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Spinosaurus: Gefährlicher als der T. Rex  
  Gleich zwei aktuelle Studien bringen das Bild des gefürchteten Tyrannosaurus Rex ins Wanken. Die erste macht ihm den Titel als König der Raubsaurier streitig: Funde zeigen, dass der Spinosaurus deutlich größer war und genauso gefährlich. Die zweite hat den ältesten bekannten Vorfahren des T. Rex entdeckt: Mit seinen drei Metern war er vergleichsweise handlich.  
Dafür verfügte der Vorfahre über einen großen, aufblasbaren Nasenkamm, der eine Rolle beim Paarungsverhalten oder auch bei der Erzeugung von Tönen gespielt haben könnte, erklärte der Paläontologe Xu Xing in Peking.

Mit seinem Team stellte er die Fossilien des T. Rex-Urvaters aus der späten Jurazeit vor rund 160 Millionen Jahren in "Nature" vor.
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Die Studie "A basal tyrannosauroid dinosaur from the Late Jurassic of China" ist in "Nature" berichtet (Bd. 439, S. 715, Ausgabe vom 9.2.06). erschienen.
->   Abstract in Nature
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Drei Meter großer "gekrönter Drache"
 
Bild: Zhongda Zhang/IVPP

Die Wissenschaftler tauften den Dinosaurier "Guanlong wucaii". Übersetzt heißt das so viel wie "gekrönter Drache von den fünffarbigen Steinen", was sich auf das Gestein am Fundort Wucaiwan bezieht. Wucaiwan liegt im nordwestchinesischen Junggar Becken in der Region Xinjiang.

Der primitivere "Guanlong wucaii" habe sich mit drei Metern Größe deutlich von dem viel größeren Tyrannosaurus Rex unterschieden, der neun bis 13 Meter groß wurde.
Einzigartiger Nasenkamm
Den aufblasbaren Nasenkamm beschrieb Xu Xing als "groß, schwach und empfindlich". Er sei ein bisher einmaliges Phänomen. "Es ist gefährlich für einen gefürchteten Jäger, einen solchen Kamm zu haben", stellte der Forscher fest.

"Das Phänomen dürfte eine sexuell bedingte Eigenschaft gewesen sein, die wichtig für die Erhaltung der Art gewesen ist."

Als mögliche Funktionen vermuteten die Wissenschaftler: "Zum einen das andere Geschlecht anzuziehen, zum anderen die Art zu unterscheiden. Es könnte sogar Einfluss auf die Tonbildung gehabt haben."
Spinosaurus - größer als T. Rex
Von der anderen Studie berichtet der "New Scientist" in seiner jüngsten Ausgabe: Neuen Untersuchungen zufolge maß der mit langen Zähnen und einem Rückenkamm bestückte Spinosaurus 17 Meter von der Schnauze bis zum Schwanz.

Den "nur" neun bis 13 Meter langen Tyrannosaurus und auch den bis zu 14 Meter langen Gigantosaurus stellte er damit buchstäblich in den Schatten.
Bestätigt 90 Jahre alte These
Mit der Studie zum Spinosaurus, den größten Raubsaurier, bestätigten italienische Forscher Aussagen, die der deutsche Paläontologe Ernst Stromer bereits 1912 gemacht hatte.

Er hatte damals ein gut erhaltenes Spinosaurus-Skelett aus Ägypten untersucht, vermessen und auch Hinweise für den riesigen Rückenkamm entdeckt.

Im zweiten Weltkrieg war das Knochengerüst jedoch im Bombenhagel in einem Münchner Museum zerstört worden.
Allein der Schädel maß 1,75 Meter
Nun untersuchten Cristiano Dal Sasso und Kollegen vom Naturgeschichtsmuseum in Mailand Teile eines Spinosaurus-Schädels sowie aus einer Privatsammlung neu aufgetauchte Knochenteile einer Spinosaurus-Schnauze.

Danach war allein der Schädel der Riesenechse 1,75 Meter lang. Dal Sasso rekonstruierte daraus 17 Meter Körperlänge und ein Gewicht von sieben bis neun Tonnen.
Vogelvorfahre mit schlanker Schnauze
Spinosaurus, der vor etwa 100 Millionen Jahren in Afrika lebte, war ebenso wie der Tyrannosaurus Rex und Gigantosaurus ein so genannter Theropode, also ein Vorfahr der heutigen Vögel.

Allerdings hatten Spinosaurier eine schlankere Schnauze: "Eher wie ein Krokodil", beschreibt Dal Sasso. Zwischen einem Zahn und einem Kieferstück fand sich ein Sägefisch-Wirbel - Hinweis auf Ernährungsvorlieben der Riesenräuber.
Mächtige Vorderbeine
Andere Funde deuten darauf hin, dass der Spinosaurus im Vergleich zum Tyrannosaurus Rex deutlich mächtigere Vorderbeine hatte.

"Stark genug, um damit Beute zu fangen", glaubt ein Teamkollege Dal Sassos. Die Originalstudie ist im "Journal of Vertebrate Paleontology" erschienen.

[science.ORF.at/APA/dpa, 9.2.06]
->   Journal of Vertebrate Paleontology
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01.01.2010