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Studie: Doch kein transgener Mais in Mexiko  
  Im November 2001 berichteten zwei US-amerikanische Forscher, dass sie künstlich verändertes Erbgut in traditionellen Maissorten Mexikos gefunden hätten - weit entfernt von jedem Anbaugebiet der gentechnisch veränderten Sorten. Die Studie erregte damals die Gemüter und tut es jetzt wieder: Denn die Forscher wurden nun von einer Folgestudie widerlegt.  
Zwei verdächtige Sequenzen aufgespürt
Für die ursprüngliche Studie hatten die beiden Wissenschaftler der University of California, David Quist und Ignacio Chapela, die sogenannte inverse Polymerasen-Kettenreaktion, abgekürzt PCR, verwendet.

Damit wollten sie in der Ernte des Jahres 2000 zwei genetische Sequenzen von gentechnisch verändertem Mais aufgespürt haben.
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Die Studie "Transgenic DNA introgressed into traditional maize landraces in Oaxaca, Mexico" von David Quist und Ignacio Chapela ist 2001 im Fachjournal "Nature" erschienen (Band 414, S. 541-543, doi:10.1038/35107068).
->   Zum Original-Abstract
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Unkontrollierte Übertragung der Modifikation
Das Besondere daran: Die modifizierten Maisgene wurden in einer entlegenen Bergregion, hundert Kilometer entfernt von wirtschaflichten Anbaugebieten von Gentech-Mais, gefunden.

Demnach hätte also der manipulierte Mais unkontrolliert seine Eigenschaften auf seinen naturbelassenen Verwandten übertragen. Die Wissenschaftler warnten vor einer ökologischen Katastrophe.
->   Unerwünschter Gentransfer (29.11.01)
Kritik an Methode
Schon damals, im Jahr 2001 kamen allerdings in der Fachwelt Zweifel an der inversen PCR-Methode von Quist und Chapela auf.

Die Herausgeber von "Nature" stellten sogar nachträglich klar, dass sie die Studie nicht veröffentlich hätten, wenn die Kritik an der Vorgangsweise während des Reviewing-Prozesses bekannt geworden wäre.
->   Zweifel an Verbreitung veränderter Mais-Gene (5.4.02)
Aktuelle Studie: Kein Hinweis auf Genveränderung
Die Zweifler sehen sich nun jedenfalls durch eine Gegenstudie der State University Ohio bestätigt:

Diese Forscher fanden nämlich in den Erntefrüchten der Jahre 2003 und 2004 keinen einzigen Hinweis auf eine genetisch veränderte Pflanze. Sie untersuchten mehr als 150.000 Samenkörner von 125 Feldern, ohne auf die beanstandeten Sequenzen zu stoßen.
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Die Studie "Absence of detectable transgenes in local landraces
of maize in Oaxaca, Mexico (2003-2004)" von Allison Snow von der Ohio State University und Kollegen erscheint zwischen 8. und 12. August 2005 in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) (doi:10.1073/pnas.0503356102).
->   Artikel (erst nach Erscheinen online)
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Saatgut von einem Fortbildungskurs?
Erklärbar sei das allenfalls so, dass die Transgene im Jahr 2000 tatsächlich da waren, aber lediglich einem örtlichen Fortbildungskurs für Maisbauern entsprangen, der den Sinn hatte, den Import von US-amerikanischem Gentech-Mais überflüssig zu machen.

Diese Experimente könnten den Mais vorübergehend "verunreinigt" haben.
Chapela bleibt bei seinen Ergebnissen
Ignacio Chapela, einer der beiden Autoren der Ursprungsstudie, betonte im Gespräch mit dem Online-Newsportal von "Nature", dass er bei seinen Ergebnissen bleibt. Es sei naiv anzunehmen, dass ein Fortbildungskurs einen so dramatischen Effekt habe.

Außerdem würden die kommerziellen Laboratorien, die mit der Analyse der Samenkörner beauftragt wurden, zu konservative Methoden verwenden. Das heißt, Chapelas Meinung nach seien die transgenen Sequenzen schlicht nicht erkannt worden.
Frage nach Schaden bleibt vorerst unbeantwortet
Der Leiter eines der in die aktuelle Studie involvierten Laboratorien weist diesen Vorwurf zurück und beharrt darauf, so genau und empfindlich wie möglich getestet zu haben.

Der Forscherstreit wird also sicherlich noch andauern. Die Frage, ob natürlicher und genetisch modifizierter Mais nebeneinander unbeschadet gedeihen können, bleibt vorerst unbeantwortet.

Martin Haidinger, Ö1 Wissenschaft
science.ORF.at, 9.8.05
science.ORF.at-Host Franz Seifert über die Diskussion um den Gentech-Mais:
->   Kaum Schlagzeilen: Transgener Mais in Mexico (3.12.01)
 
 
 
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01.01.2010