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Internationale Studie: Arteriosklerose ist umkehrbar  
  Die Gefäßverkalkung - Arteriosklerose - lässt sich laut einer internationalen Studie wieder rückgängig machen. Ermöglicht wird dies bei Senkung der Konzentration an "bösem" LDL-Cholesterin auf die Hälfte des Ausgangswertes und darunter.  
Dies erklärte der in Fachkreisen bekannte US-Kardiologe Steven E. Nissen im Rahmen der Jahrestagung des American College of Cardiology am Montag in Atlanta (US-Bundesstaat Georgia).
Untersuchung mit stärkstem Cholesterinhemmer
Das Autorenteam unter Leitung des Wissenschaftlers von der Cleveland-Klinik behandelten im Rahmen der so genannten ASTEROID-Studie in 53 Zentren in den USA, Kanada, Europa und Australien zwei Jahre lang mit dem derzeit potentesten Cholesterinhemmer, Rosuvastatin. Die 507 Probanden erhielten jeden Tag 40 Milligramm der Substanz.
"Böses Cholesterin" deutlich reduziert
Bei 349 der Testpersonen mit bestätigter Arheriosklerose der Herzkranzgefäße (Koronargefäße) konnte am Beginn und am Ende der Studie eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden, bei der das Ausmaß der "Verkalkung" bestimmt wurde.

Durch die medikamentöse Behandlung verringerte sich der LDL-Spiegel im Blut von durchschnittlich 130,4 Milligramm pro Deziliter Blut auf 60,8 Milligramm.

Das bedeutete eine Reduktion um 53,2 Prozent. Gleichzeitig stieg das schützende HDL-Cholesterin um 14,7 Prozent.
Rückgang der Atherosklerose
Beim zweiten Test zeigte sich, dass es bei 63,6 Prozent der Behandelten zu einem Rückgang der Arteriosklerose gekommen war.

Das Volumen der größten Verkalkungen in den Herzkranzgefäßen nahm um 9,1 Prozent ab. Solche positive Veränderungen zeigten gar 78,1 Prozent der Patienten.

Nissen und die Co-Autoren: "Bisher glaubte man, dass die Arteriosklerose auf jeden Fall fortschreitet und auch durch die aggressivste Behandlung nur verlangsamt werden kann. Die neue Studie zeigt, dass es hier eine Möglichkeit für eine optimistischere Strategie geben könnte, bei der man mit einer hoch wirksamen Behandlung die Verkalkungsprozesse sogar rückgängig machen kann."
Funktioniert auch mit anderen Medikamenten
Allerdings, es muss nicht Rosuvastatin (AstraZeneca) sein. Der US-Spezialist hat eine ähnliche wissenschaftliche Untersuchung mit einem derartigen Ergebnis auch bereits mit dem weltweit am häufigsten verwendeten Cholesterinsenker, Atorvastatin (Pfizer), durchgeführt. Dabei wurde eine sehr hohe Dosis von 80 Milligramm verwendet.

So erklärte der Experte vor zwei Jahren zu dieser Studie in den USA gegenüber der APA: "Wir haben damit erstmals zeigen können, dass man die Arteriosklerose stoppen kann. Der LDL-Spiegel kann offenbar gar nicht gering genug sein. Wenn man das LDL-Cholesterin um 50 Prozent senkt, stoppt man die Gefäßverkalkung. Geht man darunter, kehrt man sie um."
Zielwert in Frage gestellt
International empfehlen die Kardiologen für Patienten, die an einer bestätigten Atherosklerose leiden, einen LDL-Cholesterinspiegel von weniger als 100 Milligramm pro Deziliter Blut.

Doch es gibt - nach Studien wie jene Nissens - immer mehr Fachleute, die für die Zukunft eine weitere Reduzierung dieses Zielwertes verlangen.

[science.ORF.at/APA, 14.3.06]
->   American College of Cardiology
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01.01.2010