News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 
Elite-Uni: Finanzierungsplan steht, späterer Start  
  Der Finanzierungsplan für die in Gugging (NÖ) geplante Elite-Universität mit dem Namen "Institute of Science and Technology - Austria" steht, der für Herbst 2006 geplante Starttermin verzögert sich jedoch.  
Für die ersten zehn Jahren werden Kosten von 571,5 Mio. Euro für den laufenden Betrieb, Investitionen und das Grundstück veranschlagt, betonte Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) bei einer Pressekonferenz am Donnerstag.
Gehrer: Forscher beginnnen frühestens in zwei Jahren
Laut Gehrer werden noch "bis zu zwei Jahre vergehen, bis die erste Forschergruppe arbeitet". Jene Forscher, auf die man abziele, "sitzen ja nicht herum und sind arbeitslos".

Der ursprüngliche Zeitplan habe eine Entscheidung schon im Oktober 2005 vorgesehen, nun sei man bereits etwas in Verzug. Für die Forschung seien noch keine Namen genannt und keine Inhalte definiert worden.
455 Mio. Euro Betriebskosten in ersten zehn Jahren ...
 
Grafik: APA

Für den laufenden Betrieb des Spitzenforschungsinstituts sind in den ersten zehn Jahren 455 Mio. Euro veranschlagt.

Davon entfallen auf den Bund zunächst 195 Mio. Euro, auf das Land Niederösterreich 30 Mio. Euro und auf von der EU, der nationalen Forschungsförderung, der Wirtschaft und Sonstigen eingeworbene Drittmittel 135 Mio. Euro.

Darüber hinaus verdoppelt der Bund aufgebrachte Drittmittel bis zu einem Betrag von 95 Mio. Euro.
... plus Errichtung, Grundstück und Verkehrsanbindung
Die Errichtungskosten von 80 Mio. Euro für Gebäude und Infrastruktur werden vom Land Niederösterreich getragen.

Dazu kommen außerdem vom Land getragene Grundstückskosten von 35 Mio. Euro und Kosten für eine Verkehrsanbindung von 1,5 Mio. Euro.
Festgehalten sind diese Beträge in einer Paragraf 15a-Vereinbarung zwischen Bund und NÖ, die am Donnerstag im Ministerrat beschlossen und dem Parlament zugeleitet wurde.
Neues "National Committee" gegründet ...
Was bereits feststeht - es wird ein neues Komitee gegründet: Ein "National Committee" unter dem Vorsitz von Wissenschaftsrats-Chef Jürgen Mittelstraß soll das Elite-Uni-Projekt mit der nationalen Exzellenzstrategie des Forschungsrats sowie der europäischen Exzellenzinitiative abstimmen.

Im Komitee nicht vertreten ist der "geistige Vater des Projekts", der Physiker Anton Zeilinger, der nach der umstrittenen Standortentscheidung seinen Rückzug aus dem Projekt bekannt gegeben hat.
...
Mitglieder des "National Committee"
Neben Jürgen Mittelstraß sind weitere Mitglieder Rektoren-Chef Christoph Badelt, der stellvertretende Vorsitzende des Rats für Forschung und Technologieentwicklung Günther Bonn, der Präsident der Akademie der Wissenschaften, Herbert Mang, der europäische Rektoren-Chef und Uni-Wien-Rektor Georg Winckler, TU Graz-Rektor Hans Sünkel, der Mediziner Georg Stingl (Akademie der Wissenschaften), Seibersdorf-Geschäftsführer Erich Gornik, der ehemalige Präsident der Philipps-Universität Marburg, Horst F. Kern, sowie der Direktor am Max Planck-Institut für Metallforschung, Eduard Arzt.
...
... sowie ein "International Committee"
Ein von der Industriellenvereinigung (IV) finanziertes "International Committee" wiederum soll in den kommenden drei Monaten "grundlegende Empfehlungen für die Vorgangsweise in der Gründungsphase und für den weiteren Aufbau" des Instituts erarbeiten.

Dazu zählen die Definition der Forschungsthemen, eine "Road Map" für die weitere Umsetzung, Vorschläge für die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen, eine Methode zur Findung der ersten leitenden Forscher sowie ein Anforderungsprofil für den ersten Präsidenten und die ersten Senior Scientists.
Außerdem soll dieses Komitee Vorschläge für die Zusammensetzung jenes von der Regierung beschickten Beirats liefern, der den ersten Präsidenten bestellt.
Die geplante Struktur der Elite-Uni
 
Grafik: APA

Kritik an der Machtfülle des Kuratoriums, des obersten Leitungsorgans des Instituts (s. Abbildung), übte der Grüne Wissenschaftssprecher Kurt Grünewald. Damit seien "alle Befürchtungen bei weitem übertroffen" worden.

Das Kuratorium legt Organisation und strategische Ausrichtung fest, genehmigt das Budget und bestellt sämtliche Leitungsfunktionen. In ihm vertreten sind vier von der Regierung bestellte Mitglieder sowie drei vom Land Niederösterreich berufene Personen mit je einer Stimme. Eventuelle weitere Mitglieder haben insgesamt nur eine Stimme.

SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal befürchtet einen "reinen ÖVP-Aufsichtsrat".

Die Kritik an der Ausgestaltung des Kuratoriums und dessen Machtfülle konterte Gehrer mit einem Verweis auf internationale Gepflogenheiten. Das Kuratorium sei ein "Kontrollorgan", in dem Vertreter jener Institutionen säßen, die die finanziellen Grundlagen garantieren.
IV: Keine Angaben zum finanziellen Beitrag
Keine genauen Angaben zum finanziellen Beitrag der Industriellenvereinigung machte ihr Präsident, Veit Sorger, in der Pressekonferenz mit Bildungsministerin Gehrer.

Er lasse sich nicht auf eine Ziffer festlegen - der von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) genannte Betrag von 30 Mio. Euro sei lediglich ein Rahmen. Selbst werde er keine Funktion im Institut übernehmen.
Initiativantrag: "Im Wesentlichen" Zeilinger-Vorschläge
Laut Gehrer ist der Initiativantrag in den Grundzügen aus einem Entwurf des ehemaligen Sektionschefs Sigurd Höllinger "abgeschrieben" worden: Er basiere im Wesentlichen auf Vorschlägen des Wissenschaftler-Gremiums um Zeilinger.
Entwurf als Diskussionsgrundlage
Falls es "missverständliche Formulierungen" gebe, könnten diese im parlamentarischen Wissenschaftsausschuss geändert werden, meinte Gehrer. Der Entwurf sei eine Diskussionsgrundlage, sie hoffe auf viele Begutachtungen dazu.

Zum Einwand, dass durch die Einbringung eines Initiativantrags eine solche Begutachtung gerade ausgeschaltet wurde, meinte Gehrer: "Es wird auch ohne Begutachtung diskutiert."
Initiativantrag soll Ende März beschlossen werden
Der von den Regierungsparteien eingebrachte Initiativantrag zur Elite-Uni soll bereits Ende März vom Nationalrat beschlossen werden, um trotz eines möglichen Bundesrats-Einspruchs noch vor dem Sommer in Kraft treten zu können.

Damit wolle man vermeiden, dass das Thema in den Nationalrats-Wahlkampf hineingezogen werde, so Gehrer.

[science.ORF.at/APA, 2.3.06]
->   Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur
->   Alle Beiträge zum Stichwort Elite-Uni in science.ORF.at
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010