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Tod durch Schlaganfall und Herzleiden immer seltener  
  Die Lebenserwartung der US-Amerikaner ist wie die der Österreicher während der letzten Jahrzehnte gestiegen. Die Menschen sterben heute nicht nur später, sondern auch durch andere Ursachen als noch vor rund 30 Jahren. Die Sterblichkeit durch Schlaganfall und Herzleiden ist massiv zurückgegangen, dafür steigt die Zahl der Todesfälle nach Lungenerkrankungen - ein Trend, der sich auch auf andere Industrienationen übertragen lässt.  
Das ist das Ergebnisse einer Studie des Mediziners Ahmedin Jemal von der "American Cancer Society" in Atlanta, der mit seinem Team landesweite Daten zu den sechs häufigsten Todesursachen aus der Zeit von 1970 bis 2002 analysierte.

Neben Schlaganfällen und Herzleiden ging ihnen zufolge auch die Mortalitätsrate durch Unfälle zurück, während jene der "Chronisch obstruktiven Lungenerkrankung" (kurz COPD) sowie von Diabetes stark angestiegen ist.
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Die Ergebnisse der Analyse wurden im "Journal of the American Medical Association" (JAMA) unter dem Titel "Trends in the Leading Causes of Death in the United States, 1970-2002" veröffentlicht (Band 294, Nr. 10, S. 1255-1259).
->   Abstract im JAMA
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Sechs häufigste Todesursachen
Die Wissenschaftler durchleuchteten die Sterblichkeitsstatistiken mit Fokus auf die sechs häufigsten Todesursachen: Herzleiden, Schlaganfall, Krebs, COPD, Diabetes sowie Unfälle (Verkehrsunfälle, Stürze, Feuer, Vergiftung).
Insgesamt um 32 Prozent verringerte Sterblichkeit
Die US-amerikanischen Forscher belegten, dass die Sterblichkeit bezogen auf sämtliche "Top 6" im Untersuchungszeitraum um satte 32 Prozent abgenommen hatte: Im Jahr 1970 starben noch 1.242 von 100.000 Menschen an einer der sechs Todesursachen, im Jahr 2002 waren es nur mehr 845 von 100.000.

Doch nicht alle sechs Todesursachen nahmen gleichermaßen ab: Während die Sterblichkeit durch Schlaganfall um 63 Prozent oder durch Unfälle um 41 Prozent zurückging, verringerten sich die Todesfälle durch Krebs um nur knapp drei Prozent.

Dass sich die Krebs-Mortalität nur leicht rückläufig zeigt, sei darauf zurückzuführen, dass erst in den 1990er Jahren Vorsorgeprogramme Wirkung zeigten und die Krebserkrankungen von Rauchern abnahmen, so die Statistikexperten.
Weniger Tote durch Herzleiden, Schlaganfall und Unfälle
Die größte absolute Abnahme wurde für Herzleiden (262 Todesfälle pro 100.000 Einwohner), Schlaganfall (96 Todesfälle pro 100.000) sowie Unfälle (26 Todesfälle pro 100.000) verzeichnet.

Die Anzahl der an einer Krankheit verstorbenen Patienten wird in Form der "altersstandardisierten Sterblichkeitsrate" auf 100.000 Einwohner pro Jahr bezogen. Bei dieser Standardisierung wird berücksichtigt, dass eine im Schnitt ältere Bevölkerung eine höhere Sterblichkeitsrate aufweist.
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Trend gilt auch für Österreich
Die Daten der US-Forscher decken sich tendenziell mit Erfahrungen aus Österreich: Wie die Statistik Austria im September 2004 bekannt gab, ging die Zahl der Sterbefälle durch Krankheiten des Herz-Kreislaufsystems im Vergleichszeitraum zurück. Insgesamt sind in Österreich allerdings weiter rund 70 Prozent aller Todesfälle auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und auf Krebs zurückzuführen.
->   Mehr dazu in: Häufigste Todesursachen (10.9.04)
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Mehr Tote durch Lungenerkrankung COPD und Diabetes
Für vier der sechs Todesursachen wurde über den Untersuchungszeitraum ein sehr starker bis zumindest schwacher Rückgang verzeichnet. Zwei der "Top 6" Sterblichkeiten sind in den letzten 30 Jahren allerdings angestiegen - wenn auch die Sterbefälle in höherem Alter erfolgen.

Die Sterblichkeit durch das die Lungenkrankheit COPD hat sich seit 1970 verdoppelt - und jene für Diabetes ist seit 1987 um 45 Prozent gewachsen.

Die "Raucherkrankheit" COPD ist oftmals eine Spätfolge des Zigrattenkonsums, und Anti-Tabak-Kampagnen greifen erst seit wenigen Jahren. Übergewicht ist einer der Hauptrisikofaktoren für die Zuckerkrankheit und stellt seit den 1980er Jahren ein sprichwörtlich "massives" Problem in den USA dar.
Weniger Unfalltote durch Geschwindigkeitsbegrenzung
Die Abnahme der Sterblichkeit durch Unfälle geht laut Studienautor Jemal mit der Einführung der Geschwindigkeitsbegrenzung von 55 Meilen pro Stunde (ca. 90 km/h) in den 1970er Jahren sowie mit der Gurtenpflicht (in vielen US-Bundesstaaten seit 1984) einher.

Seit 1987 sei die Geschwindigkeitsbeschränkung nicht mehr so strikt, und die Sterblichkeit durch Unfälle würde daher nun langsamer sinken, so Studienautor Jemal.
Mehr alte Menschen mit chronischen Erkrankungen
Jemal und seine Kollegen schreiben, dass die starke Abnahme der Sterblichkeit durch Herzkreislauferkrankungen in Kombination mit einer im Durchschnitt stark gealterten Gesellschaft auftritt.

Die Studienautoren betonen, dass verbesserte Diagnose- und Therapiemethoden zwar zu verringerten Sterblichkeitsraten führen. Gleichzeitig steigen jedoch die Kosten für das Gesundheitssystem, weil chronische Krankheiten über lange Zeiträume behandelt werden müssen.

[science.ORF.at, 14.9.05]
->   American Cancer Society
Mehr dazu im science.ORF.at-Archiv:
->   Diabetes: Medikament reduziert Sterblichkeit (13.9.05)
->   Schlaganfall: Vorsorge zahlt sich auch finanziell aus (4.5.05)
->   Richtlinien zur Behandlung von COPD (18.3.2004)
->   Studie: US-Gesundheitssystem am teuersten (6.5.03)
->   Im hohen Alter sinken die Gesundheitskosten (14.11.02)
 
 
 
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01.01.2010