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Italien gedenkt der Damm-Katastrophe vor 20 Jahren  
  Italien gedenkt der Dammbruch-Katastrophe in der Dolomiten-Ortschaft Stava vor genau 20 Jahren. Am 19. Juli 1985 stürzte die Bergwerksdeponie oberhalb Stavas im Trentino ein, 268 Menschen fanden den Tod.  
Der Damm des oberen Beckens gab nach und fiel auf das untere Becken, das ebenfalls einstürzte.

Die aus Sand, Schlamm und Wasser bestehende Masse wälzte sich mit einer Geschwindigkeit von rund 90 Stundenkilometern zu Tal und riss Menschen und Häuser mit sich. Binnen Minuten wurde die Ortschaft vollständig zerstört.
40 Zentimeter dicke Schlamm auf 4,2 Kilometern
Aus den Deponien flossen rund 180.000 Kubikmeter Schlamm, zu denen weitere 40.000 bis 50.000 Kubikmeter Material hinzukamen, die aus den Erosionsprozessen, den zerstörten Gebäuden und den vielen hundert entwurzelten Bäumen stammten.

Auf ihrem Weg zerstörte die Lawine drei Hotels, 53 Wohnhäuser und sechs Werkhallen. Acht Brücken wurden mitgerissen, neun Häuser schwer beschädigt.

Eine 20 bis 40 Zentimeter dicke Schlammschicht bedeckte eine Fläche von 435.000 Quadratmetern auf einer Länge von rund 4,2 Kilometern.
Ursache: Zuviel Schlacke in den Deponien
"In Stava ist eine der schlimmsten Industrie-Katastrophen Italiens passiert. Verursacht wurde sie durch menschliches Versagen", erklärte Graziano Lucchi, Präsident der Fondazione Stava 1985, anlässlich des Jahrestages. "Heute kennen wir die Ursachen - und wir wissen, wer dafür verantwortlich war."

Mehrere Bergwerke, unter anderem zwei aus Südtirol, lagerten ihre Schlacke in der Deponie von Stava ab. Dennoch fanden die damaligen Betreiber es nicht notwendig, die zwei Becken zu sichern.

Im Gegenteil: Sie bauten sie noch weiter aus. Mangels genauer Kontrollen wurde die Deponie über ihre Kapazität hinaus gefüllt. Schließlich brach der Damm.
Heute Mahnmal und Kompetenzzentrum
"Wir haben gelernt, mit der Trauer zu leben", meinte Lucchi. "Wir haben es sogar geschafft, aus dieser Tragödie etwas Positives zu schaffen - ein Kompetenzzentrum, in dem Geologen, Ingenieure und Umweltforscher zusammen arbeiten."

Jedes Jahr kämen zahlreiche internationale Wissenschaftler, um Messungen vorzunehmen. Durch die Erkenntnisse von Stava wolle man weitere derartige Katastrophen verhindern.

Darüber hinaus sei die Gedenkstätte mit dazugehörigem Dokumentationszentrum ein Mahnmal. "Unsere Botschaft lautet: Jeder Mensch ist verantwortlich für sein Handeln", so Lucchi.

[science.ORF.at/APA, 18.7.05]
->   Gedenkseite "Stava 1985"
 
 
 
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01.01.2010