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DNA-Fingerabdruck entlarvt Papier-Schädlinge  
  Mittels genetischen Fingerabdrucks entlarven heimische Forscher Papier zerstörende Mikroorganismen. Damit können individuelle Maßnahmen zur Restaurierung historischer Dokumente entwickelt werden.  
Dies teilte der Wissenschaftsfonds (FWF) am Montag in einer Aussendung mit.
Schnelle und eindeutige Identifizierung
Mikroorganismen wie Pilze können sich bei günstigen Bedingungen an historischen Dokumenten festsetzen und langsam das Papier zersetzen. Herkömmliche Methoden der Identifikation der Schädlinge seien jedoch aufwendig und ungenau.

Außerdem werde eine relativ große Menge an Probenmaterial für die Vermehrung und anschließende mikroskopische Bestimmung der Pilzprobe benötigt.

Ein Team um Guadalupe Pinar am Department für Medizinische und Pharmazeutische Chemie der Universität Wien hat nun ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Pilzarten anhand ihrer Erbsubstanz (DNA) schnell und eindeutig klassifizieren lassen.
Bezeichnender DNA-Abschnitt
Die Wissenschaftler machten sich dabei eine Besonderheit im Erbgut vieler Pilzarten zu Nutze: Ein als ITS1 bezeichneter DNA-Abschnitt weist von Art zu Art enorme Unterschiede in der Abfolge der DNA-Basenpaare auf und dient damit als individuelle Kennung der jeweiligen Pilz-Art.

Die Unterschiede stammen von häufigen spontanen Mutationen dieses Abschnitts, die sich für den Pilz aber nicht nachteilig auswirken, weil dieser DNA-Abschnitt keine erkennbare Funktion im Pilzgenom aufweist.
Größtmögliche Schonung der Dokumente
 
Bild: Astrid Michaelsen

Typischer Pilzbefall auf den Seiten einer historischen Schrift aus dem Jahre 1712. (Istituto Centrale per la Patologia del Libro, Rom)

Mit Hilfe der Polymerase Ketten-Reaktion (PCR) können die Wissenschaftler ITS1-Fragmente in großer Menge und in hoher Reinheit herstellen, auch wenn nur wenig Probenmaterial und damit sehr kleine Mengen an Pilzmaterial zur Verfügung haben.

"Das erlaubt die bereits in Mitleidenschaft gezogenen Dokumente größtmöglich zu schonen", erklärte Astrid Michaelsen aus dem Forscherteam in der Aussendung.
Auch Schäden toter Pilze werden gefunden
Weiterer Vorteil der neuen Methode: Selbst nicht mehr lebensfähige Pilze können als Ausgangsmaterial dienen. "Gerade auf Papier ist zu beobachten, dass Pilze nach etwa 20 Jahren nicht mehr aktiv sind, der Zersetzungsprozess sich aber trotzdem fortsetzt", so Michaelsen.

Traditionelle Methoden würden hier scheitern, da sie auf die Vermehrung lebensfähiger Pilze angewiesen seien.

Die neue Methode erlaubt es nun, je nach Pilzart individuell geeignete Restaurierungs- und Pflegemaßnahmen in Zusammenarbeit mit dem "Istituto Centrale per la Patologia del Libro" in Rom zu entwickeln, das auch die historischen Proben zur Verfügung stellt.

[science.ORF.at/APA, 16.1.06]
->   Department für Medizinische und Pharmazeutische Chemie
->   FWF
 
 
 
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01.01.2010