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Studie: Erfolgreiche Tests mit Malaria-Impfung  
  Eine Impfung gegen Malaria scheint näher zu rücken, wenn es nach einer aktuellen Publikation von französischen und Schweizer Forschern geht. In einer klinischen Studie gelang es, das Immunsystem von Versuchspersonen zur Produktion von Antikörpern gegen ein Erregerprotein anzuregen.  
In späteren Tests wurde an Mäusen nachgewiesen, dass die Antikörper tatsächlich vor einer Infektion mit Malaria schützen können. Eine Malaria-Impfung wäre insbesondere für arme Länder von Vorteil, weil die Prävention durch Medikamente dort logistisch und finanziell an Grenzen stößt.
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Die Studie "A Malaria Vaccine That Elicits in Humans Antibodies Able to Kill Plasmodium falciparum" ist im Rahmen eines Malaria-Schwerpunkts am 8. November 2005 im Fachmagazin "PloS Medicine" erschienen (DOI: 10.1371/journal.pmed.0020344).
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Mehr als eine Million Todesopfer jährlich
Malaria gehört weltweit zu den häufigsten Infektionskrankheiten mit mehr als einer Million Todesopfern jährlich.

Nach Schätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leben 40 Prozent der Weltbevölkerung in einem Malaria- Risikogebiet. Die Krankheit wird von einzelligen Parasiten, den Plasmodien, verursacht, die nur in Menschen und Anopheles-Mücken vorkommen.
->   Malaria - Wikipedia
Wandelbarer Erreger
Bisher scheiterte die Forschung bei der Entwicklung eines Impfstoffs an der Wandelbarkeit des Erregers. Er kann über unterschiedliche Wege in den menschlichen Organismus eindringen, weshalb ein Unterbinden dieses Vorgangs schwierig erscheint.

Die Forscher um Pierre Druilhe vom Pariser Pasteur Institut haben sich für ihre Arbeit zunutze gemacht, dass es in den Malaria-Gebieten viele Erwachsene gibt, die eine Immunität gegen das Erregerprotein MSP-3 aufweisen.
Impfstoff gegen Erreger-Protein
Die Wissenschaftler entwickelten einen Impfstoff, der genau dieses Erreger-Protein angreift und impften damit in verschiedenen Dosen 30 Freiwillige.

Der Effekt wurde schnell sichtbar: Bei 29 der geimpften 30 Personen wurde das Immunsystem aktiviert. Darüber hinaus wurden bei 18 Personen Antikörper aus dem Blut isoliert, die bei weiteren Tests im Labor das Wachstum der Erreger blockierten und im Mausmodell sogar das Blut von den Parasiten reinigen konnten.

Pierre Druilhe und seine Kollegen halten die Ergebnisse für "sehr viel versprechend". Eine weitere klinische Studie, in der die Effekte noch genauer analysiert werden soll, wird bereits vorbereitet.
Lebensumgebung wichtiger als Gene
Wie wichtig eine solche Impfung sein kann, zeigt eine weitere in "PloS Medicine" erschienene Studie: Dort wird eine schon häufig geäußerte Vermutung bestätigt, derzufolge das Erbgut kaum für die Malaria-Anfälligkeit eines Menschen verantwortlich ist. Vielmehr dürfte die Lebensumgebung den entscheidenden Faktor darstellen, schreiben Margaret Mackinnon von der Universität Edinburgh und Kollegen aus Kenia.
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Die Studie " Heritability of Malaria in Africa" von Margaret Mackinnon und Kollegen ist ebenfalls in "PloS Medicine" erschienen (DOI: 10.1371/journal.pmed.0020340).
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Kinder in gemeinsamen Haushalten untersucht
Die Forscher analysierten die Malaria-Anfälligkeit von über 3.500 Kindern, die zu zweit oder mehr in gemeinsamen Haushalten lebten. Die Kinder waren entweder miteinander verwandt und nur bekannt.

Laut Studie konnte der Nachweis erbracht werden, dass nicht die gemeinsamen Gene, sondern der gemeinsame Lebensraum entscheidend für die Wahrscheinlichkeit sei, an Malaria zu erkranken.

Bisher ist man davon ausgegangen, dass bestimmte genetische Dispositionen das menschliche Immunsystem schwächen und damit die Anfälligkeit für Malaria steigern könnten.
Einfache Vorkehrungen nicht vergessen
Dem hält das britisch-kenyanische Team entgegen, dass es vielmehr auf Faktoren wie ein Haus mit entsprechendem Mückenschutz und dichten Mauern sowie der Einsatz von Insektenmitteln ankomme.

Sie plädieren dafür, neben der wichtigen Forschung etwa zu genetischen Anlagen für Malaria nicht auf so einfache Mittel wie die Gratis-Verteilung von Insektizid-behandelten Mückennetzen zu vergessen.

[science.ORF.at, 9.11.05]
->   Institut Pasteur
->   University of Edinburgh
->   Mehr über Malaria im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010