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Elite-Uni: Internationales Komitee bestimmt  
  Die Industriellenvereinigung (IV) hat die Mitglieder des "Internationalen Komitees" für die geplante Elite-Uni in Maria Gugging (NÖ) - das "Institute of Science and Technology Austria" - bekannt gegeben.  
Für dieses in Absprache mit Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) eingesetzte Gremium wurden die langjährigen Präsidenten des Weizmann Institutes in Israel, der ETH-Zürich und der Max-Planck-Gesellschaft in Deutschland, Haim Harari, Olaf Kübler und Hubert Markl gewonnen. Die Leitung liegt bei Harari.
Zukunftspläne in 90 Tagen definiert
Das "Internationale Komitee" soll für das "Institute of Science and Technology Austria" (ISTA) u.a. die Führungs- und Managementstruktur, den Zeitplan und nächste Schritte zur Etablierung des ISTA, die Zusammenarbeit und Vernetzung mit bestehenden Exzellenz-Instituten, weitere Finanzierungsmöglichkeiten sowie Verfahren und Methoden zur Auswahl der ersten Wissenschaftler der Elite-Uni erarbeiten, heißt es in einer Aussendung der IV, welche die Arbeit des Gremiums finanziert. Die soll innerhalb der nächsten 90 Tage geschehen.
ETH & Co. als Vorbild
"Dieses Team, das ein Maximum an internationaler Erfahrung repräsentiert, vertritt drei Exzellenzeinrichtungen von internationaler Bedeutung. An der Arbeit dieser renommierten Einrichtungen soll sich das österreichische Exzellenz-Institut orientieren", betonte IV-Präsident Veit Sorger.

Mit dieser weiteren Vorgangsweise solle auch "die absolute Unabhängigkeit der Forschung bei dem neuen österreichischen Spitzeninstitut sicher gestellt werden".
Haim Harari
Haim Harari wurde 1940 in Jerusalem geboren. Seinen Master of Science (1961) und Ph.D. (1965) absolvierte er auf der Hebräischen Universität in Jerusalem. Während seiner beruflichen Laufbahn befasste sich Harari intensiv mit Forschung in dem Bereich Angewandte Physik sowie Lehre und Wissenschaftlicher Administration.

Harari ist unter anderem Mitglied der Israelischen Akademie der Wissenschaften sowie Träger der Harnack Medaille, der höchsten Ehrung der Max-Planck-Gesellschaft (2001) und des Komturkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
Olaf Kübler
Olaf Kübler war von 1979 bis 1996 Professor für Bildwissenschaften an der Abteilung Elektrotechnik der ETH Zürich. Von 1997 bis 2005 wirkte er als Präsident der ETH Zürich. Seine Ausbildung erhielt Kübler in theoretischer Physik an der Technischen Universität (TU) Karlsruhe, der ETH Zürich und der Universität Heidelberg.

Forschungsaufenthalte führten ihn in die USA und nach Frankreich unter anderem an das Lawrence Berkeley Laboratory (1991) und an das Stanford Research Institute (SRI) (1994). Seit Anfang dieses Jahres ist Kübler Direktor der "Society in Science: The Branco Weiss Fellowship".
Hubert Markl
Hubert Markl wurde 1938 in Regensburg geboren. 1962 promovierte er am Zoologischen Institut der Universität München. Einem Forschungsaufenthalt an der Harvard University (1965/66) folgte die Habilitation an der Universität Frankfurt/Main. 1968 bis 1974 war er Professor und Direktor des Zoologischen Institutes der Technischen Hochschule Darmstadt, ab 1974 Professor an der Universität Koblenz.

Von 1986-1991 war Markl Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Vizepräsident der Alexander von Humboldt-Stiftung, von 1996 bis 2002 Präsident der Max-Plank-Gesellschaft. Prof. Markl ist Träger einer Reihe von Auszeichnungen, unter anderen des Großen Verdienstkreuzes mit Stern der Bundesrepublik Deutschland, der Harnack-Medaille der Max-Planck-Gesellschaft und des Hanns-Martin-Schleyer Preises (2005).
Kritik: Internationale Institute finanzstärker ...
Der Grüne Wissenschaftssprecher Kurt Grünewald hält es indes für "bezeichnend, dass nicht mehr die zuständige Ministerin, sondern die Industriellenvereinigung" die Initiative ergreifen müsse, um internationale Spitzenforscher "damit zu beauftragen, zerbrochenes Porzellan zu kitten".

"Überlegen" müsse sich die Industriellenvereinigung aber, ob Vergleiche zwischen ISTA, Weizmann-Institut und ETH Zürich nicht allzu sehr an den Haaren herbeigezogen seien: "Die ETH Zürich investiert pro Studierenden beinahe vier Mal so viel Geld wie eine österreichische Technische Universität."
... Geldmangel an Universitäten
Ähnlich argumentiert SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal: "Die Regierung setzt in den nächsten zehn Jahren 50 Millionen Euro im Jahr für die Elite-Uni in Gugging ein, gleichzeitig fehlen den österreichischen Unis 50 Mio. Euro jährlich für wissenschaftliche Projekte, die nur aus Geldmangel abgelehnt werden müssen", so Broukal in einer Aussendung: "Wer in Gugging jubelt, darf auf Wien, Graz, Innsbruck, Klagenfurt und Linz nicht vergessen."

Sowohl der Präsident des Wissenschaftsfonds FWF, Christoph Kratky, als auch Rektoren-Chef Christoph Badelt hätten in den vergangenen Tagen zusätzliches Geld für die Uni-Forschung reklamiert.

Grünewald hält die Elite-Uni "angesichts der wahrlich nicht rosigen Zustände an Österreichs Hohen Schulen" für "ein großmannssüchtiges Ablenkungsmanöver von den wahren Problemen an den Unis".

[science.ORF.at/APA, 14.3.06]
->   science.ORF.at-Archiv zur Elite-Uni
 
 
 
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01.01.2010