News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 
Autoren des serbischen "Memorandum" im Interview  
  Die serbische Akademie der Künste und Wissenschaften hat 1986 ein so genanntes "Memorandum" veröffentlicht, das als Basis des serbischen Nationalismus gilt. Zwei Autoren geben nun Einblick in ihre ideologische Welt.  
Das Memorandum, in dem die zentralen Thesen der serbischen Nationalisten zusammengefasst waren, wurde von den anderen Republiken Jugoslawiens als eine Art Kriegserklärung aufgefasst.
Hohe Bedeutung bis in die 1990er Jahre
Es handelt von der angeblichen wirtschaftlichen und kulturellen Benachteiligung Serbiens und zeugt von ähnlicher Angst vor einer Verschwörung gegen Serbien wie die Blindheit gegenüber den serbischen Kriegsverbrechen der letzten Jahre.

Bis in die 1990er Jahre wurde es als das gültige politische Programm der serbischen Republikführung begriffen.
Philosoph und Historiker im Interview
Im September 2003 gelang es den dänischen Journalisten Jens-Martin Eriksen and Frederik Stjernfelt, ein Interview mit zwei der Autoren des Memorandums zu führen:

mit dem Philosophen Mihajlo Markovic, ehemaliger Redakteur der marxistischen Zeitschrift PRAXIS, und dem nationalistischen Historiker Vasilije Krestic. Dieses Interview wurde soeben in der Netzzeitschrift "Eurozine" auf Deutsch veröffentlicht.
Zusammenlaufen von Rechts- und Linksextremismus
Es ist ein faszinierendes und abschreckendes Zeugnis, wie links- und rechtsextreme Ideologien im serbischen Nationalismus zusammenlaufen.

"Liegt hier eine Biopsie vor, ein Beispiel für die neue Verbindung zwischen der äußersten Linken und der äußersten Rechten nach dem Fall der Mauer?", fragen Eriksen und Stjernfelt.
Verquickung verschiedenster Themen
"Als die Sowjetunion auf der einen und die USA auf der anderen die Pole der Welt darstellten, lagen Lichtjahre zwischen der äußersten Linken und der äußersten Rechten.

Heute begegnen sich eine lange Reihe von Themen: Antiglobalismus, Regionalismus, Antiamerikanismus, Antikapitalismus, Antiliberalismus, antieuropäische Haltungen, die Skepsis gegenüber normaler, repräsentativer Demokratie, und in diesem besonderen Fall radikaler Nationalismus, der in seiner Konsequenz ethnische Säuberungen als legitimes politisches Mittel einschließt."

[science.ORF.atAPA, 8.8.05]
->   Das übersetzte Interview im Volltext
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010