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Ohne Glimmstengel aus dem Krankenhaus  
  2,3 Millionen Österreicher rauchen. Während die Hälfte von ihnen das Laster loswerden will, lässt sich die andere Hälfte auch von den erschütterndsten Warnungen nicht abschrecken: 14.000 Österreicher sterben pro Jahr an den Folgen ihres Tabakkonsums. Ein österreichisches Projekt zur Rauchertherapie sorgt jetzt für internationales Interesse: Nikotinentzug im Krankenhaus.  
Rauchfrei aus dem Krankenstand
Mehr als eine Millionen Österreicher will mit dem Rauchen aufhören oder zumindest die eine oder andere Zigarette weniger rauchen. Der gute Vorsatz allein reicht meist nicht aus.

Neben Nikotinpflaster, Kaugummis, Inhalatoren, Raucherpille oder Motivationstraining wird in Österreich auch eine stationäre Rauchertherapie angeboten. Starken Rauchern sollen in einem 3-wöchigen Aufenthalt die Zigaretten abgewöhnt werden.
Pilotprojekt 1997
1997 startete das Institut für Sozialmedizin der Universität Wien ein Pilotprojekt, seitdem haben rund 350 Raucher daran teilgenommen. Die Erfolge können sich sehen lassen, sagt Projektbetreuer Rudolf Schoberberger: Jeder zweite Teilnehmer blieb auch nach einem Jahr Nichtraucher, der Rest hatte die Zigarettenmenge reduziert und nur eine kleine Gruppe (unter zehn Prozent) fiel wieder in die alten Gewohnheiten zurück. "Im Durchschnitt hatten alle etwa fünf Monate Abstinenz erzielt."

Ein Team aus Ärzten, Psychologen, Ernährungsexperten und Sportwissenschaftern betreut die Entwöhnungswilligen, sagt der Sozialmediziner: In der ersten Woche darf noch geraucht werden, ab der zweiten Woche nicht mehr. In der dritten Woche wird der Alltag "danach" geübt ¿ mit Rollenspielen, um Krisen zu simulieren und Versuchungen zu widerstehen.
Entzug auf Kassenkosten
Die Therapiekosten dieses Projekts - sofern anspruchsberechtigt - übernimmt bis auf den Selbstbehalt die Wiener Gebietskrankenkasse. Aufgenommen werden allerdings nur sehr starke Raucher, die vielleicht schon an Folgeerkrankungen leiden. Die Bewerber um einen Therapieplatz werden vorher untersucht und ausgewählt.

Das Modell macht Schule: Auch im oberösterreichischen Weyer bietet die Pensionsversicherungsanstalt der Arbeiter eine stationäre Rauchertherapie an. Ab Juli soll diese Form der Nikotinentwöhnung in allen zehn Sonderkrankenanstalten der PVArb angeboten werden.

Für die österreichische Lösung der Nikotinentwöhnung interessieren sich auch Ärzte aus Deutschland und der Schweiz und wollen ähnliche Projekte lancieren.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
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->   Fachleute kritisieren Österreich
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01.01.2010