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ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Umarmungen tun dem Herzen gut  
  Dass Zärtlichkeit tatsächlich Medizin für das Herz sein kann, haben nun US-amerikanische Forscherinnen nachgewiesen. Umarmungen durch den Partner führen zu einer höheren Ausschüttung von Oxytocin und damit zu einem niedrigeren Blutdruck - zumindest bei Frauen.  
Bei Männern stellte sich kein so deutlicher Effekt ein, obwohl auch bei ihnen ein höherer Oxytocin-Spiegel gemessen wurde.

Nur bei Frauen scheint sich das "Bindungs-Hormon" direkt auf das Nervensystem und verschiedene Körperfunktionen auszuwirken, schreiben die Wissenschaftlerinnen von den Universitäten North Carolina und Pittsburgh.
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Die Studie "Effects of Partner Support on Resting Oxytocin, Cortisol, Norepinephrine, and Blood Pressure Before and After Warm Partner Contact" von Karen Grewen und Kolleginnen ist im Fachjournal "Psychosomatic Medicine" erschienen (Band 67, S. 531-538).
->   Zum Original-Abstract
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Hormon mit vielfältigen Aufgaben
Für Oxytocin sind schon verschiedenste Namen erfunden worden: Liebes- oder Orgasmushormon wurde es ebenso genannt wie Bindungs-Molekül. Alle diese Bezeichnungen verdeutlichen die körperlichen und psychischen Funktionen, die dieser Stoff ausübt:
Muskulatur zieht sich zusammen ...
Es ist sowohl für die Zusammenziehung der glatten Muskulatur verantwortlich, etwa wenn sich beim Orgasmus bei der Frau die Gebärmutter oder beim Mann der Samenleiter rhythmisch kontrahiert.
... und Bindungsgefühl wird verstärkt
Die Produktion von Oxytocin beim Sex ebenso wie beim Stillen scheint sich aber auch auf das Bindungsempfinden auszuwirken: Je mehr von dem Hormon in die Blutbahn gelangt, desto mehr fühlt man sich zu Partner oder Kind hingezogen.
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Oxytocin
Oxytocin ist ein aus neun Aminosäuren bestehendes Neuropeptid, das im Hypothalamus hergestellt wird und sowohl als Hormon wie auch als eine Art Neurotransmitter wirkt.
->   Mehr dazu bei Wikipedia
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Nun auch "Herzschutzmittel"?
Karen Grewen und ihre Kolleginnen wollten testen, ob dem Oxytocin eine weitere Funktion zugeschrieben werden kann - jene des "Herzschutzmittels".

38 heterosexuelle Paare im Alter zwischen 20 und 49 Jahren nahmen an dem Test teil, bei dem sie sich an ein besonders schönes, gemeinsames Erlebnis erinnern und dann für 20 Sekunden innig umarmen sollten.
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Analyse-Faktoren
Vor und nach den Umarmungen wurde das Blut der Versuchspersonen auf folgende Faktoren analysiert: den Oxytocin-Spiegel sowie die Menge der Stresshormone Noradrenalin und Cortisol. Außerdem wurde der Blutdruck gemessen.
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Steigerung des Oxytocin-Spiegels
Bei beiden Geschlechtern stellten die Wissenschaftlerinnen nach der Umarmung einen höheren Oxytocin-Spiegel fest, wobei die Steigerung umso deutlicher ausfiel, je intensiver die Versuchspersonen ihre Beziehung zum Partner einschätzten.
Nur bei Frauen sank der Blutdruck
Im Gegenzug verringerte sich bei den Frauen die Menge der Stresshormone im Blut und auch der Blutdruck sank, wodurch das Herz entlastet wurde.

Die Forscherinnen bezeichnen ihre Erkenntnis als einen weiteren Hinweis, dass positive Gefühle und Zärtlichkeit gut für das Herz sind, und betonen, dass Wissen über persönliche Lebensumstände von Patienten Kardiologen bei der richtigen Diagnose helfen könnten.
Fehlende Wirkung bei Männern: Sexualhormone?
Warum der erhöhte Oxytocin-Spiegel bei den Männern nicht den gleichen beruhigenden Effekt zeigt wie im Fall der weiblichen Versuchspersonen, erklären die Forscherinnen in ihrer Arbeit nicht.

Ältere Untersuchungen könnten aber Hinweise liefern: So haben Stressstudien gezeigt, dass Oxytocin Männer weniger entspannt als Frauen. In diesem Zusammenhang wurde vermutet, dass die männlichen Sexualhormone die Wirkung des "Bindungs-Hormons" deutlich herabsetzen.

[science.ORF.at, 10.8.05]
->   University of North Carolina
->   University of Pittsburgh
Mehr über Oxytocin in science.ORF.at:
->   Als Nasenspray erprobt: Das Elixier des Vertrauens (2.6.05)
->   Warum die Liebe blind macht (17.2.04)
->   Die Wissenschaft hinter der Liebe (16.2.01)
 
 
 
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01.01.2010