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Spitzenmedizin: Scharfe Kritik an Engpässen  
  An den Finanz-Engpässen für die Spitzenmedizin wird weiterhin scharfe Kritik geübt. Die Ärztekammer forderte mehr Mittel für die Versorgung der Patienten, die Situation sei "in höchstem Maß beschämend".  
Der Wiener Kardiologe Helmut Glogar betonte etwa Probleme in der interventionellen Kardiologie, wo Österreich zum Teil schlechter als Länder wie die Schweiz und Portugal dastünde.
Mittel reichen nicht für optimale Therapien aus
Der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Reiner Brettenthaler, betonte es sei "in höchstem Maß beschämend für den Sozialstaat", dass die Budgets für optimale Krebs-, Diabetes-, Herz- oder Rheumatherapien nach dem Letztstand der Medizin in den Spitälern offensichtlich nicht ausreichten.

Brettenthaler: "In einem so wohlhabenden Staat wie Österreich sollte nicht der leiseste Zweifel aufkommen, dass Schwerkranke die modernsten Therapien erhalten. Die Gesundheitspolitik ist angehalten, für angemessene Budgets zu sorgen und sich nicht mit fadenscheinigen Argumenten aus der Verantwortung zu stehlen."

Laut Ärztekammer sind Kontingentierungen im Gesundheitswesen ein Deckmantel für Leistungskürzungen.
Probleme im Herzbereich
Probleme gibt es offenbar auch in der Versorgung von schwer kranken Herzpatienten. Dies betrifft speziell die Verwendung der Stents, mit denen nach dem Aufdehnen von verengten Herzkranzgefäße diese Arterien offen gehalten werden.

Die modernsten dieser Gefäßstützen geben vorübergehend Zytostatika ab, welche die Häufigkeit von erneuten Verengungen von 25 auf fünf Prozent reduzieren.
Niedrige Verwendungsrate
Der Wiener Spezialist Helmut Glogar (AKH): "Wir liegen in Österreich bei einer Verwendung bei 40 bis 45 Prozent der Patienten. In der Schweiz sind es 100 Prozent, in Portugal 95 Prozent, auch in den Benelux-Ländern ist diese Rate höher. (...) Es gibt keine Mechanismen, um auf Neuentwicklungen in der Medizin rasch zu reagieren. Der Arzt schreit sich die Seele aus dem Leib. Aber er wird gar nicht angehört. 'Es ist das Geld nicht da und fertig', heißt es. Hier wird der Arzt praktisch gezwungen, die Therapie wegen der budgetären Möglichkeiten einzuschränken. Wir im Wiener AKH stehen da vergleichsweise noch gut da."
Weitere Stimmen
Wiens Gesundheitsstadträtin Renate Brauner (SPÖ) hat am Donnerstag Kritik an den Aussagen von Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP) geübt, wonach für Fragen der Therapie im Krankenhaus die Länder zuständig seien: "Es ist traurig, dass der zuständigen Ministerin nichts anderes einfällt, als dass sie die Zuständigkeit sofort von sich weist."

Der Wiener Krankenanstaltenverband stellte fest, dass die Versorgung der Patienten mit den modernsten Mitteln gesichert sei. Die Arzneimittelaufwendungen seien in den Wiener Spitälern seit 1997 insgesamt etwa gleich geblieben.

"Im Endeffekt werden wir uns sehr überlegen müssen, ob wir die beste Medizin in unserem Land haben wollen oder nicht. Das ist keine wissenschaftliche Frage, es ist eine gesellschaftspolitische Frage. Wie weit sind wir bereit, für kleinere oder größere Fortschritte viel Geld auszugeben", sagte der Präsident der Vereinigung der pharmazeutischen Industrie (Pharmig), Hubert Dreßler, am Donnerstag gegenüber der APA.

[science.ORF.at/APA, 11.8.05]
 
 
 
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01.01.2010