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Birute Galdikas - Ein Leben für Orang-Utans  
  Gegenwärtig beraten internationale Fachleute bei einer Tagung über den Schutz von Menschenaffen. Eine davon ist die gebürtige Litauerin Birute Galdikas: Sie hat ihr Leben den Orang-Utans gewidmet.  
Der Kongress des "Great Apes Survival Project" (GRASP) findet vom 5. bis 9. September in Kingshasa, Kongo, statt. Dessen Hauptthema: Strategien, um die nächsten Verwandten des Menschen vor dem Aussterben zu retten.
"Sie haben so etwas unheimlich Menschliches"
Auf der Veranda ihres Hauses will Birute Mary Galdikas ihren Kaffee genießen, doch eine riesige behaarte Hand schnappt sich beherzt die Tasse und führt sie zu einem Paar runzliger Lippen.

"Das ist Siswi, die Tochter von Siswoyo, einer meiner besten Freundinnen", sagt Galdikas schlicht und kein bisschen böse. Das Orang-Utan-Weibchen schwingt sich hoch und schmiegt sich rau, aber herzlich an sie.

Für Momente wie diesen lebt die gebürtige Litauerin. Doch selbst in ihrem Forschungscamp auf der Insel Borneo sind die Orang-Utans immer seltener zu sehen.

"Ich war immer schon fasziniert von Orang-Utans", sagt die 58 Jahre alte Galdikas und zückt wie zum Beweis einen Fotoapparat, als sich der mächtige, 113 Kilo schwere Affenmann Pedro in der Hoffnung auf etwas Essbares im abendlichen Zwielicht des Dschungels blicken lässt. "Es ist etwas mit ihren Augen. Sie haben so etwas unheimlich Menschliches."
Goodall - Fossey - Galdikas: Drei Frauen, eine Leidenschaft
Ihre Leidenschaft führte die aus Litauen stammende und in Kanada aufgewachsene Zoologin Galdikas 1971 zum legendären kenianischen Urweltforscher Louis Leakey. Leakey hatte bereits zwei andere Frauen in die Urwälder geschickt, um das geheimnisumwitterte Leben der Menschenaffen in freier Wildbahn zu studieren:

Jane Goodall wurde mit ihren Studien zu Schimpansen in Tansania weltberühmt, ihrer 1985 ermordeten Kollegin Dian Fossey und deren Arbeit in Ostafrika setzte der Hollywood-Streifen "Gorillas im Nebel" ein Denkmal.
"Das Leben hier ist hart"
Auch Galdikas schmückte mehrfach die Titelseite der Naturzeitschrift "National Geographic", zuletzt war sie in einem Dokumentarfilm an der Seite von Hollywoodstar Julia Roberts zu sehen. "Das Leben hier ist sehr hart, auch wenn die Leute denken, es hat Glanz", sagt Galdikas.

Ihre Familie etwa bekam die dreifache Mutter kaum zu sehen, die inzwischen mit einem Indonesier verheiratet ist. Zudem überstand sie selbst unter anderem eine atypische Lungenentzündung und eine besonders heimtückische Cholera-Erkrankung, durch die sie in einer Woche mehr als zehn Kilogramm Gewicht verlor.
Palmölanbau bedroht Orang-Utans
Die ärgsten Feinde ihres Forschungsprojektes im Tanjung Puting Reservat im indonesischen Teil von Borneo aber sind Palmölbauern, die den Regenwald abholzen und an seiner Stelle Plantagen errichten. Damit werden die Orang-Utans immer weiter verdrängt; nach Schätzungen von Galdikas ging die Zahl der Tiere trotz ihrer Arbeit seit drei Jahrzehnten um die Hälfte zurück.

Viele Pflanzer fangen die ihnen verhassten Tiere und verscherbeln sie für Spottpreise um die 30 Dollar (24,1 Euro). "Palmöl ist der größte Feind der Orang-Utans und der gesamten Tierwelt auf Borneo", sagt Galdikas.
Lebensräume werden dezimiert
Dabei wurden die einst in weiten Teilen Südostasiens heimischen Orang-Utans bereits auf die Inseln Borneo und Sumatra zurückgedrängt. Nach einer Studie des UNO-Umweltprogramms UNEP dürften ihnen bis 2030 so gut wie keine Gebiete mehr verbleiben, in denen sie natürlich und "relativ ungestört" leben können.

Greift der Mensch nicht ein, dürften in spätestens 50 Jahren auch die in Afrika lebenden Gorillas, Schimpansen und Bonobos aus den letzten Urwäldern verschwunden sein.

Allein im indonesischen Teil von Borneo fallen nach Angaben des World Wildlife Fund jährlich mehr als tausend Orang-Utans der Wilderei und dem illegalen Handel zum Opfer. In den Küstenstädten von Java und Bali würden sie häufig auf Frachtschiffen gegen Fernseher oder Radios getauscht.
"Überlebensplan" von Experten
Um den Menschenaffen derart traurige Schicksale zu ersparen, starteten die Vereinten Nationen einen "Überlebensplan". Dabei sollen Satellitenaufnahmen helfen, die Lebensräume der "großen Affen" zu beobachten.

Auf der Liste stehen auch Projekte, um die Armut der nahe der Naturreservate lebenden Menschen zu lindern. Bis Freitag beraten die 23 Staaten, in denen noch Menschenaffen leben, darüber in Kinshasa mit Vertretern von UNO und anderen Experten.

Barry Neild, AFP, 8.9.05
->   Orangutan Foundation International
->   GRASP
->   Profile: Birute Galdikas (science.ca)
->   Menschenaffen - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010