News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung .  Gesellschaft 
 
Nur 14 Prozent Frauen im Forschungsbereich  
  Nur acht Prozent der Führungskräfte in der außeruniversitären Forschung Österreichs sind Frauen, an den Unis liegt der Frauenanteil bei den Professoren bei nur 14 Prozent. Insgesamt bildet Österreich mit einem Frauenanteil von rund 14 Prozent in allen Forschungssektoren gemeinsam mit Deutschland das EU-Schlusslicht.  
"Schockierende Zahlen" nennt dies Forschungsstaatssekretär Eduard Mainoni (BZÖ). "Je höher die Karrierestufe, desto weniger Frauen", sagte er am Montag bei einer Pressekonferenz anlässlich des bevorstehenden Frauentags am 8. März.
Deutlich unter dem EU-Schnitt
"Wir wollen und können nicht auf die Hälfte des geistigen Potenzial des Landes verzichten", sagte Mainoni, der auf die nach wie vor offene "Karriereschere" zwischen den Geschlechtern verwies.

Diese zeige sich im Bereich Unternehmensforschung an deutlichsten, wo der Frauenanteil in Österreich mit 10,4 Prozent deutlich unter dem EU-Schnitt von 15 Prozent liege.
Mehrheit von Studentinnen, kaum Professorinnen
In der außeruniversitären Forschung schwankt der Frauenanteil bei den unteren und mittleren Leitungsebenen zwischen 29 Prozent bei Technischen Fachkräften und 20 Prozent bei Leitern von Forschungsgruppen (Principal Scientist), sackt aber auf der Führungsebene auf acht Prozent ab.

Im Uni-Bereich absolvieren bereits mehr Frauen als Männer ein Studium (52 Prozent), je höher es die Karriereleiter hinaufgeht, desto dünner wird allerdings die Luft für Frauen, deren Anteil bei den Dozenten nur mehr bei 17 und bei den Professoren bei 14 Prozent liegt.
Kaum Frauen an der Spitze
 
Grafik und Bild: APA, Quelle: Femtech

Frauenanteil nach Hierarchie an Universitäten sowie in der außeruniversitären Forschung
Ungelöst: Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Der Geschäftsführer der Austrian Research Centers (ARC), Erich Gornik, ortete die "Rahmenbedingungen" als Ursache für diesen Trend.

Konkretisiert wurde dies von zwei Expertinnen, die im Rahmen des Frauenprogramms des Infrastrukturministeriums "Femtech" von einer Jury zu "Forscherinnen des Monats" gekürt wurden: "Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein noch nicht gelöster Knackpunkt, man sollte Frauen aber die Chance geben, beides unter einen Hut zu bringen", meinte die Physikerin und Unternehmerin Doris Steinmüller-Nethl.

Wichtig dafür seien etwa flexible Kinderbetreuungsstätten, so die Mutter dreier Kinder.
Männerklüngelei schwer zu durchbrechen
Auf die "Netzwerke von Männern, die sich am Abend beim Biertrinken ausmachen, wer welchen Job bekommt", verwies Claudia Ambrosch-Draxl, Professorin an der Montanuniversität Leoben.

Frauen gelinge es kaum, diese "Klüngelwirtschaft zu durchbrechen". Umso wichtiger sei die Sichtbarmachung durch die Auszeichnung "Forscherin des Monats", weil Frauen damit gezeigt werde, dass es auch in der Wissenschaft Karrierechancen für sie gebe.

Dies sollte auch an Schulen und Unis verstärkt aufgezeigt werden.
Programm "Femtech" wird fortgesetzt
Mainoni betonte, das vom Forschungsrat mit 4,4 Mio. Euro dotierte Programm "Femtech" (2002-2006) fortsetzen zu wollen. Im Rahmen des Programms soll bei staatseigenen bzw. -nahen Betrieben in Seminaren verstärkt auf dieses Missverhältnis hingewiesen werden.

"Ich würde mir wünschen, dass Geschäftsführer solcher Unternehmen nach einem solchen Seminar überlegen, wo sie ansetzen können, um Chancengleichheit zu schaffen", sagte der Staatssekretär.
Lösungsansatz "Mentoring": Sammelband erschienen
Anlässlich des Internationalen Frauentags wurde am Montag auch der zweisprachige Sammelband "Mentoring für Wissenschafterinnen" vorgestellt. Die Universität Wien hat vor rund fünf Jahren als erste österreichische Hochschule ein Mentoring-Programm für Frauen eingeführt, das laut Vizerektorin Martha Sebök für viele österreichische und europäische Unis zu einem Vorbild geworden ist.

In dem Band werden einerseits verschiedene derartige Programme in diversen Ländern vorgestellt. Andererseits werden die Evaluationsergebnisse des Pilotprojekts gezeigt.

Demnach haben Nachwuchswissenschafterinnen durch die Unterstützung ihrer Mentoren wichtige Kontakte, strategische Informationen und Zugänge zu wissenschaftlichen Netzwerken erhalten.

[science.ORF.at/APA, 6.3.06]
->   Femtech
->   Infrastrukturministerium
...
Das neue Buch
Nöbauer, Herta/Genetti, Evi/Schlögl, Waltraud (Hg.): Mentoring für Wissenschafterinnen. Im Spannungsfeld universitärer Kultur- und Strukturveränderung. Wien: Verlag Österreich. Materialien zur Förderung von Frauen in der Wissenschaft - Band 20, bm:bwk. 405 Seiten, 22 Euro.
->   Referat für Frauengleichstellung (Uni Wien)
...
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Neues Netzwerk: "Forscherinnen-Empowerment" (7.11.05)
->   Eva Schernhammer: Exzellenz - Eine Frage des Geschlechts? (24.8.05)
->   Wissenschaftsbetrieb braucht Reformen (2.3.05)
->   "Wissenschaft, die Grenzen schafft" (1.10.04)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung .  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010