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Braunbären: Weibchen verhindern Kindesmord  
  Um ihre Gene möglichst optimal weiterzugeben, schrecken männliche Braunbären auch vor Kindesmord nicht zurück. Die Weibchen wissen das aber durch Tricks bei der Partnerwahl zu verhindern.  
Wie Andreas Zedrosser vom Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der Universität für Bodenkultur (Boku) bei Studien in Skandinavien herausfand, entwickeln die Weibchen raffinierte Gegenstrategien gegen das - aus menschlicher Sicht - brutale Verhalten.
Infantizid kommt häufig vor
In der Natur ist für ein Individuum die oberste Prämisse, die eigenen Gene weiterzugeben. Bären und auch verschiedene andere Säugetier-Männchen gehen dabei soweit, den Nachwuchs von Konkurrenten umzubringen, wenn sie auf ein Weibchen mit Jungen treffen.

Durch den Verlust der Jungen wird das Weibchen früher wieder paarungsbereit, für den Täter steigen die Chancen für eine Weitergabe der eigenen Gene.
->   Infantizid - Wikipedia
Promiskuität als Gegenstrategie
Die von Zedrosser nun entdeckte Gegenstrategie der Weibchen tritt vor allem in Bärenpopulationen auf, in denen Kindesmord durch liebestolle Väter besonders häufig auftritt.

Die Taktik der angehenden Mütter ist einfach wie wirkungsvoll: Sie paaren sich nicht, wie sonst üblich, nur mit einem Männchen, sondern mit einer ganzen Reihe von Verehrern.

"Dann glauben später alle, sie seien der Vater und lassen den Wurf in Ruhe", erklärte der Biologe gegenüber der APA. Während der Beobachtungen in Skandinavien hat sich gezeigt, dass 54 der Bärenmütter auf diese Strategie zurückgreifen.
Weibchen suchen Väter trotzdem aus
Das raffinierte an der Geschichte ist aber, dass sich die Bärinnen mit häufig wechselndem Geschlechtspartner offenbar dennoch aussuchen können, wer der Vater ihrer Kinder wird. Das ist keineswegs immer der erste Partner.

Vielmehr legt die Studie den Schluss nahe, dass Bärenweibchen die Möglichkeit haben, ihren Eisprung zu kontrollieren. Damit können sie sich für einen ganz bestimmten Bären-Mann entscheiden.

Die Bärin versucht dabei, einen Vater mit guten Genen auszuwählen und richtet sich dabei etwa nach der Körpergröße, offensichtlicher Gesundheit oder der Qualität seines Felles.

Zedrosser vermutet, dass auch so etwas wie Schönheit eine Rolle spielt, dass etwa ein Bär mit einem besonders symmetrischen Gesicht bevorzugt wird. Die Untersuchungen wurden vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) unterstützt.

[science.ORF.at/APA, 2.11.05]
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Die Studie "The dilemma of female mate selection in the brown bear, a species with sexually selected infanticide" erschien in den "Proceedings of the Royal Society, ­ Biological Sciences" (doi: 10.1098/rspb.2005.3331).
->   Zur Studie (sobald online)
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->   Universität für Bodenkultur Wien
 
 
 
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01.01.2010