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Sumatras traditionelle Architektur trotzt Erdbeben  
  Wissenschaftler der TU Wien haben festgestellt, dass die alten Holzgebäude auf der Insel Nias vor der Küste Sumatras (Indonesien) in puncto Erdbebensicherheit modernen Betonbauten vielfach überlegen sind.  
Eine Recherche der Wissenschaftler der Technischen Universität hat ergeben, dass sich vor allem das jüngste Erdbeben im März 2005 verheerend ausgewirkt hat. Es gab nicht nur über 1.000 Tote, auch die Bausubstanz wurde fast völlig zerstört.

"Als erdbebensicher hat sich lediglich die besondere, traditionelle Bauweise auf der Insel erwiesen", sagte dazu Projektkoordinatorin Petra Gruber vom Institut für Architektur und Entwerfen der TU Wien gegenüber der APA.
Dreiteilige Bauweise
Die alten Gebäude bestehen durchwegs aus Holz, diesem Baustoff sagen Experten ohnehin besondere Erdbebensicherheit nach. Die Bauweise ist dreiteilig: Die Basis ist eine so genannte Aufständerung, also ein Konstruktion aus Stelzen, die meist nur als Lagerraum oder für die Tierhaltung verwendet wird.

Das eigentliche Wohngeschoß ist darauf aufgesetzt, gleichsam eine große, stabile Schachtel aus Holz.
Wohngeschoß bleibt intakt
"Selbst wenn die Aufständerung etwa durch ein Erdbeben beschädigt wird und teilweise einknickt, bleibt das Wohngeschoß weitgehend intakt und die Menschen unverletzt", so die Expertin.

Das Dach schließlich ist sehr hoch, gleichzeitig aber auch ausgesprochen leicht.
Neuere Bauten zu 90 Prozent eingestürzt
Ein Lokalaugenschein hat ergeben, dass neuere Bauten, die größtenteils aus Fertigbeton bestehen und nur sehr mangelhafte Fundamente besitzen, zu 90 Prozent eingestürzt sind.

Bei den traditionellen Holzbauten waren dagegen weniger als 30 Prozent beschädigt, berichtete Gruber.
Bäume für Baumaterial gibt es nicht mehr
Den Menschen für die Zukunft die Errichtung der traditionellen Gebäude zu empfehlen ist zwar nahe liegend, aber mit Problemen verbunden.

So steht das geeignete Holz meist nicht mehr zur Verfügung. Die Wälder sind längst abgeholzt, heute gibt es hauptsächlich Gummibäume und Palmen, die für den Hausbau ungeeignet sind.
Sponsoren für Forschungsprojekt gesucht
Aber selbst wenn das Holz noch aufgetrieben werden kann, geht das architektonische Wissen nach und nach verloren. Abhilfe soll ein Museum schaffen, das ein Pater im Städtchen Gunung Sitoli auf Nias errichtet hat.

Die Wiener Architekten planen nun auch ein Forschungsprojekt, wie das traditionelle Wissen auch mit anderen, verfügbaren Baustoffen verwirklicht und erhalten werden kann. Für das Projekt suchen die Wissenschafter allerdings noch Sponsoren.

[science.ORF.at/APA, 26.7.05]
->   Mehr über Sumatra in Wikipedia.de
->   Technische Universität Wien
Mehr über Sumatra in science.ORF.at:
->   Tsunami-Beben war zweitschwerstes seit 1900 (31.3.05)
->   Seebeben verschob Erdplatten um 30 Meter (29.12.04)
 
 
 
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01.01.2010