News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 
"Pompeji des Ostens": Verlorenes Königreich entdeckt  
  Ein verlorenes Königreich scheint wieder entdeckt: US-Archäologen haben auf einer indonesischen Insel erste Überreste eines Dorfes freigelegt, das zum Königreich Tambora gehört haben soll. Das kleine Königreich war bei einem Vulkanausbruch im Jahr 1815 unter meterhohen Ascheschichten begraben worden.  
"Es gibt Hinweise, dass Tambora das Pompeji des Ostens sein könnte", kommentiert der Ausgrabungsleiter Haraldur Sigurdsson der University of Rhodes Island den Fund.

Im Jahr 2004 hatten der Amerikaner und seine Kollegen erste Umrisse des verschütteten Dorfes auf Radaraufnahmen erkannt.
Einer der größten Vulkanausbrüche
 
Bild: URI News Bureau

Radar-Aufnahme des Vulkans von oben

Der Vulkan Tambora auf der Indonesischen Insel Sumbawa, östlich von Java, brach im Jahr 1815 aus und kostete Schätzungen zufolge mehr als 110.000 Menschen das Leben.

Die Eruption war eine der größten, seitdem es genauere Aufzeichnungen über Vulkanausbrüche gibt - viermal größer als die gewaltige Eruption des nahen Krakatau im Jahr 1883.

Bis zu 100 Kubikkilometer von Magma und pulverisiertem Gestein wurden bei dem Ausbruch ausgeworfen. Ein großer Gasausstoß in die Atmosphäre sorgte zwölf Monate lang für eine globale Abkühlung - das "Jahr ohne Sommer".

Auch das kleine Königreich Tambora fiel dem Ausbruch zum Opfer und wurde unter dem ausgeworfenen Material begraben.
->   Vulkan Tambora bei Wikipedia
Fund: Von Knochen der Bewohner bis zum Werkzeug
 
Bild: URI News Bureau

Unter mehr als drei Meter hohen Asche-Ablagerungen entdeckten Sigurdsson und seine Kollegen nun erste Überreste eines Dorfes, dass dem Königreich Tambora angehörte. Sie legten ein Haus frei, in dem sie die Überreste von zwei Erwachsenen und mehrere Gebrauchsgegenstände wie etwa Bronzeschüsseln, Keramiktöpfe und Eisenwerkzeug fanden.

Die Form und Bemalung der Artefakte lässt die Forscher vermuten, dass die Tambora-Kultur von den Kulturen aus Vietnam und Kambodscha geprägt war.

Aufgrund der Schriftzeichen gehen sie zudem davon aus, das die Tambora-Sprache zu der Mon-Khmer-Sprachengruppe zählt, die heute über Süd- und Südostasien verbreitet ist.
Eine reiche Kultur
 
Bild: URI News Bureau

Der "Reichtum" der Fundstücke zeigt laut den Forschern zudem, dass die Tambora-Bevölkerung nicht gerade arm waren. Das stützt die geschichtliche Annahme, dass die Tambora in Südostasien für ihren Honig, die Pferde und das Sandelholz berühmt und berüchtigt waren.

Das Dorf soll mit rund 10.000 Bewohnern etwa fünf Kilometer von der Küste entfernt im Inland gelegen haben, wo es vor den Piraten sicher war, die die Küstenstädte beraubten.
Vorsicht bei den Grabungen
Sigurdsson vermutet auch noch einen hölzernen Palast, der unter den Ascheschichten verborgen ist. Weitere Ausgrabungen sollen im Jahr 2007 erfolgen.

Dabei müsse mit größter Vorsicht vorgegangen werden: Immerhin lägen noch alle Bewohner, ihre Häuser und eine ganze Kultur unter den Ascheschichten begraben - ein intaktes System, das nicht zerstört werden dürfe.

[science.ORF.at/AP, 28.2.06]
->   Lost Kingdom of Tambora (University of Rhodes Island)
->   Alle Beiträge zum Stichwort Pompeji in science.ORF.at
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010