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Wiener Forscher züchten Haar aus Stammzellen  
  Die "Pille gegen die Glatze" gibt es immer noch nicht, aber neue Hoffnung im Kampf gegen genetisch bedingten Haarausfall: Einem Wiener Forschungslabor ist es gelungen, menschliche Zellen der Haarwurzel außerhalb des Körpers zu züchten und daraus neue Follikel zu erzeugen.  
Haarfollikel als Quelle für Stammzellen
Wissenschafter schätzen Haarfollikel - jene Ausstülpung in der Lederhaut, in der jedes Haar seinen Ursprung hat - als hervorragende Quellen für Stammzellen.

Die Entnahme weniger Follikel könnte genügen, um im Labor eine große Anzahl solcher Keimzellen zu züchten und anschließend einzupflanzen.
->   Haarfollikel liefern Stammzellen (29.3.05)
Neue Haarwurzelzellen im Labor
Das Forschungslabor der in Wien ansässigen Moser Medical Group teilt nun mit, es sei gelungen, Haarwurzelzellen in speziellen Kulturen zu vermehren und dann durch Verfahren der Gewebezüchtung neue Follikel zu erzeugen.

Für diese Leistung wurde der zuständige Forscher, Walter Krugluger, auf dem Kongress der International Society of Hair Restoration Surgery (ISHRS) in Sydney mit dem Platinum Follicle Award ausgezeichnet, die höchste Ehrung auf dem Sektor der Haarchirurgie.
"Erstmalige Züchtung von menschlichem Haar"
Krugluger isolierte Stammzellen aus Haarwurzeln und injizierte sie in unter Laborbedingungen kultivierte, haarlose Hautareale, die hinter der Ohrmuschel gewonnen worden waren.

Durch die Behandlung mit Wachstumsfaktoren spross nach vier Wochen der erste Flaum, so genannte Velushaare.

"Diese Haare sind natürlich noch nicht mit unserem normalen Kopfhaar vergleichbar. Allerdings ist diese erstmalige Züchtung von menschlichem Haar ein großer Durchbruch in der Forschung", meinen die Verantwortlichen.
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Die entsprechende Studie "Reorganization of hair follicles in human skin organ culture induced by cultured human follicle-derived cells" haben Krugluger und sein Team in der Fachzeitschrift "Experimental Dermatology" (Bd. 14, S. 580; August 2005) veröffentlicht.
->   Abstract der Studie
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Optimismus für Pilotstudie
Nunmehr läuft eine Pilotstudie an 15 Patienten. Krugluger ist optimistisch, das sein Verfahren eines Tages das Ende der unfreiwilligen Glatze einläuten könnten: "Wir sind zuversichtlich, da die Neubildung von Haarfollikeln in speziellen Zellkulturen ja schon Früchte getragen hat."
Vor allem Männer betroffen
Wenn über einen längeren Zeitraum mehr als 100 Haare pro Tag verschwinden, spricht man von krankhaftem Haarausfall.

Ursache ist meist erbliche Veranlagung, Betroffene sind hauptsächlich Männer: Als Übeltäter identifizierten Wissenschafter das Hormon DHT (Dihydrotestosteron), das aus dem männlichen Sexualhormon Testosteron gebildet wird.

[science.ORF.at/APA, 6.3.06]
->   Moser Medical Group
->   International Society of Hair Restoration Surgery
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Haarlängen sind genetisch festgelegt und funktional (12.9.05)
->   Frühe Glatze wird über die Mutter vererbt (19.5.05)
->   Warum Homo sapiens bisweilen Glatze trägt (24.9.04)
->   Wurzelbehandlung gegen Haarausfall (25.9.03)
 
 
 
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01.01.2010