News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Tinnitus: Musiktherapie gegen Geräusch im Ohr  
  Neue Hoffnung für Tinnitus-Patienten: Mit einer speziellen Musiktherapie haben Wissenschaftler nach eigener Darstellung beträchtliche Fortschritte im Kampf gegen die lästigen Dauergeräusche im Ohr erzielt.  
Wie die Forscher der Fakultät für Musiktherapie der Fachhochschule Heidelberg am Mittwoch in Bonn erklärten, eignet sich die Methode für die Behandlung mittelschwerer chronischer Tinnitus-Erkrankungen, bei denen der Patient einen eindeutigen Ton hört, nicht aber ein Knirschen oder Zischen.
Patient muss den Ton "umsingen"
Bei der Therapie wird zunächst mit einem Sinusgenerator exakt die Tonfrequenz bestimmt, die der Patient hört. Die weiteren Therapieschritte umfassen dann Übungen wie das "Umsingen" des Tones seitens des Patienten zum Hintergrundklang eines großen Gongs, eines Vibraphons oder eines Klaviers.

Die Patienten lernen, "Freundschaft zu schließen mit dem Ton, der während des Musikhörens nicht mehr stört", sagte Professor Hans Volker Bolay. Mit Hilfe der Therapie - die auch die psychologische Bewältigung von Stress umfasst, der dem Leiden häufig zu Grunde liegt - soll der Patient wieder aktiv zum Hören auf der bis dahin gestörten Frequenz erzogen werden.
Tinnitus teilweise verschwunden
Das Deutsche Zentrum für Musiktherapieforschung berichtete über gute Ergebnisse erster Studien. Bei drei von zehn nach der neuen Methode behandelten Patienten sei der Tinnitus vollständig verschwunden, bei weiteren sechs eine deutliche Besserung erreicht worden, die auch sechs Monate nach der Behandlung noch angehalten habe, erklärte die Psychologin Heike Anstatter.

Bei einer konventionell mit Medikamenten behandelten Kontrollgruppe von zehn weiteren Patienten sei kein wesentlicher Erfolg zu verzeichnen gewesen.
Aktivität der Nervenzellen beobachtet
Die Forscher wollen nun eine Studie mit 75 Tinnitus-Patienten durchführen. Per Magnetenzephalographie erzeugte Bilder des Hörzentrums im Gehirn zeigen, dass bei Tinnitus andere als die eigentlich für die gestörte Hörfrequenz zuständigen Nervenzellen aktiv werden.

Die Forscher wollen herausfinden, ob sich durch die Musiktherapie diese Fehlaktivität auch in den Bildern erkennbar zurückbildet. "Das wäre eine Sensation", sagte Bolay. Damit könnte erstmals gezeigt werden, dass ein psychologischer Eingriff durch Veränderungen im Gehirn sichtbar werde.

[science.ORF.at/APA/AP, 7.12.05]
->   Mehr über Tinnitus bei Netdoktor.at
Tinnitus-Meldungen in science.ORF.at:
->   Therapie gegen Hörsturz dank neuem Wirkstoff (31.1.04)
->   Tinnitus: Neue Wege in der Therapie (19.12.03)
->   Neue Wege in der Tinnitus-Therapie (15.3.02)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010