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Neue Beweise für die Existenz der "Hobbits"  
  Vor zwei Jahren wurden in Indonesien die Überreste eines Zwergenmenschen gefunden. Danach hatte sich eine Debatte entsponnen, ob es sich dabei um eine neue Menschenart handelt oder um die krankhafte oder geschrumpfte Version eines anderen Frühmenschen. Neue Funde sprechen nun für ersteres - die "Hobbits" getauften Menschen hätten bis vor rund 12.000 Jahren gelebt.  
Die Herkunft des "Homo floresiensis" - benannt nach der indonesischen Insel Flores, wo er gefunden wurde - sei weiterhin unklar, berichten australische und indonesische Forscher im Fachblatt "Nature" vom kommenden Donnerstag.

Die Zwergenmenschen hätten die Insel jedoch schon vor mindestens 95.000 Jahren und noch bis vor etwa 12.000 Jahren bewohnt.
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Der Artikel "Further evidence for small-bodied hominins from the Late Pleistocene of Flores, Indonesia" erscheint in "Nature" (Bd. 437, S. 1012, 13. Oktober 2005).
->   Nature
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Weitere Knochen am gleichen Ort gefunden
Illustration: National Geographic/Peter Schouten
Illustration des "National Geographic"
Mike Morwood von der University of New England (Australien) und seine Mitarbeiter hatten die jetzt vorgestellten Knochenfunde im vergangenen Jahr in der Liang Bua-Höhle ausgegraben - genau dort, wo die Wissenschaftler im Jahr 2003 das erste Skelett des Zwergenmenschen entdeckt hatten.

Bei den Knochen handelt es sich um den rechten Arm des damals gefundenen Skeletts sowie weitere Kiefer- und Schädelknochen. Insgesamt seien nun Überreste von neun Individuen vorhanden, schreiben Forscher.

Die Zwergmenschen waren von der Zeitschrift "National Geographic" liebevoll "Hobbits" getauft worden.
Neun Individuen - vermutlich einer Art
Die neuen Funde widerlegten die Annahme einiger Kritiker, dass das ursprüngliche Skelett zu einem Pygmäenmenschen oder zu einer bereits bekannten Frühmenschenart mit einem krankhaft verkleinerten Gehirn gehört.

Die einzelnen Knochenfunde ähneln sich sehr, so dass es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Angehörige einer Art handelt, berichten die Wissenschaftler um Morwood.
Zuordnung in Menschen-Stammbaum schwierig
Bild: Mike Morwood
Der Fundort in der Liang Bua-Höhle
Die einzelnen Merkmale der Zwergenmenschen erlaubten weder die Zuordnung zu den modernen Menschen (Homo sapiens), noch zu den Homo erectus-Frühmenschen. So habe die Untersuchung etwa ergeben, dass die Zwergenmenschen im Verhältnis zum Körper recht lange Arme besaßen.

Die Körperproportionen entsprächen damit am ehesten denen der Australopithecinen, einer afrikanische Gattung der Menschenartigen. Frühere Untersuchungen des Schädels hatten hingegen gezeigt, dass das Gehirn am ehesten dem eines H. erectus ähnelt.
Auf einsamer Insel geschrumpft?
 
Bild: Peter Brown

Bild: Der Schädel von Homo floresiensis im Vergleich mit jenem des modernen Menschen.

Bestimmte Charakteristika der Zähne und der Gesichtsmorphologie rechtfertigten in jedem Fall die Zuordnung zur Gattung "Homo" (Mensch). Wie die Entwicklung des H. floresiensis verlaufen ist, bleibt dessen ungeachtet unklar.

Möglicherweise ist er ein Abkömmling vom Homo erectus, und in der Abgeschiedenheit der Insel nachträglich geschrumpft. Denkbar sei auch, dass H. erectus und H. floresiensis einen gemeinsamen Vorfahren haben, der bislang unentdeckt geblieben ist.
Beherrschten bereits das Feuer
Neben den Menschenknochen fanden die Forscher nun auch weitere Überreste verschiedener Tiere, darunter ein Stegodon - ein ebenfalls geschrumpfter Ur-Elefant. Angekohlte Knochen sowie gerötete und zerplatzte Steine deuten darauf hin, dass die Zwergenmenschen das Feuer bereits beherrschten.
Zusammen mit weiteren Werkzeugfunden zeige dies, dass sie bereits ein komplexes Verhalten und weit entwickelte Wahrnehmungsfähigkeiten gehabt hätten.

[science.ORF.at/APA/dpa, 12.10.05]
->   Nature-Schwerpunkt zum "Homo floresiensis"
Mehr zu den Hobbits in science.ORF.at:
->   Kluger "Hobbit": Zwergmensch war trotz Minihirn intelligent (4.3.05)
->   Unbekannte Zwergmenschenart in Indonesien entdeckt (28.10.04)
 
 
 
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01.01.2010