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Studie: Hurrikans nehmen an Stärke zu  
  Die Zahl schwerer Wirbelstürme hat sich in den letzten 35 Jahren weltweit fast verdoppelt. In den siebziger Jahren erreichten durchschnittlich elf Hurrikans die höchsten Stufen vier und fünf, seit 1990 sind es 18 pro Jahr.  
Das Ergebnis des Forscherteams um Peter Webster vom Technologischen Institut des US-Staats Georgia dürfte der Debatte über einen möglichen Einfluss des Treibhauseffekts neuen Zündstoff geben.
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Die Studie " Changes in Tropical Cyclone Number, Duration, and Intensity in a Warming Environment" von Peter Webster und Kollegen ist am 16. September 2005 in "Science" erschienen (doi:10.1126/science.1116448).
->   Science
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Oberfläche der Ozeane um ein Grad Celsius wärmer
Tropische Stürme werden von warmem Wasserdampf aus den Weltmeeren ausgelöst. Je wärmer das Wasser wird, desto mehr davon verdampft, wodurch die Stürme mehr Volumen erhielten.

Zwischen 1970 und 2004 ist die Oberflächentemperatur der Ozeane in der tropischen Zone um fast ein Grad Celsius gestiegen.
Potenzial für weitere Stürme von der Stärke "Katrina"
Koautor Greg Holland vom US-Zentrum für Atmosphärische Forschungen schränkt ein, dass ein direkter Zusammenhang zwischen dem Anstieg der Meerestemperatur und dem Hurrikan "Katrina" nicht nachgewiesen werden könne.

Doch hätten die Recherchen eindeutig das Potenzial für weitere Stürme derselben Stärke aufgezeigt.
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Geschwindigkeit von mehr als 250 km/h
"Katrina" war über dem Meer ein Hurrikan der höchsten Stufe fünf und hatte beim Auftreffen auf Land immer noch die Stufe vier. In der Kategorie fünf werden Windgeschwindigkeiten von mehr als 250 Kilometern pro Stunde erreicht, in der Kategorie vier liegen sie zwischen 210 und 250 Stundenkilometern.
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Generelle Erwärmung der Erde
Judith Curry vom Georgia Institute of Technology, ebenfalls Koautorin der Studie, zieht den Schluss, dass der registrierte Anstieg der Meerestemperatur auf die generelle Erderwärmung, den Treibhauseffekt, zurückzuführen sei.

Demnach sei dieses Phänomen auch ein "beitragendes Element" zur wachsenden Stärke von Hurrikans.

Die Meerestemperaturen seien überall in der tropischen Zone gestiegen, was parallel dazu auch auf die Stärke der Hurrikans zutreffe. Das könne nicht mit natürlichen Schwankungen erklärt werden, schreiben die Wissenschaftler.
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Anstieg an Zahlen ablesbar
Der Studie zufolge gab es zwischen 1975 und 1989 im westlichen Atlantik und der Karibik insgesamt 16 Hurrikans der Stärke vier bzw. fünf. Zwischen 1990 und 2004 waren es 25. Im östlichen Pazifik, wo die Wirbelstürme als Taifune bezeichnet werden, wurde in den entsprechenden Zeiträumen ein Anstieg von 36 auf 49 registriert, im westlichen Pazifik von 85 auf 116. Im südwestlichen Pazifik betragen die Vergleichszahlen zehn und 22, im Indischen Ozean 24 und 57.
->   Forscher warnt: Hurrikans werden zerstörerischer (1.8.05)
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Bestätigung einer "Nature"-Studie
Die Forscher bestätigen mit ihren Beobachtungen eine frühere Studie. Ein Team vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) bei Boston berichtete vor kurzem in "Nature", dass Wirbelstürme sowohl im nördlichen Atlantik als auch im Nordpazifik seit 1975 immer mehr Energie freisetzen.

Die Dauer der Unwetter und die Windgeschwindigkeiten haben demnach während der vergangenen 50 Jahre um etwa 50 Prozent zugenommen.
->   Zum Original-Abstract
Kann der Mensch Hurrikans abschwächen?
Der "New Scientist" sucht unter dessen nach Wegen, wie man Hurrikans künstlich abschwächen könnte, bevor sie auf Land treffen. Mehrere Ideen waren bisher in Diskussion: Mosche Alamaro vom MIT präsentierte im April 2005 einen Plan, mit einer ganze Reihe an Flugzeugtriebwerken in der Luftschicht über einem Hurrikan mehrere Mini-Zyklone zu erzeugen und ihm damit seine Energie zu entziehen.

Forscher der Universität Kalifornien bewiesen in einem mathematischen Modell, dass ein dünner Ölfilm auf der Wasseroberfläche die Heftigkeit eines Hurrikans abschwächen könnte. Das Entsorgungsproblem blieb aber ungeklärt.
->   Studie: Öl auf den Wogen kann Hurrikans vorbeugen (26.7.05)
Klassischer Umweltschutz als einzige Gegenmaßnahme
Alle diese Möglichkeiten blieben bis heute Spekulation. Ob der Mensch tatsächlich einmal die Möglichkeit haben wird, in Stärke und Kurs von Hurrikans einzugreifen, bleibt dahingestellt.

Studien wie die aktuelle "Science"-Publikation liefern zumindest Hinweise, warum die Stürme immer heftiger werden. Als Gegenmaßnahme bleibt einstweilen nur der klassische Umweltschutz.

[science.ORF.at/AP/APA/dpa, 15./23.9.05]
->   Berichte zum Hurrikan "Rita" in ORF.at
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01.01.2010