht in allen vier Fällen nach.
Auch Kaufzwang und Sexualstörung beobachtet
Bei sechs Patienten traten zusätzlich zur Spielsucht noch andere Verhaltensauffälligkeiten auf, die sich ebenfalls nach Abbruch der Medikation besserten.

Beobachtet wurden Essstörungen mit Gewichtszunahme, erhöhter Alkohol-Konsum, Hypersexualität und Kaufzwang.
Durch Früherkennen finanziellen Ruin abwehren
Wenn Familienmitglieder Auffälligkeiten beim Parkinson-Kranken entdecken, die für ihn nicht charakteristisch sind, sollten sie ihn zum Neurologen bringen.

Wird die Verbindung früh erkannt, kann dem finanziellen Ruin oder der Zerstörung von Beziehungen noch vorbeugt werden, äußert sich der Studienleiter M. Leann Dodd.

[science.ORF.at, 12.7.05]
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01.01.2010