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Grüne Gentechnik: Chance oder Fluch für 3. Welt?  
  Weltweit wachsen auf immer mehr Flächen gentechnisch veränderte Pflanzen. Ob Gentechnik den Hunger in der Dritten Welt stillen kann, diese Frage ist auch Thema beim Internationalen Botanischen Kongress, der derzeit in Wien abgehalten wird.  
Der "Dialog Gentechnik" lud zum Gespräch mit der südafrikanischen Mikrobiologin Jennifer Thomson. Sie entwickelt Gentech-Mais.
Grüne Gentechnik: Chance oder Bedrohung?
Die Haltungen zur grünen Gentechnik sind gespalten.

Für die Mikrobiologin Jennifer Thomson von der Universität Kapstadt stecken viele Chancen in gentechnisch veränderten Pflanzen.
Südafrika: Virusresistenter Mais
Thomson hat eine Maissorte entwickelt, die gegen ein Virus resistent ist, das nur in Afrika vorkommt. Die Entwicklung habe zwölf Jahre gedauert.

Derzeit gedeihen die Versuche im Glashaus. Ein kleiner südafrikanischer Industriebetrieb würde die Sorte in kommerzielle Sorten einkreuzen, die behördliche Genehmigung zur Freisetzung ist aber noch ausständig.
Kleine Bauern "begeistert"
Bereits angebaut werde beispielsweise schädlingsresistenter Mais, Herbizidresistenter Mais und schädlingsresistente Baumwolle. Kleine Bauern in Südafrika seien davon begeistert, so Jennifer Thomson.

Sie hätten mehr Erträge, bessere Qualität, weniger Spritzmittelbedarf. Das Saatgut sei zwar teurer, aber die Erträge umso höher. Allerdings seien die gentechnisch veränderten Pflanzen nicht fortpflanzungsfähig.

Jetzt "wünschen" sich die Bauern Mais, der gleichzeitig Unkraut- und Schädlingsbekämpfungsmittel standhält, sagt Thomson.
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Gentechnik in der Landwirtschaft
Weltweit wachsen auf immer mehr Flächen gentechnisch veränderte Pflanzen, vor allem Mais, Reis, Baumwolle und Soja. Laut Bericht der internationalen Biotechnik-Agentur in Darmstadt (ISAAA) sind es derzeit 81 Millionen Hektar in 17 Staaten - eine Fläche fast so groß wie Deutschland und Frankreich zusammen.

Vor allem Entwicklungsstaaten nutzen immer öfter gentechnisch veränderte Pflanzen, so die Biotechnik-Agentur im Jänner 2005. Die führenden Einzelstaaten sind USA, Argentinien und Kanada.
->   Internationale Biotechnik-Agentur
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Neues Ziel: Dürre-resistenter Mais
Jennifer Thomson von der Universität Kapstadt arbeitet derzeit an Dürre-resistentem Mais. Sie versucht, Gene aus südafrikanischen indigenen Pflanzen, die bis zu 95 Prozent Wasserverslust ertragen können, in Mais einzubringen.
Allheilmittel "Golden Rice"?
Ein bekanntes Beispiel für gentechnisch veränderte Pflanzen ist eine Reissorte, die mithilfe der Gentechnik mit Provitamin A angereichert ist und damit laut Erfinder aus der Schweiz Sehstörungen aufgrund von Vitamin-A-Mangel vorbeugen soll.
->   Gates-Stiftung investiert in "Goldenen Reis"
Unbekannte Risiken der grünen Gentechnik
Umweltorganisationen und Menschenrechtsorganisationen kritisieren, dass Gentechnik keine Lösung sei, sondern ein Risiko: Gesundheitliche Risiken seien nicht abschätzbar bzw. unbekannt, ebenso unklar sei die unkontrollierte Ausbreitung gentechnisch veränderter Organismen.
Technologie, die Hunger stillt
Afrikaner bekämen in Europa oft zu hören, Gentechnik sei verwerflich, meint die Mikrobiologin Thomson. Sie habe Verständnis für diese Haltung, denn in Europa gebe es genug Nahrung.

Doch in Afrika sei jede Technologie gefragt, die den Hunger stillen hilft.
Aber auch Rahmenbedingungen verbessern
Gentechnik ist aber auch für die Mikrobiologin keine "Wunderformel" - müsse man ebenso die Verteilung von Nahrung verbessern, von Infrastruktur oder Bildung; Korruption bekämpfen und Kriege schlichten.

Außerdem, meint sie, wollen die Menschen in Afrika selbst ihre Nahrung produzieren und nicht von Importen und Spenden abhängig sein.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft, 22.7.05
Mehr über grüne Gentechnik in science.ORF.at:
->   Pollen von Gentech-Gras fliegt 20 Kilometer weit (21.9.04)
->   Greenpeace: Gentechnikspuren in Milch nachgewiesen (21.6.04)
->   Pro und Contra: Ist die grüne Gentechnik wirklich grün? (24.5.03)
 
 
 
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01.01.2010