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Inkas verwalteten Abgaben per Knotenschrift  
  Die Inkas haben ihre Steuererklärung per Knotenschrift festgehalten. Die geheimnisvollen Khipus, die Knotenschnüre der Inkas, dienten unter anderem zur staatlichen Buchhaltung. Davon gehen die US-Wissenschaftler Gary Urton und Carrie Brezine aus.  
Mit Hilfe der vorhangähnlichen Gebilde seien die Steueraufkommen an die oberen Behörden gemeldet worden, analysieren die Anthropologen von der Harvard University in Cambridge (US-Staat Massachusetts).
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Die Studie "Khipu Accounting in Ancient Peru" von Gary Urton und Carrie Brezine ist am 12. August 2005 in "Science" (Bd. 309, S. 1065-1067) erschienen.
->   Science
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Komplexes System der Aufzeichnung von Zahlen
 
Bild: Gary Urton

An einem Hauptfaden sind bei den Khipus dutzende von Nebenfäden angeknüpft, die verschiedenartige Knoten haben. Je nach vertikaler und horizontaler Position, der Fadenfarbe und -länge und dem Knotentyp besitzen diese Knoten unterschiedliche Bedeutungen.

Bild oben: Ein sehr komplexer Khipu aus Peru
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Inkas ohne Schriftsprache
Obwohl die Inkas das größte präkolumbische Reich der Neuen Welt aufgebaut hatten, besaßen sie keine voll entwickelte Schriftsprache. Die Inkas benutzten das Dezimalsystem. Sie kannten wahrscheinlich auch die Null, die erste Stelle am Faden blieb ohne Knoten.
->   Mehr über die Inkas in Wikipedia.de
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800 bekannte Khipus
Die meisten Khipus wurden durch die spanischen Eroberer im 16. Jahrhundert zerstört.

Bis heute sind weltweit etwa 800 Khipus bekannt. Davon entfallen allein 289 Stück auf das Ethnologische Museum Berlin, das somit die größte Sammlung ihrer Art besitzt. Sie stammen fast alle aus dem 15. und 16. Jahrhundert.
Knoten als Register für Abgaben
Urton und Brezine unterzogen 21 Khipus, die in dem Inka-Verwaltungszentrum in Puruchuco bei Lima ausgegraben worden waren, einer Computeranalyse. Sieben der Knotengebilde konnten demnach als Register für Abgaben identifiziert werden.

Sie geben nach Ansicht der Autoren Aufschluss über die Art und Weise, in der die Abgabenleistungen gemessen und an die verschiedenen Ebenen der Inka-Verwaltung weitergeleitet wurden.
Drei verschiedene Ebenen identifiziert
 
Bild: Gary Urton

Die Wissenschaftler konnten anhand der Khipus mindestens drei verschiedene Verwaltungsebenen identifizieren. Dabei sei es gelungen, Angaben eines Khipus der untersten lokalen Ebene als Teilmenge auf einem Khipu der nächst höheren Ebene wiederzufinden.

Die Abgaben bestanden vor allem in Arbeitstagen pro Jahr, die jeder auf staatlichen Feldern oder Baustellen zu verrichten hatte.

Bild oben: Der Khipu war nur für die unterste, lokale Verwaltungsebene bestimmt, daher seine relativ einfache Form.
Viele offene Fragen
Allerdings sind nach wie vor viele Fragen offen. So sei unklar, wie die Verfasser und Leser der Khipus die Art der registrierten Gegenstände oder Leistungen - etwa Arbeitsstunden, Vieh, Produkte oder Handwerkserzeugnisse - festhielten.

[science.ORF.at/APA/dpa, 12.8.05]
->   Harvard University
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01.01.2010