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EU-Elite-Uni: Dezentrales Konzept noch vage  
  Noch vage sind die im Februar von der EU-Kommission vorgestellten Pläne für ein Europäisches Institut für Technologie (EIT). Klar ist, dass es keinen einzelnen Standort für das Institut geben wird.  
Zentrale Einheiten sollen vielmehr "Wissensgemeinschaften" sein. In diese sollen Universitäten, Forschungszentren und Unternehmen ihre besten Teams, Infrastruktur und Geld einbringen, die dann rechtlich zum EIT gehören, aber weiterhin an ihren ursprünglichen Standorten verbleiben sollen.

Wie das funktionieren soll, wird EU-Bildungskommissar Jan Figel möglicherweise beim EU-Bildungsministerrat am Donnerstag und Freitag in Wien erläutern.
Konzept mit 14 Seiten
14 Seiten umfasst das bisher vorliegende Konzept der Kommission, die ein "Europäisches Technologieinstitut" vorschlägt.

Dieses soll "zu einem Magneten für die besten Köpfe, Ideen und Unternehmen aus der ganzen Welt" und "einer eigenständigen, weltweit unverwechselbaren und bekannten europäische Marke" werden.
->   Das Konzept (pdf-Datei)
"Deckung mit Marktbedürfnissen"
Als Aufgaben für das EIT nennt die Kommission "alle drei Seiten des Wissensdreiecks": Ausbildung, Forschung und Innovation. Konkret sollen postgraduale Master- und Doktoratstudien angeboten und von der Grundlagen- bis zur angewandten Forschung ein breites Spektrum wissenschaftlicher Arbeit abgedeckt werden.

Dabei sollte das Institut von Anfang an "intensive Kontakte zur Geschäftswelt aufbauen, die dafür sorgen würden, dass seine Arbeit sich mit den Marktbedürfnissen deckt", wie es im Kommissionspapier heißt.
Integrierte Partnerschaft von Wissensgemeinschaften
Grafik und Quelle: APA
Die Organisation der EU-Elite-Uni
Die "Wissensgemeinschaften" als zentrales Element des EIT sollen nach den Vorstellungen der Kommission aus Fachabteilungen oder Teams von Universitäten, Forschungszentren und Unternehmen bestehen, die sich zu einer "integrierten Partnerschaft" zusammenschließen.

Im Unterschied zu schon bestehenden Netzwerken, wo Partner nur eine Zusammenarbeit vereinbaren, sollen die Partner beim EIT Ressourcen wie Infrastruktur und Personal für das Institut abstellen.

Personal und Ausrüstung sollen weiterhin an unterschiedlichen Standorten angesiedelt sein, doch die Wissensgesellschaften selbst "als integriertes Ganzes arbeiten" und rechtlich gesehen zum EIT gehören.

Geleitet werden soll das Institut von einem Verwaltungsrat, der aus hochkarätigen Vertretern der Universitäten, Forschungszentren und Unternehmen zusammengesetzt ist. Dieses Gremium soll die strategischen Schwerpunkte des EIT festlegen, das zentrale Budget verwalten, die Ressourcen den Wissensgemeinschaften zuteilen sowie Auswahl, Kontrolle und Evaluierung der Wissensgemeinschaften organisieren.
Arbeitsbeginn 2010
Finanziert werden soll das EIT u.a. von der EU, den Mitgliedstaaten und Unternehmen. Das für die Einrichtung des EIT notwendige Rechtsinstrument soll 2008 verabschiedet und anschließend der Verwaltungsrat ernannt werden.

Die ersten Wissensgemeinschaften sollen 2009 festgelegt werden, ab 2010 die Arbeit begonnen werden.
Vorteile für bestehende Unis?
Warum sollten etwa Universitäten ihre besten Teams an das EIT abtreten? Fragen wie diese versucht die Kommission in ihrem Papier schon vorweg zu beantworten. Für Wissenschaftler wären unabhängige Forschungsmöglichkeiten, viel versprechende Karriereaussichten und gute Gehälter attraktiv.

Für Unis, Forschungszentren oder Unternehmen wäre die Tatsache, ein Team an das EIT abgestellt zu haben, "ein Aushängeschild für Spitzenleistung", es gebe damit "privilegierte Beziehungen" zur europäischen Spitzenforschung.
Finanzielle Anreize
Außerdem werden finanzielle Anreize in Aussicht gestellt: "Als Ausgleich wird das EIT den 'Wiederaufbau' von Ressourcen in den Partnereinrichtungen mitfinanzieren können."

Außerdem gebe es Standortvorteile, weil regionale Behörden oder Unternehmen der Zusammenarbeit mit dem EIT einen hohen Stellenwert beimessen werden, ist die Kommission überzeugt.
Skepsis in den Mitgliedstaaten
In den Mitgliedstaaten ist man jedenfalls noch nicht so recht von dem Konzept überzeugt, wie das jüngste Treffen der Forschungsminister in Brüssel zeigte. "Wir sind erst am Anfang der Diskussion, und es gibt viele offene Fragen, das ist normal", sagte die amtierende Ratsvorsitzende, Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP).

Forschungskommissar Janez Potocnik stellte in Aussicht, dass die EU-Kommission noch in diesem Jahr einen konkreteren Vorschlag für das EIT vorlegen werde.

[science.ORF.at/APA, 14.3.06]
->   "European Institute of Technology" (EU)
->   Bildungsministerium
 
 
 
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01.01.2010