News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Neue Technik für Bypass-Operation  
  Für viele Herzpatienten ist eine Bypass-Operation die letzte Rettung. Das bedeutet allerdings auch, sich einem schweren chirurgischen Eingriff zu unterziehen, der für den Patienten nicht ungefährlich ist. Eine neue Technik soll die herkömmliche Operationsmethode nun in manchen Fällen überflüssig machen.  
Eine Gruppe von Herzspezialisten aus Deutschland, Japan und den USA hat eine innovative Methode entwickelt, um den chirurgischen Eingriff bei einer Bypass-Operation zu minimieren. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen wurden in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Circulation veröffentlicht.
...
Bypass-Operation
Ein so genannter Bypass (engl. Umleitung) wird gelegt, wenn Herzkranzgefäße verstopft sind. Man schafft also für das Blut eine Art Umleitung, um sicher zu stellen, dass das Herz weiterhin ausreichend mit Blut versorgt wird. Als Überbrückung dienen dazu in der Regel kleine Venenstücke, die vorher aus dem Schenkel entnommen werden. Das Venengewebe wird dann mit sehr dünnen Fäden oberhalb und unterhalb des Engpasses in die Herzkranzarterie eingenäht. Nach einer gelungenen Bypass-Operation bildet das Venengewebe seine Wände um und wird zu einer "richtigen" Arterie.
->   Mehr Informationen zum Thema Bypass
...
Aufgeklappter Brustkorb
Bisher muss der Arzt bei einem Bypass zunächst das Brustbein der Länge nach aufsägen. Danach wird der Brustkorb aufgeklappt, um überhaupt das Herz für den Eingriff freizulegen. Dieses wird sofort an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen, die das Organ mit sauerstoffangereichertem Blut versorgt. Eine Technik, die einen schweren chirurgischen Eingriff darstellt.
Neue Methode weniger belastend
Die neue Methode ist weniger belastend und wurde bereits an einem Patienten erprobt. Zunächst fädelte dabei das Ärzteteam dünne Katheder in dessen Bein ein. Diese wurden dann entlang der Oberschenkelschlagader zum Herzen des Patienten geführt, der unter Arteriosklerose der Herzkranzgefäße litt.
Orientierung via Ultraschall
Indem sich die Mediziner an Ultraschall-Bildern orientierten, stießen sie eine Nadel durch das verstopfte Gefäßgewebe in eine daneben liegende Vene. Die Nadel wurde schließlich durch ein dünnes Röhrchen ersetzt.
Umleitung über Vene
Winzige Ventile und "Stöpsel" halfen, den Blutfluss durch die Vene umzuleiten und danach zurück zum Herzen zu führen. Das Organ konnte so wieder mit Sauerstoff versorgt werden.
...
Die Idee zu dieser Methode ist allerdings nicht neu. Bereits in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden ähnliche Versuche unternommen - die allerdings erfolglos blieben. Die Technik wurde in den 70ern wieder aufgegriffen und wegen mangelndem kommerziellen Interesse nie ausgefeilt. Der Trend in der Chirurgie geht jedoch immer mehr zu den so genannten minimalinvasiven Methoden. Sie sind nicht nur weniger belastend für den Patienten, sondern auch billiger für die Krankenkassen und Krankenhäuser, da sich die Liegezeiten damit drastisch verringern würden.
...
Warnung vor verfrühten Jubelmeldungen
Der Leiter der Studie, Stephen Oesterle, warnt jedoch vor frühzeitigen Jubelmeldungen. Das sei noch nicht der große Durchbruch, so der Mediziner. Doch die Technik biete sicherlich realistische Hoffnung für eine zukünftige minimalinvasive Bypass-Operation.

Zudem muss einschränkend angemerkt werden, dass diese Methode nur in manchen Fällen überhaupt angewandt werden kann. Denn Voraussetzung für ihr Gelingen ist, dass die betroffene Arterie zumindest teilweise noch offen ist.

In den kommenden Monaten soll die Operation an 20 weiteren Patienten in Deutschland ausgeführt werden. Weitere klinische Studien werden noch in diesem Jahr in den USA beginnen.

(red)
->   Circulation
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010