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Blonde Haarfarbe durch sexuelle Selektion?  
  Blonde Haare und blaue Augen sind nach Ansicht eines kanadischen Anthropologen Produkte der sexuellen Selektion, die in der Eiszeit einsetzte. Damals gab es möglicherweise einen Männermangel.  
Das berichtet Peter Frost, der gegenwärtig an der University of St. Andrews in Schottland tätig ist.
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Die Studie "European hair and eye color. A case of frequency-dependent sexual selection?" von Peter Frost erschien in "Evolution and Human Behavior" (Bd. 27, S. 85-103; doi: 10.1016/j.evolhumbehav.2005.07.002).
->   Abstract
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Männermangel in der Eiszeit
Die harschen Eiszeitverhältnisse in Nordeuropa hätten Nahrungsmittelknappheit verursacht, die wiederum zu immer gefährlicheren Großtierjagden führte, bei denen zahlreiche Männer den Tod fanden.

Durch die große Überzahl an Frauen sei ein "starker Druck der sexuellen Selektion" entstanden, erklärte Studienautor Frost. "Ein mögliches Ergebnis war das Auftreten ungewöhnlicher Farbeigenschaften der Haare."
Variationen der Haarfarbe vor allem in Europa
Frosts Kollege John Manning von der Central-Lancashire-Universität erklärte, diese Entwicklung sei vermutlich der Grund dafür, dass "Haar- und Augenfarbe in anderen Teilen der Welt eher einförmig sind, während es in Europa viele Variationen gibt".

Nach Angaben der Zeitung "Times" vom Sonntag wird die These auch durch eine separate Untersuchung nordeuropäischer Gene durch drei japanische Universitäten gestützt. Sie seien zu dem Schluss gekommen, dass die genetische Mutation, die zur Herausbildung blonder Haare in Nordeuropa führte, etwa vor 11.000 Jahren einsetzte.
Sterben Blonde aus?
Die "Sunday Times" wies in ihrem Artikel auch auf eine Studie hin, der zufolge es künftig keine naturblonden Haare mehr geben könnte, weil der Genpool dafür immer mehr schrumpfe. Allerdings erst in rund 200 Jahren.

Als Urheber der Studie wurde von der "Sunday Times" die WHO genannt, was allerdings in Zweifel zu ziehen ist. Offenbar gab es vor vier Jahren ähnlich lautende Berichte, die die WHO in einer Aussendung dementierte. Man habe nie eine Studie zu diesem Thema vorgenommen und auch prinzipiell keine Meinung dazu, hieß es damals.

[science.ORF.at/dpa, 27.2.06]
->   Sunday Times: Cavegirls were first blondes to have fun
->   Website von Peter Frost
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
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01.01.2010