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25.000 studierende Eltern: Mehr Angebote gefragt  
  Für 25.000 Studentinnen und Studenten ist es Alltag, neben dem Studium auch ein Kind zu "schupfen". So ein Alltag ist nicht immer leicht, Wege, wie studentische Eltern zu Zeit und Geld (also zu Kinderbetreuung und Fördergeldern) kommen, sind daher besonders gefragt.  
10,8 Prozent Eltern im Hörsaal
Babygeschrei auf dem Weg zur Uni, Kinderspielzeug zwischen Vorlesungsskripten - Alltag für 25.000 Studentinnen und Studenten in Österreich.

10,8 Prozent der Studierenden haben Kinder; vor 25 Jahren waren es laut Kinderbüro der Uni Wien 6 Prozent. Allerdings ist es seitdem kein stetiges Bergauf: Vor wenigen Jahren gab es auch schon mehr studierende Eltern als heute (Höchststand 11,5 Prozent im Jahr 1998).
Eltern nicht im Vorlesungsbetrieb berücksichtigt
Barbara Blaha vom Vorsitzteam der Österreichischen Hochschülerschaft im ORF-Radio: "Das Hauptproblem ist, dass die Universität immer noch von dem Bild ausgeht, Studierende hätten 40 Stunden pro Woche Zeit für ihr Studium und müssen nicht arbeiten.

Das Bild trifft nicht mehr zu ¿ schon gar nicht für studierende Eltern: Die sind einer unglaublichen Mehrbelastung ausgesetzt ¿ vom Lehrveranstaltungsangebot, das nicht auf studierende Eltern ausgerichtet ist bis hin zu den fehlenden Kinderbetreuungsplätzen an den Universitäten hapert¿s ziemlich."
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Weiblich, verheiratet, über 30 Jahre alt
Es sind eher Mütter als Väter, die neben Kind auch Studium schaukeln: 11,5 Prozent der Studentinnen und 10,1 Prozent der Studenten sind Eltern.

Mit dem Alter steigt der Anteil der Studierenden mit Kindern. Unter den 20jährigen sind kaum Eltern zu finden, unter den 30jährigen haben 40 Prozent Kinder, so das Kinderbüro der Uni Wien.

Mehr als die Hälfte der Studierenden mit Kind oder Kindern ist verheiratet. Bei Studierenden ohne Kind ist es nur ein Fünftel. Alleinerziehend ist ein Viertel der Studentinnen mit Kind, und zumindest laut offizieller Statistik gibt es keine alleinerziehenden studierenden Väter.
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Kind und Uni unvereinbar?
Was tun während der Vorlesung? Mitnehmen, den Partner oder Angehörige bitten, einen Babysitter zahlen oder einen Kindergarten-Platz? Laut einem Artikel der Tageszeitung "Die Presse" von August 2005 nehmen 30 Prozent eine Kinderbetreuungseinrichtung in Anspruch; 7,5 Prozent halten Studium und Kind schlicht für unvereinbar.

Barbara Blaha vom ÖH-Vorsitzteam im Gespräch mit Ö1: "Es gibt an 14 HochschülerInnenschaften, also an lokalen Universitäten, von der ÖH selbst Kindergärten. Manche Universitäten bieten auch als Universität Kindergärten an, allerdings gibt es kaum Sonderkonditionen für studierende Eltern, sondern das Angebot ist v.a. für ProfessorInnen, AssistentInnen und Personal der Universität."
Kinderbetreuungsplätze an Unis
An den meisten Unis gibt es Krabbelstuben, Kindergruppen, Kindergärten - allerdings mit wenigen Plätzen: 24 Plätze hier, 5 da, 51 dort; zu wenig für österreichweit 25.000 Studentinnen und Studenten mit Kind.

"Es fehlt der Wille der Universität, ausreichend Plätze zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus wäre es ein großer Schritt in die richtige Richtung, wenn es mehr öffentliche Kindergärten in Universitätsnähe gäbe." (Barabara Blaha, ÖH)
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Nachwuchs beim Uni-Personal
25.000 Studentinnen und Studenten in Österreich haben Kinder, aber auch 6.600 Universitätsbedienstete sind Eltern. Obwohl Elternschaft naturgemäß Frauen und Männer zu gleichen Teilen betrifft, sind Frauen in der Realität stärker gefragt.

Während bei den Studierenden sich Väter und Mütter annähernd die Waage halten (11,5% Mütter; 10,1% Väter), sind in höheren Positionen auf der Uni weniger Mütter zu finden.
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Geld statt Zeit zur Unterstützung
An finanzieller Unterstützung haben Studentinnen und Studenten mit Kind z.B. Anspruch auf Kindergeld und Familienbeihilfe. Durch das Kindergeld, das seit 2002 auch für Studenten gilt, seien übrigens nicht mehr Eltern in den Hörsälen zu beobachten, sagt Barbara Blaha von der ÖH.

Sie nennt weitere Förderungen: "Studierende, die rechtzeitig alle Prüfungen geschafft haben, haben selbst noch Anspruch auf Familienbeihilfe. Für sozialbedürftige Studierende gibt es z.B. die Möglichkeit eines Stipendiums und studierende Mütter und Väter können einen höheres Stipendium beziehen."
Verschiedene Förderungen möglich
Laut Kinderbüro der Uni Wien werden 16 Prozent der studierenden Eltern von staatlichen Stipendien unterstützt. Abgesehen vom staatlichen Kindergeld, Wochengeld, Zuschüssen für Einkommensschwache oder Kinderbetreuungshilfe vom AMS: Es gibt unter bestimmten Voraussetzungen Studienbeihilfen für Studenten und Studentinnen mit Kind.

Für Studierende, die sich in der Abschlussphase befinden, als "sozial förderungswürdig" gelten und noch nicht schulpflichtige Kinder haben, gibt es laut Bildungsministerium einen Zuschuss für die Kinderbetreuung. Auch die Österreichische Hochschülerschaft gewährt Förderungen für Härtefälle (z.B. aus dem Sozialfonds der ÖH oder dem ÖH-Kinderbetreuungsfonds).
->   Kinderbetreuung und Förderungen beim Wissenschaftsministerium
Dreifachbelastung: Studium, Job und Kind
Haupteinnahmequelle für Studenten mit Kind ist während des Semesters ein Job, an zweiter Stelle stehen Beihilfen. In anderen Worten: Zu Studium und Kind kommt auch ein Job. Mütter und Väter studieren laut Statistik durchschnittlich auch drei Semester länger.

Infos über Förderungen und Kinderbetreuungseinrichtungen hat die ÖH in der Broschüre "Studieren mit Kind" zusammengefasst.

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 28.9.05
->   ÖH-Broschüre "Studieren mit Kind"
->   Kinderbüro der Universität Wien
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   "Kind oder Karriere?" muss keine Alternative sein (27.4.05)
 
 
 
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01.01.2010