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Internationales Blitzforschungsprojekt in Salzburg  
  Eine der weltweit modernsten Blitzforschungsstationen befindet sich auf dem Gaisberg bei Salzburg. Sie ist nun Basis für ein internationales, von der EU gefördertes Blitzforschungsprojekt.  
Blitzreiches Jahr in Österreich
158.214 Mal hat es heuer in Österreich schon geblitzt. Scheint ein starkes Blitzjahr zu werden. Der heuer bisher aktivste Gewittertag war der 16. Juli mit 13.200 Blitzen. Die meisten schlagen in der Steiermark an der Grenze zu Slowenien ein, in Niederösterreich im Semmering-Gebiet sowie in Oberösterreich.

Die wenigsten Blitze verzeichnen der Großraum Wien sowie die hochalpinen Regionen wie Dachstein oder Großglockner, sagt Gerhard Diendorfer, Direktor von ALDIS, dem österreichischen Blitz-Ortungssystem.
->   Blitzstatistik Österreich (ALDIS)
Pro Sekunde bis zu 100 Blitze
Weltweit schlagen pro Sekunde geschätzte 30 bis 100 Blitze ein - und doch sind Blitze für die Forschung noch rätselhaft. Sind z.B. Blitze bei Hagelgewittern anders? Oder gibt es eine Grenze bei der Stromstärke von Blitzen, die jenseits der bekannten 2000 Ampere bis 300.000 Ampere liegt? Gerhard Diendorfer, Direktor vom österreichischen Blitz-Ortungssystem ALDIS im ORF-Radio:

"Man weiß bis heute nicht, ob es Superblitze mit 700.000 Ampere gibt. Sie müssten natürlich sehr selten auftreten und die Wahrscheinlichkeit wäre gering, dass man so einen Superblitz misst."
Japan lernt vom Gaisberg-Blitz
Um Fragen wie z.B. die maximale Stromstärke zu klären, arbeiten nun Forscher aus 23 Staaten zusammen - Meteorologen, Geophysiker und Elektrotechniker aus 18 europäischen Ländern sowie aus den USA, Kanada, Japan, Russland und der Ukraine.

Die Kooperation wird vier Jahre lang mit 400.000 Euro von der EU gefördert. Als Forschungsstation dient der Sendeturm auf dem Gaisberg bei Salzburg. Gerhard Diendorfer gegenüber Ö1:

"Türme haben die Eigenschaft, dass sie Blitze selbst auslösen. 90-95% der Blitze am Gaisberg kommen nicht von der Wolke und schlagen zufällig in den Turm ein, sondern der Sender steht auf einem Berg und sticht wie eine Nadel in die Wolke und löst die Blitze aus. Es ist in Europa derzeit die einzige Station, wo Blitze direkt gemessen werden."
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Blitze
Blitz ist nicht gleich Blitz - es gibt Aufwärts- und Abwärts-Blitze, Wolke-Wolke-Blitze und Wolke-Erde-Blitze, positive und negative Blitze, sowie Entladungen einer Gewitterwolke in Richtung Ionosphäre. Diese Erscheinungen wurden erstmals von der Besatzung eines Space-Shuttle Fluges beobachtet.
->   Mehr über Blitze bei Wikipedia
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Österreich ist Europas Hotspot
"In Europa zählt Österreich zu den gewitterreichsten Gebieten. Richtung Norddeutschland nimmt die Blitzhäufigkeit drastisch ab; auf der iberischen Halbinsel wiederum ist es im Sommer zu heiß und trocken. Österreich liegt genau dazwischen", so der ALDIS-Direktor Diendorfer.

Der Hotspot weltweit ist Zentralafrika - dort schlagen die meisten Blitze ein, betont Diendorfer, denn Blitze entstehen in Zusammenhang mit hohen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit. Der gesamte Äquatorialbereich sei weltweit gesehen das Gewittergebiet.
Blitzt es in den Tropen anders?
Manche Forscher meinen, dass Blitze z.B. in den Tropen deutlich stärker sein können als in Europa. Diese Frage soll mit Hilfe der internationalen Forschungskooperation geklärt werden.
Zu viel, zu wenig Blitzschutz?
Weiteres Thema sind Schutzmaßnahmen für Stromnetze - Stichwort Erdungs-Seile an Mastspitzen, Überspannungsableiter bei Umspannwerken oder automatische Ab- und Wiedereinschaltvorrichtungen.

Blitzschutzmaßnahmen basieren zum Teil mehr auf Erfahrung, denn auf Wissen, so Diendorfer. Viele Normen für Schutzanlagen gehen auf fast 50 Jahre alte Erkenntnisse und Annahmen zurück:

"Man kennt nicht wirklich die Grenzen. Man weiß nicht genau, ob man mehr tun müsste oder ob man weniger tun könnte, weil z.B. im Einzelfall die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass ein bestimmtes Gebäude vom Blitz getroffen wird."
Weiteres Projektziel: Messtechniken abgleichen
In Österreich werden seit 1991 Blitze geortet und dokumentiert, von acht Stationen zwischen Bad Vöslau und Hohenems. Mit Hilfe der internationalen Forschungskooperation sollen natürlich auch die Messtechniken verglichen und verbessert werden.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft, 26.8.05
->   ALDIS
Mehr dazu in oesterreich.ORF.at:
->   Einzigartige Blitzforschung auf dem Gaisberg
 
 
 
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01.01.2010