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Chemie-Nobelpreis 2005 für Entwicklung organischer Reaktionen  
  Der diesjährige Nobelpreis für Chemie geht an an den Franzosen Yves Chauvin sowie die US-Forscher Robert Grubbs und Richard Schrock. Sie werden für ihre Arbeit bei der Entwicklung von Methoden auf dem Gebiet der organischen Syntheseverfahren ausgezeichnet, teilte die schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm mit.  
Die Auszeichnung ist wie im Vorjahr mit zehn Millionen Kronen (1,1 Mill. Euro) dotiert und wird am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel, in Stockholm überreicht.
Metathese - Herstellung organischer Moleküle
Die diesjährigen Nobelpreisträger hätten die so genannte Metathese zu einer der wichtigsten Reaktionen in der organischen Chemie gemacht. Das habe "fantastische Möglichkeiten" für die Produktion neuer Moleküle, etwa für Arzneistoffe, eröffnet, begründet das Nobelpreis-Komitee seine Preis-Zuerkennung.
->   Metathesis - Wkipedia
"Partnerwechsel beim Tanz"
Charakteristische Eigenschaft organischer Substanzen ist der Bestandteil Kohlenstoff, wobei solche Moleküle entweder lange Ketten oder Ringe formen können. Daran gebunden sind andere Elemente wie Wasserstoff und Sauerstoff. Alles Leben basiert auf solchen Verbindungen, die aber auch künstlich produziert werden können.

Bei Metathese-Reaktionen werden Doppelbindungen mit Hilfe spezieller Katalysatoren aufgebrochen und Atomgruppen wechseln ihren Platz. "Es ist wie ein Partnerwechsel beim Tanz", veranschaulicht das Preiskomitee.
"Mir ist dieser Preis peinlich"

Yves Chauvin
1971 habe Yves Chauvin (74) vom Institut Francais du Petrole in Rueil-Malmaison im Detail beschrieben, wie solche Reaktionen funktionieren und welche Metallverbindungen als Katalysatoren dienen können.

Chauvin, Ehrendirektor am französischen Institut für Erdölforschung, reagierte in einem Telefonat mit dem schwedischen Rundfunk zunächst betont reserviert auf die Auszeichnung: "Mir ist dieser Preis ausgesprochen peinlich. Meine Entdeckungen sind schon 40 Jahre alt, und ich bin ein alter Mann."
Neue und bessere Katalysatoren entwickelt
Bild: EPA
Richard Schrock
Richard Schrock (60) vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge (US-Bundesstaat Massachusetts) war der erste, der einen effizienten Katalysator für die Metathese entwickelte.

Zwei Jahre später folgte Robert Grubbs (63) vom California Institute of Technology (Caltech) in Pasadena (US-Bundesstaat Kalifornien) mit einem noch besseren Katalysator, der auch an Luft stabil ist und viele Anwendungen fand.

Schrock sagte einem Radiosender nach Bekanntgabe der Auszeichnung: "Mein Herzschlag ist bei 200, und ich kann kaum sprechen." Die Mitteilung erreichte ihn beim Frühstück. "Jetzt muss ich mir erst mal etwas anziehen und mit meiner Frau sprechen. Dann geht wohl die Feierei los."
Anwendung bei Arzneimitteln und Kunststoffen

Robert Grubbs
Sein Kollege Grubbs hält in dieser Woche Universitätsseminare im neuseeländischen Christchurch. "Ich habe als erstes meine Kinder angerufen. Ist schon cool, so einen Nobelpreis mit den eigenen Kindern zu teilen", sagte er dem Sender.

Die Reaktion findet heute laut Preiskomitee breite Anwendung in der chemischen Industrie, vor allem in der Entwicklung von Arzneimitteln und Kunststoffen.

Dank der Beiträge der diesjährigen Nobelpreisträger seien die dabei verwendeten Verfahren effizienter, einfacher und umweltfreundlicher, was vom Komitee als "großer Schritt vorwärts in Richtung einer 'Grünen Chemie'" bewertet wird.
2004: Forschungen zu Proteinabbau ausgezeichnet
Im vergangenen Jahr wurde die begehrte Auszeichnung im Bereich Chemie an die beiden israelischen Wissenschafter Aaron Ciechanover und Avram Herschko, beide vom Israel Institute of Technology ("Technion"), und den US-Forscher Irwin Rose von der University of California für die Entdeckung des "Ubiquitin-Systems" verliehen, das für den Abbau von Proteinen in Körperzellen verantwortlich ist.

[science.ORF.at/APA/dpa, 5.10.05]
->   Nobelprize.org
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->   Physik-Nobelpreis 2005 für quantenoptische Forschungen
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01.01.2010