News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Knochenmarkstammzellen sind doch keine "Alleskönner"  
  Stammzellen aus dem Knochenmark sind nach einer Studie der Universität Bonn nicht die erhofften "Alleskönner", die gegen zahlreiche Leiden helfen können. Die Zellen können zwar in Muskelfasern einwandern, übernehmen dort aber meist keine Muskelaufgaben, wie deutsche Forscher herausfanden.  
Als Ersatz für defekte Muskelzellen eignen sich Knochenmarkstammzellen daher nach Meinung der Mediziner nicht.
...
Die Studie "The vast majority of bone-marrow-derived cells integrated into mdx muscle fibers are silent despite long-term engraftment" von Gerlinde Wernig et al. erscheint im Fachjournal "Proceedings of the National Academy of Sciences" (DOI: 10.1073/pnas.0502507102).
->   Zum Artikel (sobald online)
...
Ziel: Gewebe nach Belieben regenerieren
Das Knochenmark produziert ständig Stammzellen, aus denen sich beispielsweise die weißen und roten Blutkörperchen bilden, weswegen Wissenschaftler aus den Knochenmarkszellen auch andere Gewebetypen züchten wollen. Nach Darstellung der Universität Bonn gaben für diese Hoffnung einige Studien auch Anlass.
Beweise im Mäusehirn?
So zerstörten Forscher durch Bestrahlung das Knochenmark von Mäusen und ersetzten es durch Zellen, die dank einer hinzugefügten Erbanlage grün fluoreszierten.

Im Mäusehirn wurden wenig später grün fluoreszierende Nervenzellen gefunden - was dem ersten Anschein nach der Beweis dafür war, dass sich die im Blut zirkulierenden Stammzellen sogar in Nervengewebe umwandeln können. Damit schien es möglich zu sein, Gewebe durch Stammzellen aus dem Blutstrom reparieren zu lassen.

Selbst Krankheiten wie die Duchenne-Muskeldystrophie (DMD), die sämtliche Muskeln im Körper zerstört, schienen dadurch heilbar. DMD ist bei Jungen die zweithäufigste Erbkrankheit.
->   Mehr zur Duchenne-Muskeldystrophie (neuroscript.com)
Ernüchternde Resultate
In einem Tierversuch konnten die Bonner Forscher um den Physiologen Anton Wernig nun nachweisen, dass sich im Muskelgewebe zwar die Stammzellen ansiedelten, aber ohne eine Besserung der Krankheit: Die Zellen produzierten nicht oder nur in sehr geringer Menge ein für den Muskelaufbau wichtiges Protein.

Anscheinend sind bei den vom Knochenmark ins Blut abgegebenen Stammzellen viele Gene auf Dauer abgeschaltet, vermutet Wernig: "Meiner Meinung nach wurden viele Studien mit Knochenmarkstammzellen bisher zu optimistisch interpretiert."

[science.ORF.at/dpa, 2.8.05]
->   Universität Bonn
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010