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Umstellung auf gelbe Beleuchtung rettet Insekten  
  Nacht für Nacht erhellen tausende Laternen und Scheinwerfer unsere Straßen. Das künstliche Licht führt vor allem Insekten und Falter auf Irrwege: Sie verlieren ihre Orientierung oder verbrennen in der Lichtfalle.  
Ein Projekt mit dem Titel "Die helle Not", ausgehend vom Tiroler Landesmuseum und der Tiroler Umweltanwaltschaft, propagiert die Umstellung von weißem auf gelbes Licht, da dieses Insekten weniger stark anlockt.
Insektensterben durch Lichtverschmutzung
Geht abends das Licht an, bedeutet das für tausende Insekten und Falter den Tod. Laternen und Lichtquellen auf offener Straße werden zu Lichtfallen für Insekten: Einige verbrennen, andere verlieren die Orientierung, sagt Peter Huemer, Schmetterlingsforscher am Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum:

"Die Tiere werden sofort Opfer von Fressfeinden - das können Vögel oder Fledermäuse sein, die sich um die Lampen versammeln. Oder sie werden von Autos und Mopeds überfahren oder von Fußgängern zertreten. Oder die Tiere beginnen, die Eier abzulegen, weil sie nicht mehr wegfliegen können - weil sie bis am Morgen dort bleiben, und es für sie eigentlich Nacht ist, wenn es Tag wird."
Zugvögel in die Irre geleitet
Auch Zugvögel seien betroffen, sagt der Schmetterlingsforscher Peter Huemer: Die Vögel werden durch die Lichter in die Irre geleitet. Wie sich ständige Helligkeit auf Tiere und Pflanzen rund um Straßenbeleuchtung auswirkt, sei grundsätzlich noch wenig erforscht.

"Man weiß z.B. dass Pflanzen zu anderen Zeiten austreiben oder dass Vögel in der Nacht zu singen beginnen, weil sie das Licht mit der Morgendämmerung verwechseln."
Gelbes Licht könnte Insekten retten
Um viele Falter und Insekten vor der hellen Not und dem sicheren Tod zu bewahren und dem Menschen dennoch Straßen und Wege in der Nacht zu erhellen, sollten öffentlichen Beleuchtungen von weißem auf gelbes Licht umgestellt werden, schlägt die Initiative
"Die helle Not" vor, ausgehend vom Tiroler Landesmuseum und der Tiroler Umweltanwaltschaft.

Weißes Licht locke Insekten und vor allem Nachtfalter wie Nachtpfauenauge, Weinschwärmer und Ordensband nämlich stärker an als gelbes Licht: Während 100 Falter auf weißes Licht fliegen, finden nur zehn Falter gelbes Licht anziehend.
Gelbe Lampen sind energiesparender
Gerhard Tarmann, Kustos der naturwissenschaftlichen Sammlungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum, sieht zusätzlich wirtschaftliche Vorteile:

"Bei gleicher Lichthelligkeit brauchen die gelben Natriumdampf-Lampen 30 bis 40 Prozent weniger Energie als die weißen Quecksilberdampf-Lampen. Die Lampen haben zudem eine längere Lebensdauer, enthalten kein Quecksilber und sind bei der Entsorgung weniger problematisch."
Licht-Idee zieht weite Kreise
Das Projekt "Die helle Not" hat von Tirol aus weite Kreise gezogen: Das Land Tirol hat 60 Gemeinden gefördert, die die öffentliche Straßenbeleuchtung umgestellt haben, auch in Niederösterreich, Vorarlberg, Südtirol und einigen deutschen Gemeinden wurde die Idee aufgegriffen.

Es folgte die Auszeichnung mit dem Ford-Umweltpreis, erzählt Gerhard Tarmann: "Die Firma Ford hat in Michigan ein großes Freizeitzentrum gebaut, das von hunderten Lampen erleuchtet werden sollte."
USA: Freizeitzentrum leuchtet gelb
"Durch den Ford-Umweltpreis in Wien wurden die Verantwortlichen in den USA animiert, den Komplex gelb zu beleuchten und nicht weiß. Das sorgte in amerikanischen Wirtschaftskreisen für Aufsehen und sogar das Wall Street Journal hat darüber berichtet¿, so Tarmann.

Auch ein spanischer Biologe der Universität von Valencia rüste mithilfe von EU-Fördergeldern den Küstenstreifen in der Region Valencia auf gelbes Licht um, dadurch sollen vor allem Vögel der hellen Not entkommen.
Licht trübt Blick in Sternenhimmel
International ist die so genannte Lichtverschmutzung weniger für Umweltschützer denn für Astronomen ein Thema: Auch sie haben in der Nacht ihre helle Not - die Lichtkegel über Siedlungsräumen trüben den Blick auf den Sternenhimmel.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft, 19.07.05
->   "Die helle Not"
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   Von der Kerze zur Glühbirne: Geschichte der Helligkeit (09.08.04)
->   Forscher warnen: Zunehmende Lichtverschmutzung (06.09.02)
->   Lichtverschmutzung verschleiert Sternenblick (08.08.01)
 
 
 
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01.01.2010