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Riesiger Meteoriten-Krater per Bohrung sondiert  
  Vor rund zehn Jahren entdeckte ein Geologenteam mit österreichischer Beteiligung einen riesigen Meteoriten-Krater in den USA. Der unterirdische Krater konnte nun bis zu einer Tiefe von 1,8 Kilometern sondiert werden.  
Die Entdeckung eines unterirdischen Meteoriten-Einschlagkraters im US-Bundesstaat Virginia - publiziert 1996 von österreichischen und US-Wissenschaftlern im Fachblatt "Science" - galt als kleine wissenschaftliche Sensation.

Ein internationales Forscherteam, wieder unter Beteiligung des österreichischen Geologen Christian Köberl, schlossen kürzlich ein großes Projekt ab, bei dem Bohrkerne bis zu einer Tiefe von 1,8 Kilometer aus dem Krater geholt wurden.
Vor zehn Jahren entdeckt
Köberl vom Institut für Geologische Wissenschaften der Uni Wien und die anderen beteiligten Wissenschaftler entdeckten den mittlerweile unter hunderten Metern Ablagerungen verborgenen Krater damals mit Hilfe von Schwerkraft- und seismischen Messungen.

Er liegt am Rand der Chesapeake Bay in Virginia, rund 200 Kilometer südöstlich von Washington D.C.
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Der vor zehn Jahren veröffentlichte Artikel "Impact Origin of the Chesapeake Bay Structure and the Source of the North American Tektites" erschien in der Fachzeitschrift "Science" (Bd. 271, Nr. 5253, S. 1263 - 1266, 1. März 1996).
->   Abstract
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Einschlag vor 35 Millionen Jahren
Vor 35 Millionen Jahren war dort ein Meteorit mit einem Durchmesser von etwa zwei Kilometer und einer Geschwindigkeit von 15 bis 30 Kilometer pro Sekunde in eine Flachwasserzone nach der Küste eingeschlagen.

Dabei entstand ein Krater mit einem Durchmesser von rund 85 Kilometern, der die Form eines umgekehrten Sombreros hat, wie Köberl gegenüber der APA erklärte.

Die Randbereiche des Kraters sind relativ flach während in seinem Zentrum ein tiefes Becken mit einem Zentralberg in der Mitte liegt.
Einer der vollständigsten Bohrkerne
Drei Monate lang hat ein internationales Wissenschaftler-Team, an dem auch Köberl beteiligt ist, rund um die Uhr in der Nähe des Kraterzentrums gebohrt.

Dadurch wurde einer der vollständigsten Bohrkerne einer Impact-Struktur zu Tage gefördert, betont Köberl, der sich davon ein bisher unerreichtes Verständnis eines Meteoriten-Einschlags in einer Flachwasserzone erwartet.

Schließlich macht die Bohrung im Verein mit den zahlreichen seismischen Messungen den Chesapeake Bay-Impact-Krater zum bisher "bestuntersuchten Meteoriten-Krater".
Impact in der Flachwasserzone größer
Anhand der Bohrkerne, die in den nächsten Jahren intensiv untersucht werden, können die Wissenschaftler verschiedene Schlüsse ziehen. Etwa über Ereignisse unmittelbar nach dem Einschlag wie Tsunamis, oder globale Meeresspiegelschwankungen, die in den hunderten Metern Sedimente dokumentiert sind, die sich im Laufe der Jahrmillionen in dem Krater angesammelt haben.

So glaubt man mittlerweile auch den Grund dafür zu kennen, warum bei Brunnen im Kratergebiet häufig Brackwasser zu Tage tritt: Offensichtlich wurde bei dem Einschlag in der Brekzie, dem verfestigten Schutt, der gleich nach dem Einschlag wieder in das Loch zurückgefallen ist, Meerwasser eingeschlossen.

Die Forscher haben außerdem herausgefunden, dass der Einschlag in der Flachwasserzone einen viel größeren Krater verursacht hat als an Land. "Da wäre bei einem gleichartigen Meteoriten der Krater nur halb so groß", so Köberl.

[science.ORF.at/APA, 18.1.06]
->   Institut für Geologische Wissenschaften der Uni Wien
 
 
 
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01.01.2010