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Studie: Echinacea bei Schnupfen unwirksam  
  Laut einer aktuellen Studie von amerikanischen und österreichischen Experten sind Echinacea-Präparate, die viele Menschen gegen Husten, Schnupfen und Heiserkeit einnehmen, wirkungslos.  
Das Phytopharmakon schützte Testpersonen nicht vor einer Infektion, und auch zur Behandlung einer bereits bestehenden Erkrankung taugte es nicht.
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Die Wissenschaftler veröffentlichten ihre Ergebnisse in der neuesten Ausgabe der international renommiertesten Medizin-Fachzeitschrift, im New England Journal of Medicine (28. Juli).
->   New England Journal of Medicine
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Chemisch exakt definierte Mischung analysiert
"Echinacea wird als pflanzliches Mittel häufig zur Behandlung von banalen Erkältungserkrankungen benutzt. Über die Wirksamkeit gibt es widersprüchliche Studienresultate.

Es gibt auch eine ganze Reihe von Echinacea-Produkten mit unterschiedlicher Zusammensetzung auf dem Markt. Wir haben den Effekt von chemisch (exakt, Anm.) definierten Extrakten von Ecinacea angustifolia-Wurzeln bei Rhinovirus-Infektionen untersucht", schreiben Ronald B. Turner (Universität Virginia/Charlotteville) und die Co-Autoren.

Unter ihnen befindet sich auch der Leiter der Abteilung für Pharmakognosie am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der Universität Graz, Rudolf Bauer, befindet.
Über 400 Personen mit Echinacea-Extrakten behandelt ...
Die wissenschaftliche Untersuchung war ausgesprochen aufwendig. Zunächst wurden standardisierte Echinacea-Extrakte unter Verwendung von Kohlendioxid, 60- oder 20-prozentigem Alkohol sowie jeweils passende Placebo-Lösungen hergestellt.

Zwischen Mai 2002 und März 2004 wurden dann insgesamt sechs Gruppen mit 437 Probanden per Zufall prophylaktisch oder therapeutisch mit den Echinacea- bzw. den Scheinpräparaten (250 der Testpersonen) behandelt.
... und mit Rhinovirus 39-Viren infiziert
Bei der Vorbeugung wurden die Probanden sieben Tage nach Beginn der Prophylaxe mit Rhinovirus 39-Viren künstlich infiziert, bei der Therapie begann die Behandlung am Tag der künstlichen Infektion.

Die Testpersonen wurden jeweils in einem Hotelzimmer isoliert. Untersucht wurden Infektionshäufigkeit, Krankheitsdauer und Schwere der Symptome sowie der mögliche Einfluss der Behandlung auf das Immunsystem untersucht.
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Ergebnis: Echinacea (beinahe) wirkungslos
Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung, die vom nationalen US-Zentrum für Komplementär- und Alternativmedizin gesponsert wurde, dürften den Echinacea-Präparaten einen harten Schlag versetzen:

- Die Infektionsrate mit Rhinoviren betrug bei den mit Echinacea Behandelten je nach Gruppe zwischen 81 und 89 Prozent.

- In den Placebo-Gruppen wurden Infektionsraten zwischen 85 und 92 Prozent registriert.

- Symptome einer Rhinovirus-Infektion entwickelten in den Echinacea-Gruppen zwischen 50 und 62 Prozent der Probanden, in den Placebo-Gruppen zwischen 64 und 74 Prozent.
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Stärkung der Abwehrkräfte konnte nicht bewiesen werden
Die Wissenschaftler: "Die Prophylaxe mit den Echinacea-Extrakten hatte keinen signifikanten Effekt auf Rhinovirus-Infektionen (...). Es gab auch keinen Effekt in der Prophylaxe oder in der Behandlung auf den Verlauf der Erkrankung."

Weder Prophylaxe noch Behandlung mit den Echinacea-Präparaten hatten eine signifikante Wirkung auf die Interleukin-8-vermittelte Immunantwort oder die Aktivierung von Immunzellen.

Eine Stärkung der Abwehrkräfte des Körpers wurde immer wieder als Mechanismus für die angebliche Wirkung von Echinacea-Produkten angegeben.
Vielzahl von Zubereitungen
"Es gibt eine Vielzahl von ganz unterschiedlichen Echinacea-Zubereitungen. Das ist anders als bei Aspirin, bei dem ich weiß, dass in einer Tablette 500 Milligramm Acetylsalicylsäure enthalten sind. Es gibt drei Echinacea-Arten. Manche Erzeuger verwenden die Wurzeln, manche die oberirdischen Teile der Pflanze ("Sonnenhut").

Dann existieren auch noch Alkohol-Extrakte, Presssäfte und Tee-Zubereitungen", sagte Mittwoch der Grazer Co-Autor der im New England Journal of Medicine publizierten Studie, Rudolf Bauer.
Keine Verallgemeinerung auf alle Echinacea-Produkte
Somit könne man - so der Experte - nur Aussagen über die in der Studie verwendeten Zubereitungen treffen. Eine Verallgemeinerung über Wirksamkeit bzw. Unwirksamkeit auf alle Echinacea-Produkte sei nicht möglich.
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Unterschiedliche Herstellung in USA und Europa
In der US-Studie wurden Echinacea angustifolia-Extrakte (aus den Wurzeln) erprobt. Diese Sonnenhut-Art ist in den Vereinigten Staaten populär.

Ein vom Marktumfang großes Präparat in Europa wird aus Echinacea purpurea produziert. Bauer: "Damit hat sich in einigen Studien eine Wirksamkeit gezeigt. Aber auch hier ist die Datenlage etwas widersprüchlich."
->   Mehr über Echinacea in Wikipedia.de
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Uneinheitliche Datenlage
In nächster Zukunft werde eine Übersichtsarbeit der Cochrane Gesellschaft für Ärzte zu dem Thema der Echinacea-Präparate herauskommen.

Auch darin werde es laut dem Grazer Pharmakognosie-Experten heißen, dass es einzelne wissenschaftliche Untersuchungen mit einem positiven Effekt der Medikamente gegen banale Erkältungserkrankungen gäbe, doch die Datenlage sei nicht einheitlich.

[science.ORF.at/APA, 28.7.05]
->   Mehr über Homöopathie im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010